Grundsätzlich erhöht die Einbindung von US-Investoren die Transaktionssicherheit. Dazu bietet sich eine Privatplatzierung bei qualifizierten Investoren nach „Rule 144a“ (ohne Registrierungspflicht bei der SEC) an, ohne gleich ein aufwendiges US-Listing vornehmen zu müssen. Bei den meisten Technologieemissionen in jüngster Zeit wie SLM Solutions, Zalando, Rocket Internet oder windeln.de wurde dieser erweiterte Platzierungsweg gewählt. Da diese Platzierungsform auch mit erhöhten Kosten für die zu erstellende IPO-Dokumentation verbunden ist, lohnt sich in der Regel erst, wenn mindestens 10% des beabsichtigten Platzierungsvolumens über diesen Vertriebskanal erwartet werden. Zudem sollte das Platzierungsvolumen mindestens 50 Mio. EUR umfassen. Alternativ gibt es natürlich die Möglichkeit einer indirekten Platzierung bei US-Investoren über ihre europäischen Repräsentanten, die oft ihren Sitz in London oder Luxemburg haben.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg des US-IPO Marktes  ist die Einführung der Jobs-Act-Regelung vor gut zwei Jahren, die zu einer Renaissance der Small-Cap Emissionen (unter 50 Mio. USD Emissionsvolumen) führte. So stieg der Anteil der Börseneinführungen in dieser Größenordnung von 14% im letzten Jahr auf rund 25% in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres. Die deutlich gelockerten SEC Regularien, die für die Erstplatzierung und das Being Public gelten, haben die Hürden für kleinere Emissionen deutlich reduziert. Im Title IV des J.O.B.S. Act sind in Zukunft nicht nur kostspielige Regeln gelockert worden sondern auch ein freizügigeres Marketing bei Privatanlegern erlaubt. Genau das Gegenteil von dem was in der Börsenwüste Deutschland passiert. Deutschland verfügt über eine Reihe von chancenreichen IPO-Kandidaten, die in den neuen Technologiefeldern Social Media, Internetdienstleistungen oder Industrie 4.0 aktiv sind. Da viele von diesen Unternehmen den operativen Schwerpunkt auf den europäischen Markt haben oder über ein sehr starkes Branding beim deutschen Retailkunden verfügen, bietet sich einen Börsengang in Deutschland an, der auch die Einbindung von US-Investoren ermöglicht. Ein merklicher Abbau der Regularien für kleinere Emittenten – ähnlich dem amerikanischen Vorbild – könnte zu einem IPO-Boom und damit privaten Investoren die Möglichkeit erschließen, von diesen Chancen zu profitieren.

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