Sie sind eines der wenigen Start-ups, die kurz vor einem ICO stehen. Wieso haben Sie sich für diese teils noch recht intransparente Finanzierungsform entschieden und nicht für ein klassisches VC-Investment?

Da wir als größtes Asset die Community als solche sehen, ist ein ICO die passende Funding-Methode. Wir sind überzeugt, dass auch im Bereich klassischer Finanzierungsinstrumente, wie etwa Venture Capital, ein Umdenken in Richtung Kryptowirtschaft stattfinden wird. Wenn man sich die Public Blockchain ansieht, gibt es wahrscheinlich wenige andere Technologien, die so transparent und öffentlich sind. Außerdem bieten das ICO und die Ausgabe von GRAPEs die optimale Chance, Bürger und Pharmaunternehmen, Leistungserbringer und Kostenträger, Forschungseinrichtungen und Technologieunternehmen, bereits von Anfang an in unser Ökosystem einzubinden.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Chancen, aber auch die Risiken eines ICOs – gibt es eigentlich Risiken?

Wir sind uns dessen bewusst, dass ICOs gegenwärtig mit viel Skepsis betrachtet werden – nicht zuletzt, weil es sich dabei um ein neues und bislang unreguliertes Unterfangen handelt. Aus unserer Sicht sind die Risiken jedoch weitaus geringer als die Chancen. Die Möglichkeit, Token überregional und themenbezogen einzuführen, ist der erste Schritt in Richtung Neuordnung der Welt – die schon längst überfällig ist.

Sollten ICOs aus Ihrer Sicht reguliert werden?

Ich stelle mir dies sehr schwierig vor. Allerdings wäre ein klares Statement seitens der Regierungen zum Thema ICO wünschenswert, um Vorbehalten entgegenzuwirken. Denn die Blockchaintechnologie wird eine der prägenden Technologien der Zukunft sein – freilich ist aller Anfang schwer. Besonders hervorzuheben ist, dass unsere Token nicht zum Spekulieren gedacht, sondern an einen konkreten Nutzen gebunden sind.

Glauben Sie, dass wir noch mehr ICOs von Start-ups in naher Zukunft sehen werden?

Davon bin ich fest überzeugt. Ob jedes ICO den entsprechenden Nutzen bieten wird, wird sich weisen. Ausschlaggebend sind jedoch die wirklichen Businessmodelle, Use Cases und Technologien der einzelnen ICOs.

Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie weiterhin?

Grapevine World fokussiert sich zunächst auf den Gesundheitsbereich. Darüber hinaus wollen wir das Zukunftsthema Interoperabilität künftig auch auf andere Branchen und Verticals, wie etwa Energie, Justiz oder Verlagswesen, ausweiten und global vorantreiben, da hier bereits heute großes Interesse besteht. Dabei wird das nahtlose Umlegen von IHE-Standards auf andere Bereiche angestrebt. Das Ziel muss es sein, Wertschöpfungsketten ohne Medienbrüche in naher Zukunft vorzufinden.

Herr Tiani, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und viel Erfolg beim ICO!

Das Interview führte Svenja Liebig und erschien zuerst in der März-Ausgabe des GoingPublic Magazins.

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