Interview mit Martin Billhardt, Vorstandsvorsitzender, PNE Wind AG

Die Windkraft spielt eine entscheidende Rolle beim geplanten Atomausstieg bis 2020. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin spricht Martin Billhardt, Vorstandsvorsitzender des Windkraftprojektierers PNE Wind AG, über die Energiewende, die künftige Gewichtung von On- und Offshore-Windanlagen in Deutschland und welche Projekte PNE diesbezüglich noch in der Pipeline hat.

GoingPublic: Herr Billhardt, die Energiewende schreitet voran. Welchen Anteil wird Windkraft Ihrer Meinung nach im Energiemix der Zukunft spielen?

Billhardt: Windkraft ist ein entscheidender Teil der erneuerbaren Energien und wird auch künftig einen maßgeblichen Anteil im Energiemix haben. Allerdings werden auch andere Energieformen eine große Rolle spielen.

GoingPublic: Wie wird künftig die Gewichtung zwischen On- und Offshore aussehen?

Billhardt: In Deutschland gibt es aktuell 30.000 MW onshore, und im Offshore-Bereich ist die Tendenz weiter steigend. Hier könnte ich mir vorstellen, dass bis 2030 rund 25.000 MW offshore produziert werden.

GoingPublic: Gerade bei der Netzanbindung scheint es im Offshore-Bereich immer wieder zu Problemen zu kommen – wie geht PNE damit um?

Billhardt: Bei der Netzanbindung kommt es darauf an, präzise die Antragsvoraussetzungen der Netzbetreiber zu beachten. Im Fall der beiden verkauften Windparks Gode Wind I & II hat das so funktioniert und wir haben eine Zusage für die Netzanbindung erhalten. Allerdings wird der Bedarf von Netzanbietern wie Tennet danach, weitere Netzanbindungsmöglichkeiten zu eröffnen, künftig weiter steigen. Dafür sind weitere Investitionen erforderlich, die aber bereits von der Bundesregierung, Tennet und weiteren Investoren diskutiert werden. Gesetzlich sind wir als Windparkprojektierer nicht für die Anbindung des Parks an das Land verantwortlich. Trotzdem ist es auch in unserem Interesse, dass diese Probleme ausgeräumt werden.

GoingPublic: Sie haben gerade die drei Windparks Gode Wind I–III an den dänischen Energieversorger Dong Energy für 157 Mio. EUR verkauft. Wie sieht die zukünftige Zusammenarbeit mit den Dänen aus?

Billhardt: Die Parks I & II sind voll genehmigt. Dong kümmert sich jetzt darum, mit welchen Turbinen etc. die Parks ausgebaut werden sollen. Gode Wind III mit insgesamt 15 Standorten befindet sich noch in der Genehmigungsphase. Aber hier gehen wir davon aus, dass diese im nächsten Jahr erteilt wird. Künftig wird PNE noch Dienstleitungen für Dong erbringen. Im Zuge des Verkaufs haben wir einen 5-Jahres-Vertrag abgeschlossen, der uns weitere Einnahmen in Höhe von bis 8,5 Mio. EUR verspricht.

Foto: PantherMedia / wajan

GoingPublic: Welche weiteren Projekte haben Sie noch in der Pipeline?

Billhardt: Im Offshore-Bereich haben wir drei weitere Projekte, Nemo, Nautilus I und Jules Vernes, die uns noch zu 100% gehören. Dabei handelt es sich um jeweils 80 Standorte, die sich noch in der Entwicklung befinden. In ein bis zwei Jahren will PNE diese dann mit den entsprechenden Genehmigungen veräußern. Das wird dann ähnlich wie bei den Gode-Wind-Projekten ablaufen. Diese haben wir durchschnittlich für jeweils 1 Mio. EUR bei 153 Standorten verkauft. Bei den anderen drei Projekten sind es 240 Standorte, und auch hier streben wir eine vergleichbare Transaktion an.

GoingPublic: Und onshore?

Billhardt: Da haben wir bereits 800 MW umgesetzt. In Deutschland hat PNE weitere 1.000 MW in der Pipeline, international sogar 2.000 MW. Dabei handelt sich um Projekte in verschiedenen Planungsphasen, die in den nächsten Jahren zu Transaktionen mit den entsprechenden Erträgen führen werden. Daher gehen wir im Onshore-Bereich von einem weiterhin ansteigenden Geschäft aus.

GoingPublic: Wie werden diese finanziert?

Billhardt: Aus unserer Bilanz werden die Projekte vorfinanziert, bis sie „ready to construct“ sind. Danach übertragen wir es an den Endinvestor, der dann auch die Turbinen etc. bestellt. Das lässt sich gut an unserer jüngsten Transaktion veranschaulichen: Die Projektrechte von Gode Wind I–III gingen für 157 Mio. EUR an Dong. Die restlichen Investitionen von bis zu 3 Mrd. EUR muss nun Dong übernehmen. Das Projektrecht wurde verkauft und ein Blick in unsere Bilanz zeigt, dass wir in Vorleistung von rund 43 Mio. EUR gegangen sind.

GoingPublic: Viele Unternehmen besorgen sich über eine Anleihe Geld am Kapitalmarkt – wäre das auch eine Option für PNE Wind?

Billhardt: Das wären Möglichkeiten, um das Geschäft noch weiter auszuweiten. Aber dadurch dass wir börsennotiert sind und zudem Wandelanleihen begeben haben, ist PNE ausreichend finanziert. Wir möchten vielmehr aus der Innenfinanzierung heraus Erträge für unsere Investoren erzielen. Daher wurde in den letzten beiden Jahren eine Dividende ausgeschüttet und dies soll – natürlich die Zustimmung der Hauptversammlung vorausgesetzt – auch künftig so bleiben.

GoingPublic: Herr Billhardt, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Maximiliane Worch.

 

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