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Geschäftsmodelle mit dem Terminus „Fintech“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Zum Leidwesen engagierter Investoren blieb bei einigen davon bisweilen aber nur Schall und Rauch – was also macht die QCKG zu einem waschechten Fintech? Wo liegt ihr USP?

Entscheidend für den Erfolg ist die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit bis in den Nanosekunden-Bereich hinein (eine milliardstel Sekunde). Wir erreichen eine Order-Geschwindigkeit im niedrigen Mikrosekunden-Bereich (eine millionstel Sekunde), damit liegen wir in den Top-Drei-Prozent aller Eurex Trading Sessions. Die hohe Handelsgeschwindigkeit bedeutet dabei entsprechende Vorteile gegenüber langsameren Lösungen. Insofern sind wir sogar ein „Fin-Hightech“.

Ist der Bereich von Dienstleistungen für IT-basierte Börsenhandelsinfrastruktur nicht hochgradig wettbewerbsintensiv? Anders gefragt: Wie ist der Markt aufgeteilt bzw. wie gestaltet sich ferner das Marktpotenzial?

Ja, der Markt des systematischen Handels ist stark gewachsen und wettbewerbsintensiv. Allerdings ist er sehr groß und mit unserer Infrastruktur sind wir im Wettbewerb hinsichtlich Geschwindigkeit ganz vorne mit dabei.

Was unterscheidet Sie und Ihr Geschäftsmodell von dem Ihrer Konkurrenten?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Uns wird bescheinigt, dass wir offenkundig in Deutschland eine technisch singulär hochwertige Börsenhandelsinfrastruktur aufgebaut haben. Wir kennen Marktteilnehmer, die algorithmischen Börsenhandel betreiben, aber eben nicht in unserem Geschwindigkeitsbereich und auch zum Teil an anderen Börsenplätzen. In unserer Größenordnung kennen wir tatsächlich keine unmittelbaren Wettbewerber. Da gibt es andererseits große internationale Hochfrequenzhändler mit je mehr als 1.000 Mitarbeitern, wie Optiver in den Niederlanden und Virtu Financial in New York – beides Gesellschaften, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind. Hier werden wir sehen, wie weit wir im Geschwindigkeitsbereich vergleichbar sind. Aber die Märkte sind, wie gesagt, sehr groß und es wird sicherlich sehr viele Computerhändler geben, denen wir in Geschwindigkeit und Datenmanagement überlegen sind.

Erwächst der QCKG als sogenanntes Non-Clearing-(NCM)-Börsenmitglied ein Nachteil in puncto zusätzlicher Kosten, Sicherheitenhinterlegung bzw. auch im Hinblick auf die geplante Expansion auf andere Börsen?

Nein, sicher nicht. Hier gibt es die traditionelle Arbeitsteilung: Wir sind entweder als Non-Clearing-Börsenmitglied aktiver Marktteilnehmer oder eben als „General Clearer“ der Abwickler der Geschäfte gegenüber den Börsen. Beides gleichzeitig geht nicht. Insofern sind die bestehenden NCM-Mitgliedschaften für die Ausweitung unserer Aktivitäten auf andere Börsen auch nicht problematisch. Tatsächlich sind die beiden Aktivitäten „Handel & Clearing“ an allen von uns avisierten Börsen eine standardisierte Arbeitsteilung. Also unser „General Clearer“ wird diese Funktion auch an den weiteren von uns angestrebten Börsen für uns übernehmen.

2020 war vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Shutdown-Maßnahmen für viele Sektoren kein leichtes Jahr – signifikante Zuwächse im Trading-Bereich trotzten dieser Entwicklung. Konnte die QCKG in der anhaltenden Krise profitieren, gab es 2020 sogar operative Highlights?

Insgesamt lief der Trading-Bereich 2020 sehr positiv und profitabel, und das wird sich auch 2021 fortsetzen. Nach langer Erfahrung im langsamen Handel im Millisekunden-Bereich waren wir 2020 jedoch schwerpunktmäßig mit dem Ausbau unserer Datenverarbeitungskapazitäten hin zum Nanosekunden-Bereich beschäftigt. Insofern waren wir in zu geringem Umfang operativ tätig, um hier groß profitiert zu haben. Für uns wird das Jahr 2021 der Start.

Nach dem jüngsten Spekulations-Hype u.a. bei der Gamestop-Aktie und den dadurch ausgelösten Short Squeeze – könnte auch die QCKG Opfer derartiger Attacken werden?

Auch in solchen Fällen greift unser sehr risikoaverses Geschäftsmodell. Basis des Modells ist es ja, nur kleine Positionsgrößen einzelner Finanzinstrumente, wie z.B. Aktien, über einen sehr kurzen Zeitraum zu halten, aber diesen Handel auf sehr viele verschiedene Einzelpositionen zu verteilen, um so das Risiko entsprechend zu diversifizieren. Zum einen reduziert die Verteilung auf viele Instrumente das Risiko substanziell, zum anderen wird in jeder einzelnen Position das Risiko durch eingebaute Risikomanagement-Sicherungen maximal begrenzt. Insofern können uns solche Entwicklungen wie bei der Gamestop-Aktie nichts anhaben.

Die QCKG lanciert aktuell eine neue Quant-Fintech-Anleihe. Hier lesen Sie im vollständigen Interview alle Einzelheiten zu dem Produkt.

Ist in Zukunft ein reiner Aktien-Börsengang der QCKG vorstellbar?

Dafür sind wir offen. Wie wollen das aufgebaute Erlöspotenzial systematisch realisieren und unsere Aktivitäten erweitern und vergrößern. Denkbar ist auch, dass wir in ein paar Jahren einen Aktien-Börsengang initiieren. Aber heute erstmal „First things first“.

Zu guter Letzt: Was würden Sie als das größte einzelne Risiko der QCKG bezeichnen?

Angesichts des Umstandes, dass wir die möglichen operativen Risiken so breit wie möglich aufteilen bzw. diversifizieren, fallen mir eigentlich nur potenzielle „politische“ Risiken wie möglicherweise das Verbot von Börsenhandel ein oder ansonsten eher „apokalyptische“ und insofern auch nicht einschätzbare Risiken.

Und umgekehrt, was sehen Sie als größten Hebel auf Ihre Geschäftsentwicklung?

Die Erweiterung unserer finanziellen Handelsmöglichkeiten, die Erweiterung unseres hochqualifizierten Teams, das Ausrollen unserer Technik auf weitere Börsen.

Herr Dr. Falke, besten Dank für die interessanten Einblicke und dass Sie uns so ausführlich Rede und Antwort standen.

Dr. Dieter Falke

Zum Interviewpartner:
Dr. Dieter Falke ist seit 2007 Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH und seit 2010 auch der Quant.Capital GmbH & Co. KG (QCKG), beide in Düsseldorf. Zuvor hatte er sich im Jahr 2000 mit der Gründung der Falke Bank selbstständig gemacht. Von 1992 bis 2000 verantwortete der studierte Betriebs- und Volkswirt als Vorstandsmitglied der Westdeutschen Landesbank Girozentrale u.a. das weltweite Treasury der Bank und das Europageschäft und hatte im Zuge dessen verschiedene Aufsichtsratsposten inne. Davor leitete Falke das Konzern-Treasury von Daimler-Benz und war im Bereich Corporate Finance bei der Deutschen Bank in New York tätig.

Autor/Autorin

Michael Fuchs