Quelle: Fraunhofer ISE
GoingPublic: Stimmen in der Branche sagen, dass in Zukunft kaum noch große Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Deutschland gebaut würden. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Kuhlmann: Das wird sicher in erheblichem Maße davon abhängig sein, wann in Deutschland der 52 MWp-Deckel des EEG erreicht ist und wie sich die Preise weiterentwickeln. Hier sind die Gestehungskosten pro kWh ausschlaggebend. Klar ist, dass Anlagen über 10 MWp seit 2012 keine Einspeisevergütung mehr erhalten. Bei größeren Anlagen müsste also der Strom über einen Stromabnahmevertrag aktiv vermarktet werden. Wenn die Gestehungskosten pro kWh wettbewerbsfähig sind, werden auch Freiflächenanlagen ohne Einspeisevergütung in Deutschland wieder attraktiv. Wir sind mitten in der Transitionsphase weg von einem geförderten Markt hin zu einem wettbewerbsorientierten Markt. Aber wir sehen da durchaus auch in Deutschland zumindest langfristig wieder Chancen für größere Freiflächenanlagen. Kurzfristig, das ist sicher richtig, wird es eher nicht.

GoingPublic: Das führt zur übergeordneten Frage: Lohnen sich Investitionen in Solarenergie in Deutschland überhaupt noch?

Kuhlmann: Ja, diese Investitionen lohnen sich noch! Natürlich können hier keine zweistelligen Renditen mehr erwartet werden, aber dennoch sehr sichere Investments mit planbaren Cashflows. Und gerade auch für den Endverbraucher, den Einfamilienhausbesitzer, lohnt es sich angesichts der weiter steigenden Strompreise, in eine eigene Photovoltaikanlage mit Speicher zu investieren. Nach einer Musterrechnung sind für eine kleine 4,5-kWp-Anlage über 20 Jahre Laufzeit Kosteneinsparungen von bis zu 29.000 EUR gegenüber den zu erwartenden Stromkosten möglich. Hier bieten wir Komplettlösungen mit Speicher über unsere Partner an.

33 MWp Solarfeld Wymeswold in Großbritannien, Foto: S.A.G. Solarstrom AG

GoingPublic: S.A.G. hat kürzlich ein Projekt in Großbritannien realisiert – was macht ausgerechnet den britischen Markt attraktiv?

Kuhlmann: Großbritannien hat zurzeit noch sehr attraktive Investitionsbedingungen, die mit den britischen Umweltzertifikaten, den ROCs, zusammenhängen. Energieversorger müssen einen steigenden Anteil erneuerbarer Energien an ihrem Gesamtstrommix nachweisen, deshalb gibt es hier aktuell eine große Nachfrage nach fertig installierten Photovoltaikanlagen. Die Anlage in Wymeswold, die wir im 1. Quartal 2013 gebaut haben, ist mit 33 MWp aktuell die größte Anlage in Großbritannien und für uns natürlich ein hervorragendes Referenzprojekt. Auch 2014 sehen wir hier noch einen attraktiven Markt.

GoingPublic: Wie geht es hier weiter? Welche Länder sind attraktiv, wenn man alle Rahmenbedingungen berücksichtigt?

Kuhlmann: Wir haben eine Reihe von Zielmärkten identifiziert, in denen wir bereits Projekte vorbereiten oder Kontakte knüpfen. Zentraleuropa mit den Schwerpunkten Deutschland, Spanien und, wie schon erwähnt, Großbritannien bleibt natürlich unser Heimatmarkt und weiterhin sehr wichtig. Daneben sind wir aber beispielsweise in der Türkei, Rumänien, Afrika und Lateinamerika mit Mexiko, Peru und Chile aktiv. Wichtig ist für uns immer, dass nicht nur die Sonne scheint, sondern dass wir in diesen Ländern auch vernünftige Rahmenbedingungen haben, also ein stabiles politisches und wirtschaftliches Umfeld. Dann sind Photovoltaik-Projekte in diesen Ländern auch für unsere Investoren spannend. Und hier sehen wir noch hochinteressantes Potenzial in den nächsten Jahren.

GoingPublic: Herr Dr. Kuhlmann, vielen Dank für die interessanten Einblicke.

Autor/Autorin

1
2