Während die meisten deutschen Filmrechtehändler mit vollen Geldkoffern nach Cannes reisen und im Namen der nächsten Ad hoc-Meldung um jeden Preis Filme kaufen, als gäbe es kein Morgen, und sich dabei den Spott der Branche zuziehen (man sprach vom „Silly German Money“), so beteiligte sich Helkon an den Quellen der Filmrechte, den Produktionsgesellschaften. Dank der direkten Deals mit den Produzenten landete manch erstaunlich hoher Lizenzpreis, der vom börsennotierten Erwerber der Rechte stolz der Bereichsöffentlichkeit präsentiert wurde, teilweise in den Taschen von Helkon – ohne daß jemand davon weiter Notiz nahm.

Auch bei Firmenkäufen mochten die Münchner nicht mehr Geld ausgeben als nötig. So bekamen die Verkäufer der Produktionsgesellschaft Newmarket Capital Group den vereinbarten Nachschlag auf den Kaufpreis nur, weil die Geschäftszahlen der folgenden Jahre gut waren. Als vor zwei Jahren der Markt abzukühlen begann und die Kapitalbeschaffung über die Börse praktisch aussichtslos wurde, legte sich Helkon keine neuen Projekte mehr zu, sondern sparte Kraft und Liquidität, um alle eingegangenen Abnahmeverpflichtungen erfüllen zu können. Der vorzeitige, traurige Abgang des Mitgründers Werner Koenig, ein gefloppter Blockbuster namens „Rollerball“ und Abwertungen auf Pay-TV-Rechte im Sog der Kirch-Pleite wollten ebenso verdaut werden wie die dramatisch verschlechterte Kapitalbeschaffung: Wurden Filmproduktionen vor kurzem noch von Banken mit Begeisterung vorfinanziert, so müssen sie heute mit teurem Eigenkapital unterlegt und besichert werden.

Nach Angaben des Unternehmens wurde die Restrukturierung hinsichtlich interner Organisation, umfangreicher Kosteneinsparungen und der Strategie für die Zukunft zu nahezu 100 % durchgeführt. Der Tiefpunkt der Liquidität, der lange vorher für März/April 2002 absehbar war, sollte wohl überstanden sein. Die Aktionäre stimmten unter Schmerzen einer kurzfristigen Wandelanleihe zu, die ihren Anteil verwässern kann.

Letzten Freitag stand fest, daß die Bankkredite gekündigt seien und die Liquiditätslücke nicht von den Gläubigerbanken, allen voran Vereins- und Westbank und Stadtsparkasse Köln, und weiteren Financiers gedeckt werde. Der erst seit zwei Wochen amtierende Aufsichtsrat strich nach dem Insolvenzantrag sofort geschlossen die Segel. Per 30. April waren noch liquide Mittel von über 15 Mio. Euro und ein Neunmonats-Cash-Flow von 78 Mio. Euro berichtet worden. Die Marktkapitalisierung lag indes kurz vor Insolvenzanmeldung bei knapp 4 Mio. Euro.

Sollte damit die deutsche Kreditwirtschaft beim Ende eines überlebensfähigen Unternehmens die Regie geführt haben? Wenn ein Regisseur mit der Aufnahme einer Szene endlich zufrieden ist, gibt er dies üblicherweise durch den Ausruf „Danke, gestorben!“ kund. Wie passend…!

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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