Über China und den deutschen Mittelstand diskutierten (vlnr.) Dr. Gebhard Zemke (BDO), Dr. Oliver C. Wolfgramm (CMS Hasche Sigle), Carsten Klante (Plumbohm & Co.), Dr. Jan-Frederik Belling (M.M. Warburg), Stefan Strater (ICBC) und Moderatorin Li Yang (Global Times). Foto: Alexandra Jung

China ist seit der wirtschaftlichen Öffnung Zielland für Direktinvestitionen und Übernahmen aus Deutschland. Seit einigen Jahren wird dieser Weg auch umgekehrt beschritten. Zuletzt sorgte die Übernahme des Betonpumpenherstellers Putzmeister durch den chinesischen Konkurrenten Sany Group für Aufsehen. Kein Einzelfall. Dass der deutsche Mittelstand für strategische Investoren aus dem Reich der Mitte interessant ist, zeigte das große Interesse an der Sino-German China Outbound M&A Conference in Frankfurt.

Fast 100 Gäste fanden sich gestern in der Frankfurter Alten Börse zu der deutsch-chinesischen Konferenz ein und nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch. Der fachliche Teil der Veranstaltung stand im Zeichen von Erfahrungsberichten aus deutscher und chinesischer Sicht. Zunächst diskutierten M&A-erfahrene deutsche Experten die Charakteristika und Stolperfallen chinesischer Unternehmenskäufe in Deutschland. Sie waren sich darin einig, dass für eine erfolgreiche Transaktion insbesondere eine gute Vorbereitung und eine fachkundige Beratung notwendig sind.

Deutlich wurde auch, dass in erster Linie kulturelle Unterschiede überwunden werden müssen. Während der Übernahmevertrag etwa in Deutschland den Abschluss der M&A-Verhandlungen markiert, ist dies bei rein chinesischen Transaktionen keineswegs klar. Dagegen beginnt die Due Diligence in Deutschland viel früher als in China üblich. Dass bei größeren Transaktionen in Europa ein Bieterprozess gang und gäbe ist, trifft chinesische Kaufinteressenten häufig überraschend. Sie rechnen auch nicht immer mit dem großen Interesse des deutschen Managements am zukünftigen Eigentümer, so dass sie bisweilen unvorbereitet auf deren durchaus detaillierte Fragen sind.

Doch die kulturelle Barriere besteht auf beiden Seiten: Deutsche mittelständische Unternehmen begegnen potenziellen Käufern häufig skeptisch – unabhängig davon, ob sie etwa aus China oder der Private-Equity-Branche stammen.

Zu den ersten chinesischen Unternehmen, die in Deutschland „einkauften“, zählt Shang Gong: Bereits 2005 wurde der Nähmaschinenhersteller Dürkopp Adler übernommen. Der einstige Konkurrent Pfaff gehört seit diesem Jahr zum Unternehmen. Min Zhang, CEO von Shang Gong, kündigte in seiner Keynote zudem eine dritte Übernahme in Deutschland an, die bereits in den nächsten Wochen bekannt werden könnte.

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