Das Thema hat durchaus seine Berechtigung. Erst die Telekom privatisieren, um sie dann vom chinesischen Staat aufkaufen zu lassen, macht nicht wirklich Sinn. Die Gesellschaft als an vielen Stellen verwundbares Gemeinwesen besitzt ein berechtigtes Interesse daran, Anbieter bestimmter Dienstleistungen und sicherheitsrelevante Industrien in vertrauenswürdigen Händen zu wissen. Doch die Umsetzung ist einigermaßen schwierig. Deutsche Konzerne sind weltweit investiert, und da muss bei jeglichen Entscheidungen hierzulande viel Fingerspitzengefühl aufgewendet werden, deutsche Chancen andernorts nicht zu verspielen.

Politik neigt dazu, Lösungen für Probleme anzubieten, die es so gar nicht gibt. In den Zeiten der Globalisierung haben die Beschützer Konjunktur. Da gilt es aufzupassen, dass nicht zu viel beschützt wird. Das wäre auch für die Performance der vermeintlich beschützten Unternehmen nicht förderlich. „Was zählt – ist am Markt“, könnte man einen Spruch aus dem Kicker-Universum ummünzen. Eine Bahn zum Beispiel, die sicher sein kann, auch bei sehr niedrigem Kursniveau nicht wirklich zum Übernahmeziel zu werden, könnte man auch gleich in staatlicher Hand belassen.

Viele Ideen werden derzeit ventiliert, darunter auch so bizarre Vorstellungen, dass bis zu drei Jahren nach einer verdeckten unerwünschten Übernahme die Rückabwicklung durchgesetzt werden kann. Nein, die GISI-Inszenierung darf nicht als absurdes Theater auf der politischen Bühne gegeben, sondern muss in einer minimalistischen Variante gespielt werden: So viel Schutz wie eben nötig, so wenig Beschränkung wie möglich – erreicht durch wenige, dafür glasklare Vorgaben. Ein langes Hick-Hack in der Großen Koalition mit den üblichen Profilierungen der üblichen Verdächtigen jedenfalls kann der Investitionsstandort Deutschland nicht gebrauchen.

Stefan Preuß

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