Auf dem Platz wird um den Ball gekämpft – daneben um Marktanteile Foto: PantherMedia / Andrii IURLOV

Auf der diesjährigen Frühjahreskonferenz der Deutschen Börse in Frankfurt präsentierten sich mit der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (WKN: 549309 ISIN: DE0005493092) und der mybet Holding SE (WKN: A0JRU6 ISIN: DE000A0JRU67) zwei Unternehmen aus der Sportbranche. Beide versuchen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen von der gesteigerten Fußballbegeisterung in Deutschland zu profitieren.

Dabei hat Borussia Dortmund als Fußballverein selbst einen erheblichen Anteil am „Fußballboom“ in Deutschland. Die Wertschöpfungskette des BVB beinhaltet die für einen Profifußballklub typischen Säulen Ticketing, TV-Einnahmen, Merchandising, Werbung und Transfererlöse.

Mybet als Wettanbieter setzt hingegen  auf eine Klientel, die durch das Platzieren einer Wette auf den Ausgang oder Ereignisse während eines Spiels dem Fußballerlebnis einen „extra Kick“ geben will.

Borussia Dortmund: Von der Fast-Insolvenz zum Doublesieger

Der Verein aus dem Ruhrgebiet ist bislang der einzige börsennotierte Verein in Deutschland und zählt damit auch unter den europäischen Top-Klubs zu einer Ausnahme. Im Jahr 2000 wagten die Westfalen den Schritt an die Börse und erlösten damals zu einem Emissionspreis von 11 EUR insgesamt 148,5 Mio. EUR. In den Folgejahren wurden nicht nur einige Spiele, sondern auch fast das gesamte Kapital verloren. Die durch den Größenwahn des damaligen Managements und den Wunsch mit Branchenprimus Bayern München mithalten zu können losgetretene finanzielle Fehlentwicklung mündete schließlich fast in der Insolvenz. Diese konnte 2005 noch mit letzter Kraft abgewendet werden.

Thomas Treß, CFO, Foto: Borussia Dortmund

Seitdem befindet sich Borussia Dortmund unter Führung von CEO Hans-Joachim Watzke und CFO Thomas Treß auf Konsolidierungskurs. Sportlich wurden die Früchte der Neuausrichtung bereits geerntet, wovon zwei deutsche Meisterschaften (2011, 2012) ein DFB Pokalsieg (2012) sowie das diesjährige Erreichen des Finales der Champions League zeugen.

Zahlen

Der sportliche Erfolg schlägt sich auch in der wirtschaftlichen Entwicklung des BVB nieder. Im Geschäftsjahr 2011/2012 (29.06) konnte ein Rekordumsatz von 215,2 Mio. EUR erzielt werden. Dabei wurde der Umsatz in allen Kerngeschäftsfeldern gesteigert. Hauptumsatzträger waren die TV-Vermarktung (60,4 Mio. EUR, + 88%), Werbeerlöse (57,8 Mio. EUR, +15,6%) und  der Spielbetrieb (31,4 Mio. EUR, + 13%). Zudem wurden die Transfererlöse auf rund 26 Mio. EUR etwa verdoppelt und beim Merchandising stieg der Umsatz um satte 55%  auf rund 22 Mio.

Im Zuge der Umsatzsteigerung konnte auch das Ergebnis signifikant zu verbessert werden: Das EBIT stieg auf Konzernebene  von rund 14 Mio. EUR auf ca. 41 Mio. EUR (+ 117%).

Wie viel Aufwärtspotential ist noch vorhanden?

So positiv die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre auch gewesen sein mag, stellt sich natürlich auch die Frage, wie viel Wachstumspotential überhaupt noch vorhanden ist? Die Stadionauslastung liegt schon bei 100% und bietet demnach keinerlei Wachstumspotential. Die Erlöse aus dem Spielbetrieb könnten nur durch Preiserhöhungen erzielt werden, die allerdings bei den Fans schwer durchzusetzen sind. Auch eine weitere Erhöhung der Transfererlöse wird konterkariert durch die strategische Ausrichtung, die Mannschaft nachhaltig zu entwickeln und konkurrenzfähig zu halten. Trainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie in der Lage sind, im Rahmen einer „Make statt Buy“-Strategie (Treß) junge Spieler zu Stars aufzubauen. Aber ein Talent wie Mario Götze, der nächste Saison für 37 Mio. EUR zum FC Bayern wechselt, wird nicht jedes Jahr zu finden sein. Bei der TV-Vermarktung verhält es sich ähnlich. Der im letzten Jahr von der DFL ausgehandelte Vertrag für die Übertragungsrechte der Bundesliga hatte zwar ein neues Rekordvolumen, das allerdings schon eingepreist ist. Auch auf internationalem Niveau ist mit dem diesjährigen Erreichen des Champions League Finales das Ende der Fahnenstange schon erreicht.

Der Mannschaftskader der Saison 2012/2013 von Borussia Dortmund, Foto: Borussia Dortmund

So sieht Treß das größte Wachstumspotential auch bei den Werbeerlösen und im Merchandising. Nachhaltiger sportlicher Erfolg wird die (nternationale) Bekanntheit und Sympathie des BVB weiter steigern und somit auch die Attraktivität für Werbekunden erhöhen. Hierbei setzt Treß vor allem auf Großkonzerne. Zuletzt konnte z.B. die Fluglinie Turkish Airlines als Premium-Sponsor gewonnen werden. Auch im Bereich Merchandising will man von der zunehmenden internationalen Bekanntheit profitieren. Insbesondere Trikotverkäufe im Ausland und speziell auf dem asiatischen Markt sind von Bedeutung. Hierzu nutzt der BVB das internationalen Vertriebsnetzwerks von Ausrüster Puma.

Die Aktie

Von Beginn an hatten die Aktionäre keine Freude an der Aktie von Borussia Dortmund. So war der Kurs seit der Emission einer Abwärtsbewegung unterworfen und erreichte 2009 bei 0,84 EUR seinen Tiefstand. Seit Mitte 2010 legte die Aktie wieder zu. Immerhin konnte in 2011/2012 ein Ergebnis pro Aktie von 0,56 EUR erzielt werden. Die Dividende lag jedoch nur bei mageren 0,06 EUR. Die kommende Ausschüttung wird wohl nicht viel höher ausfallen. Auf die Frage, ob man denn nicht einen Transfererlös wie den von Mario Götze per Dividende direkt an die Aktionäre weitergeben könne, verwies Treß auf die nachhaltige sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft, der der Erlös in erster Linie zu Gute kommen soll. Zu eventuellen Verletzungen von Adhoc-Mitteilungspflichten im Zuge des Götze-Transfers äußerte er sich nicht.

Der Ausgabekurs (11 EUR) scheint weiterhin unerreichbar: Aktuell liegt der Preis in einem Bereich zwischen 3 und 3,20 EUR, was einer Marktkapitalisierung von rund 197 Mio. EUR entspricht (26.04.2013). Trotz eines Kursanstiegs von etwa 50% seit dem letztem Jahr, sieht CFO Thomas Treß die Aktie immer noch stark unterbewertet. Das sich dies in naher Zukunft ändere sei eher unwahrscheinlich, so die Meinung von Investoren. Fußballaktien hätten nach wie vor für viele Anleger immer noch den Charakter einer Sportwette und würden vom Kapitalmarkt bislang auch dementsprechend behandelt. Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich der sportliche und wirtschaftliche Erfolg nicht immer entsprechend in der Kursentwicklung niederschlagen. Selbst wenn Borussia Dortmund mit dem Gewinn der Champions League den größtmöglichen sportlichen Erfolg erreichen sollte, wird abzuwarten sein, wie sich dies auf die Wertentwicklung am Kapitalmarkt auswirken wird.

Wer direkt eine Rendite aus einem Champions League Sieg des BVB erzielen will, sollte vielleicht eher eine Sportwette bei mybet platzieren.

 

Mybet: Verliert der Spieler, gewinnt die Bank

Die 1998 in Kiel von Mathias Dahms und Rainer Jacken gegründete mybet Holding SE gehört auf dem Markt für Online-Glückspiel noch eher zu den kleineren Playern. Wie das Glücksspielgeschäft und insbesondere das Geschäft von mybet funktioniert, das präsentierte Finanzvorstand Stefan Hänelden anwesenden Investoren und Analysten. Das Geschäftsmodell von mybet ist recht einfach erklärt und folgt dem Prinzip aller Glückspielanbieter: Verliert der Spieler, gewinnt die Bank. Das heißt je höher die Anzahl der Spieler und das Volumen ihrer verlorenen Einsätze ist, desto mehr Gewinn fällt für mybet ab. Im Umkehrschluss sinkt die Marge von mybet mit jedem gewonnen Spiel.

Wie andere Glücksspielanbieter auch operiert mybet offiziell von Malta aus mit einer europäischen Wett-, Poker-, und Casinolizenz (lizensiert in DE, AT, MT, BE, IT, ES). Die Marke mybet steht unter Lizenz der PEI Ltd. mit Hauptsitz in Malta, die wiederum eine mehrheitliche Beteiligung der in Deutschland börsennotierten Finanzholding mybet Holding SE ist. Darüber hinaus verfügt die PEI über eine Sportwettenlizenz in Schleswig-Holstein. Auf Grundlage dieser Lizenzen betreibt mybet das Online-Glückspielangebots in diversen Märkten sowie insgesamt 500 Franchise Wettshops in Europa (Nr.3 in DE mit 250 Shops). Seit der Veräußerung des Lotteriegeschäfts im letzten Jahr will sich mybet rein auf die Geschäftsbereiche Sportwetten, Poker und Casino fokussieren.

mybet Finanzvorstand Stefan Hänel, Foto: mybet

Zahlen

In den vergangenen Jahren sind die bei mybet platzierten Wetteinsätze kontinuierlich angestiegen. 2012 lag das Gesamtvolumen aller Einsätze bei rund 186 Mio EUR., was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr von ca. 35% entspricht. Auch schon in den beiden vorangegangenen Jahren konnten Steigerungsraten von knapp einem Drittel erzielt werden. Mit den Wetteinsätzen stieg auch der Umsatz von 51,2 Mio. EUR in 2010 auf 60,7 Mio. EUR in 2011 (+19%) und auf noch einmal 69,2 Mio. EUR in 2012 (+14%). Zu beachten ist dabei, dass der Anteil des Umsatzes an der Bruttogesamtleistung (Umsatz + ausgezahlte Wettgewinne) pro Jahr etwa um die 30% lag. Der Anteil der gewonnen Wetten ist also im Großen und Ganzen konstant geblieben. Obwohl Wettvolumen und Umsatz gesteigert werden konnten, ist mybet von den Big Playern der Branche noch weit entfernt. Zum Vergleich: 2011 lag der Umsatz von mybet mit 61 Mio. EUR ganze 735 Mio. EUR hinter dem von Branchenprimus bwin. Laut eigenen Angaben liege aber die Buchmachermarge deutlich über dem Branchendurchschnitt. (Marge Branchendurchschnitt  2011: 8,4%, mybet: 12,5%).

Trotz des Wachstums und einer überdurchschnittlichen Buchmachermarge, hat es mybet nicht geschafft,  im Kerngeschäft (Sportwetten, Poker, Casino) ein positives EBIT zu erzielen. Ohne das Lottogeschäft, das Mitte 2012 veräußert wurde, hatte mybet in 2010 ein negatives EBIT von -4 Mio. EUR, das in 2011 auf -1,8 Mio. EUR halbiert wurde und in 2012 auf -0,2 Mio. EUR weiter verbessert wurde. Wenn die Entwicklung anhält, kann in 2013 möglicherweise ein positives EBIT ausgewiesen werden. In Q1 2013 lag der Umsatz bei 20 Mio. EUR (Vorjahr 18,5 Mio. EUR) und das EBIT immerhin bei 112 Tsd. EUR. Aufgrund der Fußballsaison sind allerdings Q1 und Q4 traditionell ohnehin die beiden stärksten Quartale. Hinzu kommt, dass dieses Jahr im Sommer kein sportliches Großereignis wie eine Fußballeuropameisterschaft oder Olympia stattfindet.

Einige Analysten gehen dennoch davon aus, dass der Umsatz von mybet im nächsten Jahr auf ca. 80 Mio. EUR wachsen könnte. Für 2014 könne man sogar mit einem Umsatzwachstum zwischen 90 Mio. EUR und 97 Mio. EUR rechnen.

Die Aktie

Mybet ist seit 1999 im Prime Standard der Deutschen Börse notiert. Der Emissionspreis betrug damals 19 EUR pro Aktie, das Emissionsvolumen belief sich auf ca. 25,3 Mio. EUR. Für die meisten Anleger dürfte die mybet Aktie bislang eine verlorene Wette gewesen sein. Nach einem extrem rasanten Anstieg folgte ab 2000 eine genauso schnelle Abwärtsbewegung. Die Aktie erreichte 2003 ihren Tiefpunkt bei 0,5 EUR. Aktuell liegt der Kurs ca. um die 1,30 EUR (1,36 EUR 8.05.). Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf etwa 34 Mio. EUR. Das Ergebnis je Aktie lag 2012 bei 0,25 EUR.

Ausblick

Die Aktienhistorie von mybet ist alles andere als berauschend. Einige Voraussetzungen sind allerdings dafür geschaffen, dass es in Zukunft deutlich besser aussehen könnte. Für den gesamten Online-Glücksspielmarkt in Deutschland wird durch die Liberalisierung bis 2015 mit einem Anstieg des Brutto-Spielertrags auf 1,7 Mrd. EUR gerechnet (2011: 1 Mrd. EUR). Davon sollen ca. 1,3 Mrd. EUR auf die Bereiche Casino und Poker (842 Mio.) und Sportwetten (462 Mio. EUR) entfallen. Viel hängt also von der Erteilung der bundesweiten Lizenz ab, die das Unternehmen „zeitnah erwartet“. Mybet sieht sich aufgrund seines dualen Vertriebskonzepts mit 1 Mio. Onlinekunden und 500 Wettshops sowie der Fokussierung auf Casino, Poker und Sportwetten gut aufgestellt, um vom allgemeinen Marktwachstum zu profitieren. Hinzu kommt die bereits hohe Markenbekanntheit von mybet, bei der das Unternehmen laut einer Umfrage vom Juli 2012 auf dem zweiten Platz in Deutschland kommt. Zudem plant mybet neben den bereits bestehenden Franchise Wettshops eigene Flagship-Stores (50-60 bis 2015) zu eröffnen. Hierdurch soll die Produktivität und Profitabilität noch einmal deutlich erhöht werden, da die Marge in den Shops höher liegt als im Online Geschäft.

 

 

 

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