Da nicht alle nationalen Rechnungslegungsstandards der Mitgliedsstaaten über Taxonomien verfügen, soll die ESEF zunächst nur für IFRS-Konzernabschlüsse gelten. Stellungnahmen waren sowohl hinsichtlich der fachlichen Umsetzungsstandards als auch der vorläufigen Kosten-Nutzen-Analyse erwünscht. Insgesamt sind bei der ESMA bis Fristende mehr als 100 Stellungnahmen eingegangen. Die ESMA wird ihre Entwürfe unter Beachtung der Stellungnahmen finalisieren und an die Europäische Kommission übermitteln. Zu einer schlussendlichen Entscheidung wird es realistisch betrachtet allerdings nicht vor 2017 kommen.

Einschätzungen der neuen Berichtspflicht ESEF
Die Meinungen hinsichtlich der ESEF und der sich darauf beziehenden Vorschläge der ESMA gehen deutlich auseinander. Sowohl die IFRS-Stiftung als auch das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) halten die Zugrundelegung der IFRS-Taxonomie für einen geeigneten Ausgangspunkt. Befürworter der ESEF sind der Ansicht, dass es für Investoren und Analysten auf Basis der neuen Berichtspflicht leichter werden wird, verschiedene Unternehmen (europaweit) zu vergleichen, z.B. aufgrund allgemein gültiger Definitionen wichtiger Kennzahlen. Wie einleitend erwähnt, gibt es allerdings auch Gegner der neuen Berichtspflicht: Nach deren Ansicht handelt es sich um einen unnötigen Mehraufwand, da eine Nachfrage nach einem solchen Format nicht bestünde. Vielmehr nötige ESEF die Emittenten, ihre Jahresfinanzberichte, die bisher auf die Unternehmensgegebenheiten angepasst waren, in eine generalisierte Form zu bringen, woraus ein erheblicher Umstellungsaufwand resultiere. Ferner sei nicht auszuschließen, dass es zu Unterschieden zwischen den nach ESEF veröffentlichten Informationen und dem herkömmlich veröffentlichten Jahresfinanzbericht kommen wird. An dieser Stelle sei erneut mit Mehraufwand zu rechnen, da diese Unterschiede ggf. der Erklärung bedürfen.

Fazit:
Ob man die neue Berichtspflicht nun befürwortet oder nicht, ist für den folgenden Umstand nicht von Relevanz: ESEF wird zu einem erheblichen (zeitlichen) Mehraufwand führen, der insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen treffen wird. Allerdings sollte ESEF auch als Chance der weiteren Harmonisierung des europäischen Binnenmarktes und als Steigerung der Transparenz an den Märkten gesehen werden. Ein Blick einzig auf den mit ESEF verbundenen Aufwand wird den verfolgten Zielen nicht gerecht. Ob diese schlussendlich erreicht werden, ist derzeit allerdings noch ungewiss. Es bleibt abzuwarten, wie die finalen Entwürfe der technischen Regulierungsstandards, welche die ESMA bis Ende 2016 an die Europäische Kommission übermitteln muss, aussehen werden und mit welchem Mehraufwand die Unternehmen aufgrund der ESEF rechnen müssen. Ob das Ergebnis schlussendlich die ganzen zusätzlichen Mühen wert sein oder die große Ernüchterung einsetzen wird, werden wir wohl erst in einiger Zeit beurteilen können.

Zu den Autoren:

Simon René Barth, M.Sc., LL.M.oec., ist Consultant bei der FAS AG in Frankfurt

Ulrich Sommer, CPA, CVA, ist Mitglied des Vorstands bei der FAS AG in Stuttgart

Der Artikel erschien zuerst im GoingPublic Magazin 4-2016.

 

 

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