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Wer nutzt Ihr Angebot?

Wir haben einen Schwerpunkt bei 25- bis 44-Jährigen. Das sind Jobeinsteiger und junge Familien – Menschen, die noch viele Berufsjahre vor sich und große Entscheidungen zu treffen haben. Wir sehen allerdings keine Cluster in großen Städten, sondern User aus über 2.500 Orten in Deutschland und sehr diverse Jobprofile. Es gelingt uns, ein Produkt für die breite Masse anzubieten, nicht nur für eine bestimmte Klientel.

Wie viele Nutzer haben Sie aktuell?

Wir sind Ende November live gegangen, inzwischen haben sich rund 15.000 Nutzer registriert. Damit sind wir sehr zufrieden, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir ausschließlich von Business Angels und Micro Funds finanziert sind und bisher keine Millionenbeträge für Online-Marketing ausgeben.

Und wann möchten Sie die großen Investoren an Bord holen?

Auf Basis des Proof of Concepts, den wir inzwischen geliefert haben, wollen wir natürlich bald eine Runde mit Venture-Capital-Gesellschaften oder anderen institutionellen Investoren umsetzen, um ins weitere Wachstum von rubarb zu investieren.

Wie und wo wollen Sie denn wachsen?

Wir möchten zum einen in Deutschland wachsen, sind aber auch BaFin-lizensiert und wollen in andere Länder der Europäischen Union (EU) expandieren. Bereits im nächsten Jahr möchten wir in mindestens einem Land der EU den Markteintritt schaffen. In den nächsten fünf Jahren wollen wir unsere User-Zahl auf mehrere Millionen erhöhen und in fünf bis zehn europäischen Märkten aktiv sein.

Und dann kommt das IPO?

Das ist Zukunftsmusik. Wir wollen als Gründer lange an Bord bleiben und sind der Meinung, dass man ein Tech-Start-up fünf bis sieben Jahren „großziehen“ muss, bevor man an den Exit denken kann. Aber natürlich haben wir die Ambition, ein erfolgreiches Unternehmen zu schaffen, das schließlich den Weg an den Kapitalmarkt geht – ein klassisches IPO wäre doch ein toller Erfolg.

Nun gelingt es Ihnen in wenigen Monaten rund 15.000 Menschen vom Sparen und Investieren am Kapitalmarkt zu überzeugen. Und ausgerechnet Ihr prominentes Familienmitglied Olaf Scholz verkündet als Finanzminister, sein Geld lieber auf dem Konto zu parken.

Lesen Sie hier unsere IPO News.

Es ist nicht meine Verantwortung, mich abhängig von Olaf zu machen oder seine persönlichen Entscheidungen entweder zu kommentieren oder mich davon leiten zu lassen.

Haben Sie denn versucht, ihn vom Aktiensparen zu überzeugen?

Die Forderung hat er sicher öfter gehört. Die Begründung für seine Haltung ist auch durchaus ehrenwert: Als Finanzminister will er unabhängig bleiben und investiert daher nicht. Das ist absolut vertretbar. Dann aber zu suggerieren, Investitionen am Finanzmarkt seien grundsätzlich schwierig – nun ja, das finden wir wiederum schwierig.

Nur: Wir lassen uns bestimmt nicht davon leiten, was unser Onkel macht und haben definitiv fundamental andere Überzeugungen. rubarbs bisherige Annahme im Markt gibt uns Recht.

Wie legen Sie selbst Ihr Geld an?

Ich handhabe das maximal dämlich: Ich propagiere in der ganzen Welt, ein breit diversifiziertes Portfolio sei die Lösung – und bin gleichzeitig zu 99% in rubarb investiert. Zu Beginn haben wir als Gründer unsere Ersparnisse genutzt, um den Start zu finanzieren. Also ja, wir sind das Gegenbeispiel der Risikodiversifikation – zeigen damit aber eben auch, dass wir an das glauben, was wir machen. Der Rest unserer Ersparnisse ist übrigens natürlich über die rubarb App investiert – bei allen drei Gründern.

Herr Scholz, vielen Dank für das gute Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Zum Interviewpartner:
Fabian Scholz ist Mitgründer und Geschäftsführer des 2019 gegründeten Hamburger Fintechs rubarb. Zuvor hatte der Unternehmer nach seinem Abschluss an der Bucerius Law School und einem Management Master in London bereits früh den Einstieg in die Welt der Start-ups gefunden. Mit PALTRON hat Scholz 2016 sein erstes Start-up gegründet; bereits drei Jahre darauf legte die digitale Headhunting-Agentur für IT-Experten einen erfolgreichen Exit hin.

Autor/Autorin

Isabella-Alessa Bauer