Die Schweiz steht laut UBS an der Spitze, was die Wachstumsaussichten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern anbelangt.

Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und Liechtenstein sind die Nachbarstaaten der Schweiz. Ausser im Fürstentum am Rhein gilt in jedem dieser Länder der krisengeschüttelte Euro als Zahlungsmittel. Der Schweizer Franken dagegen strotzt vor Kraft – das ist Fluch und Segen zugleich für die eidgenössische Wirtschaft. Ohnehin befinden sich die Unternehmen im Spannungsfeld zwischen einer robusten heimischen Konjunktur und – dank ihrer internationalen Ausrichtung – einer stotternden Weltkonjunktur. Das spiegelt sich auch auf dem Schweizer Kapitalmarkt wider. Neutralität und Unabhängigkeit zu wahren, ist im aktuellen Umfeld kaum möglich.

Franken hängt am Euro Spätestens seit einem Jahr ist die Geldpolitik der Schweiz nicht mehr unabhängig. Seitdem ist der Franken faktisch an den Euro gekoppelt, indem die Schweizer Nationalbank (SNB) eine Untergrenze von 1,20 CHF für den Wechselkurs festgelegt hat. Der Grund für diese laufende Intervention, für die durchaus signifikante Verkäufe von CHF-Reserven durch die SNB notwendig sind, ist die starke Exportorientierung der Schweizer Wirtschaft. So gehen rund 50% der Ausfuhren in Euroländer und ein zu starker Franken bzw. zu schwacher Euro verteuert diese Exporte.

Die einzelnen Branchen sind davon unterschiedlich betroffen, je nachdem, in welche Länder die Güter geliefert werden. Insgesamt und bei den meisten Branchen ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Das gilt jedoch beispielsweise nicht für den traditionellen Schweizer Exportartikel Uhren. Hier gehen lediglich 5% der Ausfuhren nach Deutschland, dagegen ist China in diesem Bereich mit einem Anteil von 30% mit Abstand der grösste Abnehmer. Bei Pharmaerzeugnissen, einem wichtigen Exportgut der Schweiz, liegen die USA mit einem Ausfuhranteil von 13% gleichauf mit Deutschland an der Spitze der Abnehmerländer.

Auch die Umsatzstatistik der Schweiz zeigt grosse Unterschiede zwischen den Branchen. So konnte etwa im 2. Quartal 2012 insbesondere die Pharma- sowie die Uhren- und Elektroindustrie („Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und Uhren“) ihre Umsätze zweistellig im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern. Auch die Energieversorger legten deutlich zu. Stark rückläufig waren die Umsätze dagegen beim Maschinenbau, in der Metall- und Druckindustrie.

Quelle:UBS

Dienstleistungssektor dominant Eine noch grössere Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft als das verarbeitende Gewerbe hat der Dienstleistungssektor. Das zeigen die Zahlen aus der Unternehmensstatistik, die zuletzt für das Jahr 2008 erhoben wurden: Knapp über 1 Mio. Beschäftigten in der Industrie standen mehr als 2,4 Mio. Mitarbeiter im Dienstleistungsgewerbe gegenüber. Innerhalb des Industriesektors wiesen die Branchen Datenverarbeitung und Uhren, Metallerzeugnisse sowie Hoch- und Tiefbau mit jeweils über 100.000 die höchsten Beschäftigtenzahlen auf.

Innerhalb des Dienstleistungssektors waren erwartungsgemäss die meisten Beschäftigten bei Handelsunternehmen angestellt – über 0,5 Mio. Mitarbeiter, mehr als zwei Drittel davon im Einzelhandel. Banken und Versicherungen kamen einschliesslich von mit Finanz- und Versicherungsleistungen verbundenen Tätigkeiten auf gut 200.000 Beschäftigte. Mehr Menschen arbeiten in der Schweiz ausser im Handel nur noch im Gesundheitswesen.

Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Statistik

Banken, Versicherungen und Pharma Die grosse Bedeutung des Finanzsektors für die Schweizer Wirtschaft spiegelt sich auch an der Börse wider. Mit drei Banken und zwei Versicherungen repräsentiert der Finanzsektor ein Viertel des Schweizer Leitindex SMI. In der Schweizer Pharmaindustrie waren zwar 2008 nur rund 35.000 Mitarbeiter beschäftigt, im SMI ist sie aber die zweitwichtigste Branche mit drei Unternehmen. Novartis übertrifft mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 125 Mrd. EUR jeden DAX-Titel und ist dabei nicht mal der grösste Wert im SMI. Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé kommt auf knapp 160 Mrd. EUR und ist damit mehr wert als die beiden DAX-Unternehmen mit der grössten Marktkapitalisierung – Siemens und SAP – zusammen. Die von der SNB ermittelte kumulierte Marktkapitalisierung aller an der SIX kotierten Schweizer Unternehmen belief sich Ende September auf 1‘066,5 Mrd. CHF (ca. 884 Mrd. EUR).

Mit dem Handelskonzern DKSH begrüsste die SIX gleich zu Beginn des Jahres einen der europaweit grössten Börsendebütanten 2012. Der vornehmlich in Asien tätige Handelskonzern erzielte einen Emissionserlös von rund 821 Mio. CHF. Insgesamt bewegte sich das Neuemissionsgeschäft – wie in vielen anderen europäischen Ländern – allerdings auf niedrigem Niveau. Drei weitere Unternehmen folgten bislang DKSH an die SIX – darunter das Immobilienunternehmen Zug Estates, das sich mit dem Börsengang von Zug Metall abspaltete. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin erläutert CEO Stephan Wintsch die Hintergründe dieser Transaktion (Zum Interview).

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