Quelle: Conpair AG

Investoren ignorieren Ratingeinschätzungen

Die Bonitätseinschätzung der Creditreform, die mit dem Coverage von 28 der insgesamt 35 Emittenten am deutschen Mittelstandsanleihen-Markt die deutliche Marktführerschaft innehat, wird unterdessen von den Investoren ignoriert. Zwar besteht zwischen der von der Creditreform kalkulierten Ausfallwahrscheinlichkeit der Emittenten und der jeweiligen Kuponhöhe ein leicht positiver Zusammenhang (ρ = 0,41; vgl. Abb. 2), so dass die Ratingeinschätzung vor Notierungsaufnahme der Anleihe als Kuponindikator herangezogen werden könnte.

Die nachfolgende Renditeentwicklung der Anleihen ist jedoch wenig mit der Ratingeinschätzung der Creditreform zu erklären. Die Korrelation zwischen Ausfallwahrscheinlichkeit und Marktrendite (ρ = -0,15) ist bestenfalls als statistisch nicht relevant zu bewerten. Die theoretische Erwartungshaltung, dass Emittenten mit schlechter Bonitätsbewertung und somit höherer Ausfallwahrscheinlichkeit im aktuellen Marktgeschehen nur bei entsprechend hoher Marktrendite Käufer finden, erfüllt sich nicht.

Alternative Pricing-Indikatoren im Kommen

Vor dem Hintergrund dieser Daten wird deutlich, dass die Marktteilnehmer ihre eigenen Bonitätseinschätzungen in die Anleihenkurse einfließen lassen. Dies wird vermehrt dazu führen, dass zukünftige Emittenten bei der Festlegung der Kuponhöhe nicht mehr auf das Rating, sondern auf alternative Pricing-Indikatoren (Markt-Sounding und Investorengespräche, Markenbekanntheit und Branchenzugehörigkeit) setzen.

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