Bildnachweis: Bildquelle: Adobe Stock; © LIGHTFIELD STUDIOS, sdm security.

Die Nachfrage nach Schutz und Sicherheit boomt in Deutschland: Die Branche setzt hierzulande jährlich über 9 Mrd. EUR um – und Tendenz steigend. Mit der sdm SE, (DE000 A3CM70 8) ist im Herbst 2021 das erste deutsche Sicherheitsunternehmen an die Börse gegangen [1]. Vorstand Oliver Reisinger* blickt für den Small Cap (Börsenwert aktuell rund 11 Mio. EUR) zurück wie auch nach vorne.
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Herr Reisinger, stellen Sie die sdm doch bitte kurz vor.
Die sdm Gruppe wurde 1999 gegründet und von mir im Jahr 2019 übernommen. Heute sind wir mit rund 300 Mitarbeitern einer der führenden Sicherheitsdienstleister in der Metropolregion München. Wir bieten ein breites Leistungsspektrum vom Werk- und Objektschutz, über Wert- und Geldtransporte bis hin zur Organisation von Veranstaltungen und effektivem Personenschutz. Unser Kerngeschäft ist der Schutz von Behörden und kommunalen Einrichtungen.
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Und der Blick zurück: Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung 2021?
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Unwägbarkeiten durch die Corona-Pandemie sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden. In den ersten neun Monaten haben wir Umsatz und EBIT jeweils um gute 22% auf 9,2 Mio. EUR bzw. 1,1 Mio. EUR gesteigert. Im Gesamtjahr 2021 erwartet sdm einen Umsatz von rund 12,5 Mio. EUR und ein EBIT zwischen 1,2 und 1,25 Mio. EUR. An dieser Prognose halten wir fest.

Und wie fällt Ihr Fazit zum IPO aus? – Sie wollten ja etwas mehr Erlöse erzielen.
Entscheidend war, dass wir die M&A-Strategie starten und damit das Wachstum beschleunigen können. Dies haben wir erreicht. Mit dem Bruttoemissionserlös von 1,2 Mio. EUR können wir unsere Ziele erfüllen und uns steht auch Fremdkapital zur Verfügung.

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Zudem haben wir durch das IPO viel positives Feedback bekommen: Von Investoren, auch wenn wir einigen noch zu klein sind, und von Bankern, die uns jetzt mehr Fremdkapital anbieten als zuvor. Auch innerhalb unserer Branche haben wir auf uns aufmerksam gemacht: Dadurch ergeben sich neue Kooperations- und Übernahmeoptionen.

Können Anleger etwa schon bald mit einer ersten Übernahme rechnen?
Wir sind mit einigen Kandidaten im Gespräch, stehen aber nicht unter Druck. Wir wachsen organisch sehr solide und prüfen jede Übernahme genau. Es muss nicht nur strategisch passen. Auch das Menschliche ist in unsere Branche sehr wichtig, vermutlich wichtiger als beispielsweise bei Konzernen oder wenn Software im Vordergrund steht. Und am Ende muss natürlich der Preis passen. Wir haben da ganz klare Vorstellungen.

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Operativ läuft es also. Was erwarten Sie im laufenden Jahr?
Wir wollen unseren Wachstumskurs fortsetzen und starten mit Vollauslastung in das neue Jahr. Dazu werden Aufträge beitragen, die wir bereits 2021 gewonnen haben. Auch aktuell erhalten wir viele Anfragen. Dabei bleiben wir unserer Strategie treu, dass die Marge stimmen muss.

Eine EBIT-Marge von ca. 10% ist also auch künftig das Ziel?
Ganz klar. Organisch planen wir mit 10% Marge. Bei Übernahmen kann es im ersten Jahr auch zunächst weniger sein, aber nach der Integration sollte auch hier die Marge der Gruppe nicht verwässert werden.

Abschließend eine Frage zur aktuellen Situation. Sie erhalten sicher Anfragen für die Unterstützung von 2G- und 3G-Regeln, beispielsweise im Einzelhandel. Ist das eine Art Sonderkonjunktur für Sie?
Da halten wir uns bewusst zurück. Wir bekommen zahlreiche Anfragen, aber diese müssen wir in der Regel ablehnen. Die Verträge sind auf einige Monate befristet und es ist ja absehbar, dass die Maßnahmen im Frühling wieder gelockert werden. Dies ist für uns kein nachhaltiges Geschäft. Auf der anderen Seite gibt es mehr als genug Anfragen mit mehrjährigem Potenzial. Insgesamt ist Sicherheit sehr gefragt: seitens Behörden, Unternehmen und Privatpersonen. Daher sind wir sehr optimistisch für 2022 und darüber hinaus.

Herr Reisinger, vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch.

Interview: Falko Bozicevic


ZUR PERSON

Oliver Reisinger hat 2019 die Mehrheit an sdm übernommen und ist heute Vorstand der SE. Seit 2015 ist der ehemalige Investmentbanker im Bereich Private Equity aktiv und verfolgt einen langfristigen Investmentansatz, bei dem er sich aktiv in die Gesellschaften einbringt. Seine Karriere begann er 1990 bei der Bayerischen Vereinsbank AG. Nach Stationen im In- und Ausland baute er dann ab 2013 bei der Investmentbank Mainfirst den Bereich Capital Markets auf.