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Die Aufsichtsratsvorsitzenden der DAX-Unternehmen verdienen zum ersten Mal seit 2015 wieder weniger. Und: Ihre Vergütung ist 20 Mal geringer, als die der Vorstände. Das ergibt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung hkp group.

Die Erhebung zeigt, dass die durchschnittlichen Bezüge der Kontrolleure und Sparrings-Partner des Vorstands im Geschäftsjahr 2020 um 4,3% auf rund 416.000 EUR gesunken sind. Mit 900.000 EUR Vergütung seht der Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswagen an der Spitze der Rangliste, gefolgt von dem Spitzenreiter in Vorjahren, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank mit rund 802.000 EUR.

Am Ende liegt der Aufsichtsratsvorsitzende von Beiersdorf mit rund 202.000 EUR. Das Unternehmen ist mittlerweile nicht mehr Mitglied im DAX. Aufsichtsratsvorsitzende von acht DAX-Unternehmen haben 2020 auf einen Teil ihrer Bezüge verzichtet, um in der Corona-Krise ein Zeichen zu setzen. Sie haben zumeist auf Sitzungsgelder oder einen Teil ihrer fixen Vergütungen verzichtet. Laut Studie sind es vor allem die freiwilligen Verzichte, die zu dem aktuellen Vergütungsrückgang beigetragen haben.

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Aufgrund der fast vollständig erfolgten Umstellung auf Festbezüge hängen die Vergütungen der Aufsichtsratsvorsitzenden mittlerweile nicht mehr von den Unternehmensergebnissen ab. Letztere sind im Pandemiejahr 2020 um fast 50% eingebrochen.

Regine Siepmann, Partnerin und Leiterin des Beratungsbereichs Board Services bei der hkp group, zeichnet auf Basis der aktuellen Analyse ein Gesamtbild mit großen Abständen zur Vorstandsvergütung: „Wir sehen nach wie vor einen sehr deutlichen Unterschied zwischen den Vergütungsniveaus von Vorständen und Aufsichtsräten. Diese werden sich angesichts der unterschiedlichen Vergütungssysteme mit einerseits fast reinen Fixvergütungen und andererseits ergebnisorientierten variablen Langfristvergütungen weiter zementieren.“

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Hkp group Partnerin und Co-Studienautorin, Nina Grochowitzki ergänzt: „Die Vergütungen für Aufsichtsräte als gewählte Vertreter der Aktionäre sind nur von eben diesen Aktionären zu ändern. Durch die europäische Aktionärsrechterichtlinie in Form von ARUG II haben sie nunmehr mindestens alle vier Jahre auf der Hauptversammlung dazu die Gelegenheit.“

Der bisherige Höchstwert für die durchschnittliche Vergütung eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden beträgt rund 435.000 EUR, ermittelt für das Geschäftsjahr 2019. Die Spreizung zwischen der höchsten und geringsten Vergütung eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden beträgt im Betrachtungszeitraum rund das Viereinhalbfache.

Top-Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX

Volkswagen 900.000 EUR
Deutsche Bank 802.000 EUR
Linde 679.000 EUR

Geringste Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX

Delivery Hero 214.000 EUR
Infineon 210.000 EUR
Beiersdorf 202.000 EUR

Die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden in DAX-Unternehmen belaufen sich 2020 auf einen Durchschnitt von rund 8,5 Mio. EUR. Damit liegt die Relation zwischen den durchschnittlichen Bezügen von Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsvorsitzenden bei einem Faktor von über 20. Siepmann verweist darauf, dass Aktien als Element in der Aufsichtsratsvergütung in Deutschland nur über Umwege eine Rolle spielen, da das Aktiengesetz keine Möglichkeit vorsieht, Aktien an den Aufsichtsrat auszugeben: „Es ist aber ein deutscher Sonderweg, Aufsichtsräte als gewählte Vertreter der Aktionäre nicht auch in Aktien vergüten zu können.“

Die Analyse verweist in diesem Kontext auf zumeist freiwillige Aktienkauf- und -haltevorschriften. Laut Studie haben sich die Aufsichtsräte von Unternehmen wie BASF, Bayer, Daimler und RWE verpflichtet, während ihrer Mandatsdauer Aktien ihres Unternehmens in signifikantem Umfang zu erwerben und zu halten. „Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die Aufsichtsratstätigkeit rechtskonform und zugleich wirksam auf die Ziele und Performance eines Unternehmens auszurichten“, erklärt Grochowitzki. Über diesen Umweg würde doch noch eine erfolgsorientierte Komponente bei Aufsichtsräten wirken.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab