Junge Mittelschicht im Blick
Seit der Gründung im Jahr 1984 hat sich die Gesellschaft zu einem Sport-Mode-Label weiterentwickelt, das heute hauptsächlich die aufstrebende chinesische Mittelschicht im Blick hat. Für diese bietet Goldrooster eine breite Palette an Sportbekleidung, Sneaker und Modeaccessoires. In Imagevideos und Präsentationen gibt man sich bewusst jung und modern, schließlich möchte man mit seinen Kollektionen vor allem Kunden zwischen 18 und 35 Jahren ansprechen. Die China-Zentrale der in Berlin ansässigen deutschen Holding liegt in der 2-Millionen-Stadt Jinjiang. Von dort aus steuert der Vorstand die Expansion in der Volksrepublik. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf – für chinesische Verhältnisse – mittelgroße Städte. Metropolen wie Peking oder Shanghai sind aufgrund ihrer ungleich höheren Wettbewerbsintensität weniger attraktiv. Zudem besteht gerade in den ländlicheren Provinzen noch massiver Nachholbedarf in Bezug auf Mode und Lifestyle. Während die Produktion der Sportbekleidung und der dazu passenden Accessoires komplett ausgelagert wurde, fertigt Goldrooster seine Sportschuhe in Eigenregie am Standort Jinjiang.

Wettbewerb an jeder Ecke
Der Modemarkt ist hart umkämpft – gerade in China. Neben zahlreichen inländischen Anbietern muss sich die Gesellschaft auch gegen internationale Mode- und Sportartikelfirmen wie Puma, Adidas, Nike und Kappa behaupten. Dies fällt nicht leicht, gelten diese Marken doch schon aufgrund ihres westlichen Styles in der von Goldrooster adressierten Zielgruppe als besonders angesagt und hip. Mit dem französischen „Le Coq sportif“-Konzern verbindet das Unternehmen überdies eine sehr spezielle „Geschäftsbeziehung“. Die Embleme beider Marken scheinen zum Verwechseln ähnlich. Obwohl ein chinesisches Gericht Goldrooster die Nutzung des Logos in China erlaubt hatte, muss damit gerechnet werden, dass sich die Franzosen mit diesem Urteil nicht zufrieden geben. Neben weiteren Gerichtskosten könnte vor allem ein möglicher Imageschaden das Unternehmen schwer treffen. Schließlich sprechen auch internationale Modeketten wie „H&M“ oder „Mango“ ein ähnliches Publikum an.

Wachsen mit eigenen Läden
Bislang ist Goldrooster in 18 chinesischen Provinzen sowohl in Mode-Outlets als auch in kleineren Modegeschäften vertreten. Dreißig exklusive Vertriebspartner konnte das Unternehmen an sich binden, wobei der Vorstand mit dem nun geplanten Börsengang vor allem die ersten eigenen Filialen finanzieren und betreiben möchte. Das ehrgeizige Programm sieht die Eröffnung von 60 respektive 90 Läden für dieses und das nächste Jahr vor. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den südlichen Provinzen Sichuan und Jiangsu. Längerfristig möchte man aber auch in anderen Teilen Asiens und des Mittleren Ostens präsent sein. Ein Online-Shop befindet sich ebenfalls im Aufbau. Neben der regionalen Expansion strebt das Unternehmen eine Erweiterung seiner Fertigungskapazitäten an. So sollen die IPO-Einnahmen zu einem kleineren Teil in den Ausbau der Turnschuh-Produktion und in eine neue Bekleidungslinie fließen. Darüber hinaus wird das Geld für Marketingzwecke und die Entwicklung der Marke benötigt. Die Analysten der emissionsbegleitenden VEM Aktienbank erwarten vor diesem Hintergrund eine Fortsetzung des über die letzten Jahre unter Beweis gestellten Wachstums. Gleichzeitig dürfte jedoch die Margen im Zuge der Expansionsbemühungen von über 22% im Jahr 2011 in einen immer noch respektablen Bereich zwischen 17 und 18% zurückkommen.

 

Goldrooster AG – Geschäfts- und Kennzahlen

2010

2011

2012e

2013e

Umsatz

80,1

104,0

128,8

163,0

Nettoergebnis*

13,2

17,3

18,2

21,2

EpS

0,53

0,69

0,73

0,85

KGV

7,6

5,8

5,5

4,7

*) in Mio., sämtliche Angaben in EUR; Quelle: VEM Aktienbank


Angebot zum Festpreis
Statt innerhalb einer Zeichnungsspanne können Interessierte beim Börsengang ihre Angebote zu einem Festpreis von 4,00 EUR abgeben. Dem Unternehmen würden dadurch vor Abzug der IPO-Kosten bis zu 20 Mio. EUR zufließen. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 15. Mai, wobei drei Tage später die Erstnotiz im Entry Standard vorgesehen ist. Auf Basis von 25 Mio. Aktien errechnet sich beim Angebotspreis ein Börsenwert von 100 Mio. EUR. Im Vergleich zu deutschen Modeeinzelhändlern wie Tom Tailor oder Gerry Weber erscheinen die Multiples (KGV von 5,5 bzw. 4,7 für 2012 und 2013) auf den ersten Blick sehr niedrig. Wir erachten jedoch eine Peer-Group aus rein chinesischen AGs als wesentlich aussagekräftiger. Gegenüber bereits in Deutschland gelisteten Modefirmen wie Kinghero und Ultrasonic lassen sich plötzlich keine signifikanten Bewertungsabschläge erkennen – im Gegenteil. Eine Kinghero-Aktie bringt es sogar auf ein 2012er-KGV von 4. Darin zeigt sich, wie groß das Misstrauen gegenüber chinesischen Unternehmen inzwischen sein muss.

 

Goldrooster – Emissionsparameter
WKN

A0AYYU

Erstnotiz

18. Mai

Zeichnungsfrist

2. bis 15. Mai

Preis

4 EUR

MarketCap

100 Mio. EUR

Marktsegment

Entry Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

5 Mio. Aktien aus KE

 GS bis zu 0,75 Mio. Aktien von Altaktionären

20 bis 23 Mio. EUR

Konsortium

VEM Aktienbank

Free Float

max. 23%

Internet

www.goldrooster.de


Fazit
So schlüssig die Story des Börsengangs ist – Aufbau eigener Läden, Kapazitätsausbau, Erhöhung des Markenwertes –, so viele Fragzeichen bleiben letztlich hinter der eingeschlagenen Strategie. Nicht nur dass die Wettbewerbssituation überaus anspruchsvoll erscheint und sich Modetrends schnell ändern können, auch muss Goldrooster erst noch beweisen, dass man den Verkauf in den eigenen Shops ebenso erfolgreich wie den Vertrieb über Handelspartner gestalten kann. Hinzu kommt eine eher generelle Unsicherheit in Bezug auf die chinesische Konjunktur. Eine Zeichnung drängt sich daher nicht auf.

Marcus Wessel

Autor/Autorin