Mit einem selbstbewusst-unkonventionellen Auftreten gegenüber EU-Kommission und EZB bemüht sich die neue griechische Regierung nun darum, eine neue Vereinbarung mit Brüssel auszuhandeln, mit der Griechenland eine echte Chance für eine wirtschaftliche Gesundung erhält und mit der es zugleich weiterhin Zugang zu Finanzhilfen von EU und EZB hat. Athen fordert dafür unter anderem einen weiteren Schuldenschnitt. Dabei geht es der neuen Regierung nicht darum, weitere Milliarden an Krediten zu erhalten, sondern den Abbau und die Bedienung der aufgehäuften griechischen Staatsschulden so zu gestalten, dass Wirtschaft und Sozialsysteme des Landes nicht noch weiter zerstört werden. EU, EZB und IWF pochen ihrerseits aber strikt auf eine Fortführung der in den Vorjahren vereinbarten Spar- und Reformprogramme.

Eine Einigung ist angesichts diametral gegensätzlicher Positionen schwierig; sie muss aber spätestens bis Ende Februar gefunden werden, da Athen sonst der Staatsbankrott droht. Die Not-Kreditlinien der EZB für die griechischen Banken mussten bereits erhöht werden. Fast täglich werden von Medien und Analysten neue Szenarien und Wahrscheinlichkeiten herumgereicht, ob, wie und wann es zu einer Lösung im Streit zwischen Athen und Brüssel kommt oder ob das Land gar die Euro-Zone verlassen wird („Grexit“).

Dementsprechend präsentiert sich der griechische Aktienmarkt mit sehr hohen Schwankungen und die griechischen Staatsanleihen preisen erhebliche Wahrscheinlichkeiten eines Scheiterns der Verhandlungen bzw. eines neuen Schuldenschnitts ein. Vor allem griechische Bankaktien fielen in den letzten Wochen kräftig, denn die Banken werden im Falle eines Verlassens der Eurozone oder eines Staatsbankrottes ebenfalls pleite sein. Natürlich besitzen sie umgekehrt damit auch das größte Kurspotential im Falle einer Einigung. Ein wie auch immer gearteter Kompromiss bleibt derzeit noch immer das wahrscheinlichste Szenario. Möglicherweise wird eine grundsätzliche Entscheidung aber zunächst auch um einige Monate vertagt und bis dahin seitens EU und EZB eine bedingte Fortführung der finanziellen Unterstützung gewährt. Bis es dazu kommt, dürften Aktien- und Rentenmärkte Griechenlands aber weiterhin sehr volatil bleiben.

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