Führen mit informeller Macht

Die informelle Macht als Kombination von Sanktions- und Informationsmacht weist einen gangbaren Weg für die Freisetzung von Kräften und die Veränderung hierarchischer Organisationen hin zu Netzwerken. Informelle Macht wird beeinflusst von drei Faktoren:

Zutrauen: Hier spielen Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz eine entscheidende Rolle.

Sympathie: Diese wird durch Ähnlichkeit im Verhalten und Reziprozität der Einstellungen hervorgerufen

Vertrauen: Dieses entsteht durch Konsistenz des Verhaltens sowie durch Integrität, Loyalität und Offenheit der Persönlichkeit.

Kompetente Ratschläge sind für den Aufbau informeller Macht wichtiger als ein vertrauensvoller Informationsaustausch. Sympathie spielt dabei mit Zutrauen und Vertrauen eine besondere Rolle. Der Umstand, dass eine Person die wahrgenommene Zuneigung üblicherweise erwidert, stellt den wirkungsvollsten individuellen Machthebel dar. Man mag sich und vertraut sich. Der erste Eindruck ist der wichtigste, so banal das klingen mag. Man kann das auch, wie Wilfried (Macht-)Krüger, die Theorie des ersten Eindrucks nennen. Geballte Kompetenz allein reicht nicht aus, und jeder Erfolg, auch der Vertriebserfolg, beruht letztlich auf der zwischenmenschlichen Beziehung. Erstaunlich ist, dass viele extrem erfolgreiche Vertriebler oder auch geniale Unternehmensgründer, die die Vertrauensbeziehung zum Kunden perfekt beherrschen, nach innen weiterhin mit Misstrauen und Sanktionsmacht zu regieren versuchen. Die oft inhärente Begrenzung der Wachstumsmöglichkeiten von Klein- und Familienunternehmen lässt sich so erklären. Führungskräfte, die sich auf ihre Sanktionsmacht konzentrieren, setzen nicht auf vertrauensvolle Beziehungen, sondern auf Kontrolle, Bestrafung, Herrschaftswissen und Anpassung. Nur wer der Informationskomponente Rechnung trägt, hat damit die internen Voraussetzungen für Wachstum geschaffen.

Andererseits kann auch die Macht der Sympathie, gekennzeichnet durch Ähnlichkeit und Reziprozität, negative Aspekte haben. Sie reichen von der Klüngelwirtschaft über mangelnde Diversität im Führungsgremium – warum gibt es wohl so wenige Frauen in Führungspositionen? – bis hin zur Korruption. Überbetonung der Sanktionsmacht führt dazu, dass Mitarbeiter nicht mehr mitdenken, sondern zu Ausführenden werden, die aus Angst gegenüber dem Vorgesetzten den Mund halten, gleichgültig ob das, was sie tun, sinnvoll ist und dem Unternehmen nützt oder nicht.

Dieser Beitrag ist erstmals in DIE NEWS, das Magazin für Familienunternehmen, Ausgabe 3/2017 erschienen.

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