In der zweiten Jahreshälfte 2013 dürfte die positive konjunkturelle Grundtendenz zum Tragen kommen. Produktionsausfälle aufgrund der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Süd- und Ostdeutschland dürften nur gering ins Gewicht fallen, da diese regional begrenzt waren und kaum größere Produktionsstätten betrafen. Die Reparaturmaßnahmen zur Beseitigung der Flutschäden werden aber auch nur wenig zusätzlichen Schwung bringen, weil sie wohl zu einem guten Teil anderweitig geplante Ausgaben der privaten und öffentlichen Haushalte verdrängen. Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland aufgrund des schwachen Starts im Jahresdurchschnitt 2013 nur um 0,6% steigen – bei einem Unsicherheitsintervall von 0,0% bis 1,2%, das diesen Prognosewert mit 2/3 Wahrscheinlichkeit abdeckt.

Für 2014 ist ein Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 1,9% zu erwarten. Grund für die aufwärtsgerichteten Wirtschaftsaussichten in Deutschland sind weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen und die hervorragende Beschäftigungslage. Dies stimuliert die Binnennachfrage. Schon heute befindet sich das Konsumklima auf einem hohen Niveau und die Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte hat kräftig zugenommen. Zudem profitiert der Wohnungsbau nicht nur von günstigen Zinsen, sondern auch vom Mangel an alternativen Anlageformen, die als sicher betrachtet werden. Angesichts der positiven Konjunkturtendenz dürften die Verbraucherpreise allmählich anziehen. Im Jahresdurchschnitt 2014 dürfte die Inflationsrate bei etwa 2% liegen.

Die Konjunkturrisiken sind allerdings beträchtlich. Zwar drohen recht wenige Unwägbarkeiten aus der Binnenwirtschaft, aber schon allein aufgrund der hohen internationalen Verflechtung bleibt die deutsche Wirtschaft anfällig für Schocks aus dem Ausland. So ist China mittlerweile ein so wichtiger Handelspartner, dass eine Bankenkrise zu erheblichen Auswirkungen auf die deutsche Exportindustrie führen könnte. Aber auch die Schwergewichte Lateinamerikas, Brasilien und Argentinien, befinden sich in einer labilen Situation. Sollte es dort zu einer handfesten Krise kommen, wären die Effekte auch hierzulande spürbar. Das größte Risiko geht aber nach wie vor vom Euroraum aus. Wie die jüngste Regierungskrise in Portugal zeigt, ist der Weg der Strukturreformen und der Konsolidierung keineswegs gesichert. Eine Abkehr davon würde aber wohl zu massiven Turbulenzen führen, die den Aufschwung in Deutschland verhindern könnten.

Von Prof. Dr. Kai Carstensen, Leiter, und Elisabeth Wieland, Doktorandin, ifo Zentrum für Konjunkturforschung und Befragungen

Autor/Autorin