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Generative künstliche Intelligenz kann weit mehr als Texte entwerfen. Ihr gezielter Einsatz läutet in vielen Branchen einen beispiellosen technologischen Wandel ein. Einer der größten Profiteure dürfte die Gesundheitsindustrie sein – das ergab kürzlich eine Studie von PwC. Hier können enorme Ineffizienzen behoben werden. Der umfangreiche Datenpool macht es möglich. Auch Anleger können jetzt davon profitieren.

Technologieunternehmen wie Micro­soft, Google, Amazon & Co. dürften zweifellos zu den großen Nutz­nießern von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) gehören. Oft ist eine Inves­tition in diese Werte aber mit erheblicher Volatilität verbunden, da Technologie­investoren frühzeitig das volle Zukunfts­potenzial in der Unternehmensbewertung einpreisen. Dabei wird häufig vergessen, dass das Geschäftsrisiko im Technologiesektor meist größer ist als erwartet.

Gesundheitsbranche profitiert enorm von GenAI

Eine Alternative sind Gesundheitsunternehmen, die laut einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) zu den größten Profiteuren dieses Mega­trends zählen. Weite Teile des Gesundheitssektors sind geprägt von enorm komplexen Problemstellungen und massiven Systemineffizienzen. Das trifft vor allem auf die Medikamentenentwicklung zu, aber auch auf das hochgradig ineffiziente Gesundheitswesen. Damit künstliche Intel­ligenz erfolgreich genutzt werden kann, muss sie zunächst mit großen ­Datenmengen gefüttert werden. Ein solcher Datenpool steht den meisten Healthcareunternehmen bereits heute aus zahlreichen Studien, Forschung, Entwicklung und natürlich Patientendaten zur Verfügung. Partnerschaften zwischen großen Healthcare- und Technologieunternehmen sind ebenso vorhanden und besonders ­erfolgversprechend, da sie einen vereinten Zugang zu wichtigen Gesundheits­daten und GenAI-Technologien bieten.

GenAI wird Treiber für den ­Shareholder Value

Jedoch ist die derzeitige Datenlage nicht nur komplex, sondern auch ineffizient strukturiert. Die Healthcareexperten von Bellevue sind deshalb davon überzeugt, dass Unternehmen, die künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsstrategie stellen, sich damit schon jetzt ­einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen. GenAI wird ein relevanter Treiber für den Shareholder Value im ­Gesundheitssektor sein. Zudem ist das ­Geschäftsrisiko kalkulierbarer, da es sich beim Gesundheitssektor um einen stark regulierten Markt handelt.

Abb. 1: Bellevue AI Health - Investmentprozess. Quelle: Bellevue Asset Management
Abb. 1: Bellevue AI Health – Investmentprozess. Quelle: Bellevue Asset Management

Schneller, besser und effizienter durch GenAI

Es sind vor allem drei Bereiche, die überdurchschnittlich vom Einsatz der GenAI profitieren werden. Allen voran die Medikamentenentwicklung: Die Präparate werden künftig nicht nur schneller und gezielter entwickelt, auch die Risiken bei der Entwicklung verringern sich. Der gesamte Prozess dauert heute in der Regel zehn bis 15 Jahre und kostet 1 Mrd. bis 4 Mrd. USD. Das kann durch GenAI deutlich verbessert werden. Auch die Behandlungsqualität wird durch die Optimierung der ­Methoden deutlich erhöht. So wird GenAI beispielsweise nicht nur in der bildgebenden Diagnostik eingesetzt, sondern auch in der AI-geführten Ultraschallunter­suchung und in der Früherkennung von Herzversagen. Nicht zu unterschätzen ist die enorme Reduzierung von Verwaltungskosten – Ärzte und Pflegepersonal können dank der Reduzierung der adminis­trativen Aufgaben durch GenAI bis zu 25% ­ihrer ­Arbeitszeit einsparen.

Diese Healthcareunternehmen profitieren von generativer ­Künstlicher Intelligenz:

Amgen – dank Generative Biology schneller und erfolgreicher

Amgen ist eines der größten Biotechunternehmen weltweit und investiert jährlich über 4,5 Mrd. USD in Forschung und Entwicklung neuer Medikamente. Das Unternehmen ist führend in Generative Biology und ist bereits 2018 u.a. mit Google eine Partnerschaft auf dem Gebiet der GenAI eingegangen. GenAI wird von Amgen für die Vorhersage von proteinbasierten ­Medikamentenkandidaten, die Entwicklung neuer Medikamente und die Optimierung klinischer Versuche eingesetzt. Laut Dr. David Reese, Chef für Forschung und Entwicklung bei Amgen, hat der ­Ansatz der Generative Biology die Zeit für die Identifikation von Antikörpern bereits ­halbiert und die Erfolgsrate sogar verdoppelt. Dies beschleunigt Entwicklungs­zeiten und reduziert Entwicklungsrisiken.

GE Healthcare ermöglicht einfache Anwendung von Ultraschall

GE Healthcare ist einer der führenden ­Anbieter für medizinische Ultraschall­geräte. Ultraschall ist ein sicheres, hochwirksames Diagnoseinstrument. Leider gibt es nicht genügend Fachpersonal und deshalb auch große Schwankungen bei der Bildqualität, sodass die Vorteile des Ultraschalls bisher nicht vollständig ­erkannt und genutzt wurden. GenAI ­ermöglicht nun mittels Echtzeitbilderkennung, das Ultraschallhandgerät zu „orten“ und an den richtigen Ort zu „lotsen“. So kann jeder Mediziner Ultraschallbilder in bestmöglicher diagnostischer Qualität aufnehmen, da die AI in Echtzeit durch ­jeden Schritt des Scan- und Bildaufnahmeprozesses führt und automatisch die Bildqualität bewertet. Damit ist künftig bei Ultraschalluntersuchung eine konstant hohe Qualität gewährleistet.

UnitedHealth – weit mehr als ein Krankenversicherer

UnitedHealth ist der führende Anbieter von informations- und technologie­gestützten Gesundheitsdienstleistungen. Nach heutigem Stand werden allein im US-Gesundheitswesen jährlich über 300 Mrd. USD „verschwendet“, da beispielsweise Krankheiten viel zu spät erkannt werden. Auch die Pflegekoordination funktioniert nicht optimal, was zu unnötigen Folgekosten führt. Und schließlich werden viele Patienten grundsätzlich falsch ­behandelt. Zudem werden Leistungen nicht korrekt oder missbräuchlich abgerechnet. Genau hier setzt UnitedHealth an. Das Unternehmen investiert bereits seit Jahrzehnten in Big-Data-Anwendungen und will diese leistungsfähiger und einfacher gestalten. So lassen sich mit ­GenAI-basierter Überwachung von Patientendaten Vorhersagen zu Krankenhausaufenthalten, Wiederaufnahmen und Krankheitsverläufen treffen.

Illustration "Generative AI". Copyright: Sutthiphong - stock.adobe.com
Illustration „Generative AI“. Copyright: Sutthiphong – stock.adobe.com

Neuer Fonds für den ­Gesundheitssektor

Bellevue Asset Management hat nun einen Fonds entwickelt, mit dem Anleger genau von diesem Trend profitieren können: den Bellevue AI Health. Der aktiv gemanagte und global investierende Aktienfonds umfasst 50 bis 70 Healthcare- und vereinzelte Technologieunternehmen mit starkem Healthcarebezug. Der Fokus liegt auf liquiden Mega- und Large Caps, die durch ­ausgewählte Mid Caps ergänzt werden. Bei der Auswahl der infrage kommenden Portfoliokandidaten hilft der selbst ent­wickelte „Bellevue AI Affinity Score“. ­Dieser misst, wie intensiv ein Unternehmen GenAI nutzt und wie stark es in die dafür nötigen Ressourcen investiert. Für ihr Port­folio erwarten die Bellevue-Experten in den nächsten drei bis vier Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von rund 8% und ein Gewinnwachstum pro Aktie von 15%.

Dieser Artikel ist in der Plattform Life-Sciences-Ausgabe 1-2024 erschienen.

Autor/Autorin

Stefan Blum
Portfoliomanager at Bellevue Asset Management

Stefan Blum joined Bellevue Asset Management in 2008 and is lead portfolio manager of the BB Adamant Medtech & Services (Lux) Fund. He has 15 years of experience in the healthcare sector. Prior to joining Bellevue Asset Management, he spent four years as head of investor relations at Sonova, the world's largest manufacturer of hearing instruments. As a financial analyst at Bank Sarasin from 1996 to 2000, he covered medical technology and high tech stocks. After that he served as CFO of Obtree Technologies Inc. and advised listed Swiss companies on strategic investor relations issues. Stefan Blum obtained a degree in business administration from the University of St. Gallen and is a graduate of AZEK.