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Vorbild USA

SPACs sind in den USA schon länger etabliert, haben aber 2020 nochmals einen enormen Schub erhalten. Insgesamt 248 SPACs vollzogen ihr Börsendebüt und emittierten dabei 76 Mrd. USD. Demgegenüber stehen an NYSE & NASDAQ 220 reguläre IPOs mit einem Emissionsvolumen von 80 Mrd. USD. Während der SPAC-Anteil an den Börsengängen in den Jahren zuvor maximal 30% ausmachte, waren es 2020 also schon nahezu 50%.

Der europäische Finanzplatz ist dagegen noch Brachland. 2020 kam es lediglich zu drei SPAC-IPOs mit einem Gesamtvolumen von 495 Mio. EUR, darunter 2MX Organic mit dem Börsendebüt an der Euronext Paris im vergangenen Dezember. Vor wenigen Tagen gab es dann den ersten SPAC-IPO 2021 an der Euronext Amsterdam: Die ESG Core Investments BV sammelte 250 Mio. EUR ein. Um vom US-Trend zu profitieren, versuchen nun auch die europäischen Börsen und Aufsichtsbehörden ein SPAC-IPOs entsprechendes, regulatorisches Umfeld zu schaffen.

Prominente Namen als SPAC-Pioniere

Zwar tendieren SPAC-Sponsoren nach wie vor eher nach New York, doch es deutet sich an, dass Lakestar SPAC I ein Trendsetter im europäischen Raum werden könnte. Bekannt wurden zuletzt auch die Pläne des ehemaligen Unicredit-Chefs Jean Pierre Mustier, der zusammen mit dem Gründer des französischen Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault, das SPAC Pegasus Europe mit einem dreistelligem Millionenvolumen an die Amsterdamer Börse bringen will. Ex-Commerzbank-CEO Martin Blessing plant ebenso ein SPAC-IPO in Amsterdam, das dem bisherigen Vernehmen nach bis zu 300 Mio. EUR einnehmen soll.

Dagegen haben andere europäische Finanzveteranen wie der Ex-Credit Suisse CEO Tidjane Thiam, Ex-Citigroup Banker Michael Klein, Rocket Internet-Gründer Oliver Samwer oder HelloFresh-Chef Dominik Richter ein SPAC-IPO in New York avisiert. Dennoch gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass der europäische SPAC-Trend erst am Anfang steht. Europäische Investmentbanken wollen den US-Trend nutzen: Zuletzt wurde von der UBS bekannt, den US-SPAC-Boom aus den USA exportieren zu wollen.

Vorteile einer SPAC

Für die Zielunternehmen kann die Fusion mit einer SPAC Vorteile haben. Während im Rahmen eines gewöhnlichen IPOs die Geschäftsführung über einen langen Zeitraum eingebunden ist, übernimmt das Managementteam der SPAC diese Aufgabe und kann das gefundene Zielunternehmen innerhalb weniger Monate auch dank eines verkürzten Genehmigungsprozess durch die Aufsichtsbehörden an die Börse bringen.

Außerdem haben die Zielunternehmen mehr Gewissheit über die Bewertung des Unternehmens, da der Unternehmenswert bilateral ausgehandelt wird. Beim Börsenstart ist der Wert dann auch nicht von der jeweils aktuellen Börsenstimmung abhängig. Darüber hinaus sind die Emissionskosten gegenüber den beteiligten Banken geringer.

Die SPAC-Anleger profitieren wiederum von der Sicherheit, die die SPAC-Konstruktion bzgl. der Rückgabegarantie und des festgelegten Zeithorizonts bietet. Sie verfügen über eine Basisrendite aus den auf dem Treuhandkonto angelegten Geldern. Dazu gesellen sich die zusätzlichen Aktienoptionsscheine, die Kursgewinne nach einer erfolgreichen abgelaufenen Verhandlung des SPAC-Managements mit dem Zielunternehmen bedeuten können.

Nicht alle SPACs entwickeln sich positiv

SPACs bergen aber auch Gefahren. Sollte das Management innerhalb der ausgerufenen Zeit der Suche hinsichtlich des Targets nicht fündig werden, könnte es unter Druck geraten, am Ende der Laufzeit Preisabschläge beim Zielunternehmen hinnehmen zu müssen.

Da die SPACs schneller auf den Markt kommen, haben Investoren zudem weniger Zeit, sich auf die Targets einzustellen bzw. diese zu bewerten. Die geringere Prüfung der Unternehmen steigert die Gefahr, dass eigentlich nicht börsenfähige Unternehmen am Markt reüssieren.

Betrugsvorwürfe beim Wasserstoffpionier Nikola ließen die Aktien seit dem SPAC-IPO im Sommer 2020 zum Beispiel deutlich einbrechen. Auch die Modern Media Acquisition Group, eine SPAC, die 2019 den Musikstreamingdienst Akazoo kaufte, machte ein schlechtes Geschäft: Akazoo täuschte Anleger mit erfundenen Abonnentenzahlen.

Generell haben sich – einer Goldman Sachs-Studie zufolge –die Kurse von 50 untersuchten SPACs in den USA seit Anfang 2018 nach einer Fusion im Durchschnitt schlechter als der S&P 500 entwickelt.

Fazit

Der Erfolg einer SPAC steht und fällt mit der Expertise des beauftragten Managements. Bei der Lakestar SPAC I verfügen alle handelnden Personen über eine langjährige Erfahrung im Transaktionsgeschäft und sind in der Industrie gut vernetzt. Zudem lässt sich am Portfolio der Venture Capital-Gesellschaft Lakestar schon ablesen, wohin die Reise auf der Suche nach dem Zielunternehmen führen kann.

Für professionelle Investmentfonds oder Family Offices könnte die Investition lohnend sein – zum einen, weil angesichts des anhaltenden Zinstiefs überschüssige Cashreserven geparkt werden können, zum anderen, weil die Fähigkeiten des Managements versprechen, ein Zielunternehmen zu finden, das Wertsteigerung bringen wird.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.