Bildnachweis: MeinAuto Gruppe.

Der Online-Neuwagenhändler MeinAuto Gruppe gilt als weiterer IPO-Kandidat. Rudolf Rizzolli, Chef des Unternehmens aus Oberhaching bei München wollte die Spekulationen um einen Börsengang laut dpa-AFX nicht kommentieren. Nur so viel: „Bei unserem Wachstumskurs schauen wir uns natürlich alle Möglichkeiten an, dieses Wachstum auch weiter zu finanzieren.“

Ein Wachstum, das Rizzolli mit Zahlen belegt: „Das erste Quartal lief noch deutlich stärker als im Vorjahr“, sagte er am Dienstag im Gespräch mit dpa-AFX. 2020 stieg der um Sonderposten bereinigte Umsatz des Unternehmens um 11% auf 212 Mio. EUR. Vor allem im als Wachstumsfeld auserkorenen Geschäft mit Privatkunden verzeichnete das Unternehmen einen kräftigen Anstieg von fast einem Viertel. Laut Finanzkreisen wird die Gruppe mit bis zu 1,4 Mrd. EUR bewertet.

Seit einigen Wochen gilt der Internet-Neuwagenhändler mit Sitz in Oberhaching bei München als weiterer Kandidat für ein IPO, nachdem zuletzt etwa der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 erfolgreich an der Börse startete. Gerade in Corona-Zeiten sind Plattform-Unternehmen für Anleger eine reizvolle Sache, auch in den USA starteten mehrere Kandidaten ein fulminantes Börsendebüt.

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MeinAuto ist nach eigenen Angaben profitabel – anders als Auto1, das weiterhin Verlust macht. Das bereinigte EBITDA kletterte im vergangenen Jahr um 25% auf 38 Mio. EUR. „Unsere Zahlen unterstreichen, dass der Neuwagenkauf auch online angekommen ist“, sagte Rizzolli. „Den Kunden geht es heute um die Nutzung, nicht mehr um das bloße Eigentum an den Autos.“ Er taxiert den deutschen Neuwagenmarkt aktuell auf 70 Mrd. EUR. Der Anteil des Onlineverkaufs soll von 2% bis 2025 auf 15% steigen.

MeinAuto setzt auf das Flexibilitätsbedürfnis der Kunden – unter anderem mit Leasing und Flatrate-Abo-Modellen. Während die Neuzulassungen im deutschen Markt um 19% sanken, zählte MeinAuto im vergangenen Jahr 40% mehr Flatrate-Bestellungen von Privatkunden auf der Plattform MeinAuto.de. „80% unserer Kunden schließen auch den nächsten Vertrag wieder mit uns ab“, sagte Rizzolli. Derzeit zählt der Anbieter 44.000 aktive Abonnenten. 2020 wickelte er mehr als 39.000 Neuwagenbestellungen ab.

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Dabei sieht der ehemalige Chef von Sixt Leasing das Geschäft nicht allein als Gewinner der Corona-Pandemie. „Uns kommt vor allem Transparenz und Vergleichbarkeit zugute, und dass der Kunde keine Preisverhandlungen führen muss“, sagte Rizzolli. „Corona ist ein Beschleuniger dieses Trends, aber nicht der Grund dafür. Auch nach Corona gibt es keinen Weg zurück.“

„Wir sprechen den gesamten Markt an, den Familienvater genauso wie den Hipster und den Führerscheinneuling. Online richtet sich mittlerweile an alle Altersgruppen, in Deutschland und auch in Europa.“ Die Hemmschwelle, ein teures Produkt wie ein Auto online zu kaufen, sieht der Manager nicht mehr als Problem. „Es gibt keine Montagsautos mehr und keine schlechten Hersteller – wir müssen unseren Kunden nicht beweisen, dass wir ihnen ein gutes Produkt bieten.“

Eigentümer von MeinAuto Group ist seit 2018 der britische Finanzinvestor HG Capital, der insgesamt mehr als 30 Mrd. USD an Investments verwaltet. Das Geschäftsmodell der Oberhachinger basiert auf Rahmenverträgen mit Händlern und Fahrzeugherstellern. Kunden können laut Firma aus bis zu 500 Modellen wählen. Preis- und Leistungsvergleich sind jeweils abhängig von individuell festgelegten Raten, Laufzeiten oder Versicherungen. Der Abo-Vertrieb ist aktuell die wichtigste Säule des Geschäftsmodells. MeinAuto-Kunden können ihre Verträge für zwölf bis 48 Monate abschließen. Läuft das Abo aus, spekuliert das Unternehmen auf den Abschluss eines neuen Vertrags, zudem gibt es eine Kaufoption für das Fahrzeug.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab