Herbert Hainer, CEO, adidas AG

 

Gerade Jahre wie 2012 sind fast immer gute Jahre für adidas. Denn in solchen Jahren finden sportliche Großereignisse wie Fußball-Europameisterschaften oder Olympische Sommerspiele statt, die für adidas-Produkte meistens verkaufsfördernd sind. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin äußert sich adidas-Chef Herbert Hainer zu Wachstumszielen, Fußball-Sponsoring und anderen Sportarten, in denen der Konzern vertreten ist – oder eben nicht.

GoingPublic: Herr Hainer, Sie haben nach einem erfolgreichen ersten Quartal die Prognosen für das Gesamtjahr erhöht. Was sind die Haupttreiber für die gestiegenen Erwartungen?

Hainer: Wir hatten in der Tat einen hervorragenden Start in das neue Jahr. Die adidas-Gruppe war noch nie so gut aufgestellt wie heute. Wir wachsen in allen Regionen der Welt und in allen Vertriebskanälen. Besonders stark haben im ersten Quartal die Marke adidas mit einem Zuwachs von 16% und TaylorMade – adidas Golf mit einem Plus von 32% abgeschnitten. Nach Regionen betrachtet waren China und die anderen asiatischen Märkte mit einem Plus von jeweils 26% unsere Wachstumstreiber. Auch in Nordamerika haben wir erneut zweistellig zugelegt. Genauso bemerkenswert finde ich allerdings, dass wir auch in Westeuropa weiter gewachsen sind – trotz aller wirtschaftlichen Probleme in der Euro-Zone. Nach diesem starken Auftakt erwarten wir nun, dass wir den Umsatz im Gesamtjahr um annähernd 10% auf über 14 Mrd. EUR steigern werden und beim Nettogewinn um 12 bis 17% zulegen, auf dann 750 bis 785 Mio. EUR. 2012 wird also erneut ein Jahr der Rekorde für die adidas-Gruppe.

GoingPublic: Verfolgen Sie auch weiterhin das Ziel, Nummer eins auf dem weltweiten Sportartikelmarkt zu werden? Wie soll es gelingen, Nike an der Spitze abzulösen?

Hainer: Uns geht es nicht in erster Linie darum, die Größten zu sein. Wir wollen für unsere Aktionäre nachhaltiges, profitables Wachstum erzielen. Deshalb haben wir uns mit unserem langfristigen strategischen Geschäftsplan Route 2015 klare Wachstumsziele gesetzt. Wir wollen bis 2015 den Umsatz auf 17 Mrd. EUR steigern, den Gewinn pro Jahr durchschnittlich um 15% steigern und eine nachhaltige operative Marge von 11% erzielen.

GoingPublic: Bei der Fußball-EM ist adidas u.a. als Ausrüster der Favoriten Deutschland und Spanien vertreten. Dagegen ist Frankreich kürzlich zu Nike gewechselt. Sind Sie mit der Präsenz bei der EM dennoch zufrieden?

Hainer: Selbstverständlich, denn unsere Präsenz könnte kaum besser sein. Wir sind offizieller Sponsor, Ausrüster und Lizenznehmer des Turniers und stellen den Spielball, den „Tango 12“. Dann rüsten wir sechs der 16 qualifizierten Teams aus – mehr als jede andere Marke. Darunter sind auch die beiden Topfavoriten: Titelverteidiger Spanien sowie Deutschland. Und letztlich werden über 100 Spieler unsere neuesten Fußballschuhe tragen, darunter Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Philipp Lahm, Manuel Neuer aus Deutschland, Xavi und Iker Casillas aus Spanien, Arjen Robben und Robin van Persie aus den Niederlanden, Nasri aus Frankreich – um nur ein paar Spieler zu nennen. Wir gehen daher heute schon davon aus, dass wir in diesem Jahr einen neuen Umsatzrekord im Fußball von mehr als 1,5 Mrd. EUR aufstellen werden. Damit bauen wir unsere Marktführerschaft im populärsten Sport der Welt weiter aus.

GoingPublic: Profitieren Sie eher von der Partnerschaft mit der UEFA oder vom Sponsoring großer Landesverbände?

Hainer: Sowohl als auch. Unser Sponsoring-Konzept steht auf drei Säulen. Wir sponsern den Event – damit sind wir automatisch bei allen Spielen durch Bandenwerbung, durch den Spielball und die Ausrüstung der Helfer sichtbar. Dann rüsten wir Teams aus, weil uns dies eine hohe Markensichtbarkeit auf dem Spielfeld gibt. Und letztlich rüsten wir einzelne Spieler aus, die unsere innovativen Fußballschuhe tragen und die wir in unsere Kommunikationsaktivitäten einbinden

GoingPublic: Welchen Stellenwert haben für Sie Olympische Sommerspiele im Vergleich zur Fußball-EM und -WM?

Hainer: Beides sind großartige Plattformen, um unsere Marken darzustellen, da beide Ereignisse von Milliarden Sportfans vor dem Fernseher oder dem Computer verfolgt werden. Deshalb sind wir auch bei beiden Ereignissen prominent als Partner und als Ausrüster von Teams und Athleten vertreten. Kommerziell gesehen, haben eine Fußball-EM oder -WM eine höhere Bedeutung, weil wir den Spielball und die Trikots der Mannschaften millionenfach verkaufen können. Bei Olympia kauft sich kein Mensch ein Leichtathletik-Leibchen, wenn Haile Gebrselassie den Marathon gewinnt. Bei Olympia geht es uns daher vor allem darum, adidas als die Sportmarke zu positionieren, die sich um alle großen und kleinen Sportarten kümmert. Wir sind bei Olympia in 25 der 26 Sportarten aktiv – und damit in mehr als jede andere Marke. Nur beim Reiten sind wir nicht vertreten, denn Pferdezubehör haben wir nicht in unserem Produktsortiment.

1
2