Zalando und Rocket Internet – beide Anfang Oktober 2014 – waren alles andere als Eintagsfliegen. Im Jahr zwei nach den Börsendebüts von Zalando und Rocket Internet schafften es 2015 mit Scout24, Siltronic und windeln.de gleich drei hiesige Tech-Firmen aufs Parkett. Doch ist nicht alles Gold, was Tech ist: Einige mahnende Erinnerungen sollte man im Hinterkopf behalten – zwar wiederholt sich Geschichte nicht, aber sie reimt sich öfter, als einem lieb ist.

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PwC-Studie „Global Technology – IPO Review Full-year and Q4 2015

Das Gesamtemissionsvolumen der drei oben genannten Debütanten lag immerhin bei 2,1 Mrd. USD – damit trugen sie dazu bei, die internationale Bilanz europäischer Tech-Börsengänge ziemlich aufzuwerten. Für Europa war das Jahr 2015 mit einem Emissionsvolumen von 11 Mrd. USD im Technologiesektor sogar das beste seit einem Jahrzehnt.
Und noch besser: Drei der weltweit fünf größten Tech-Börsendebüts – alle über 1 Mrd. USD – kamen aus Europa. Namentlich waren dies der britische Zahlungsdienstleister Worldpay (3,8 Mrd. USD), das ebenfalls britische Internetportal AutoTrader (2,4 Mrd. USD), ferner besagte Scout24 (1,5 Mrd. USD). Die Abgrenzung ist nicht durchgängig einfach: Scout betreibt Portale, mithin Internetseiten – Hochtechnologie ist das in Jahr 25 seit Erfindung des www nicht mehr unbedingt.

1/3 der IPO-Erlöse mittlerweile aus dem Tech-Sektor
„Die Beispiele zeigen, dass speziell in der Onlinebranche unheimlich viel Dynamik herrscht. Legt man die vergangenen fünf Jahre zugrunde, kommen im Technologiesektor inzwischen rund 35% aller IPO-Erlöse aus der Internetindustrie“, erläutert Werner Ballhaus, Leiter des Technologiebereichs von PwC Deutschland.

Darüber hinaus haben sich die Aktien von Zalando und Scout24 durchaus auch in der Baisse Anfang des Jahres überaus FinTech 4wacker geschlagen: „Das Vertrauen der Investoren in die Internetbranche jedenfalls scheint ungebrochen – und IPO-Kandidaten gibt es genug“, meint auch PwC-Experte Christoph Gruss, Capital Markets & Accounting Advisory Services.

Einhörner oder verkleidete Gäule?
Doch warum schaffte es Europa überhaupt, 2015 den USA den Tech-Rang abzulaufen? – eine gute und naheliegende Frage. Dies dürfte daran liegen, dass sogenannte Unicorns – Firmen, die schon vor einem Gang an den Kapitalmarkt auf Milliarden-Bewertungen kommen – sprunghaft anstieg.

Diese Unicorns konnten sich zuletzt ungewöhnlich hohe außerbörsliche Platzierungen sichern, darunter bekannte Unternehmungen wie Uber Taxis oder Spotifydas GoingPublic Magazin berichtete. Auch von AirBnB und Snapchat dürften die meisten schon einmal gehört haben – obwohl diese Firmen noch gar nicht an der Börse sind. PwC zählte jüngst Unicorn-Startups im Gesamtwert von 36 Mrd. USD – die Megabörsengänge dieser Firmen lassen jedoch auf sich warten.