Michael Negel, Vorstand, HPI AG

In den letzten beiden Jahren konnte der Logistik- und Beschaffungsdienstleister seine Umsätze jeweils verdoppeln. Nun begibt HPI im Zuge einer Privatplatzierung – plus spätere Freiverkehrsnotierung – eine Anleihe, um seine Wachstumspläne zu realisieren. CEO Michael Negel im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin über die Hintergründe, Überlegungen und geplante Mittelverwendung.

GoingPublic: Herr Negel, warum hat sich HPI für die Begebung einer Unternehmensanleihe entschieden?

Negel: In unserem Falle sprach gegen ein Bankdarlehen die Vorlage einer testierten Konzernbilanz, die erst Ende April fertig sein wird. Das Darlehen würde dann frühestens im Juni/Juli ausgereicht. HPI hat den Umsatz in den letzten Jahren jeweils verdoppelt, und wir wollen unser Wachstumstempo bereits im ersten Halbjahr 2012 erhöhen.

GoingPublic: Warum eine Unternehmensanleihe im Wege der Privatplatzierung und nicht eine „richtige“ an den eigens dafür vorgesehenen Segmenten?

Negel: Zum einen ist das Emissionsvolumen unserer Anleihe dafür zu klein. Häufig wird ein Mindestemissionsvolumen zwischen 10 und 25 Mio. EUR gefordert. Des Weiteren sprach die Prospektpflicht dagegen, nicht nur wegen der Kosten, sondern wiederum auch aufgrund der zu testierenden Jahresbilanz. Und ein weiterer Punkt war die Ratingpflicht: Ein Rating kostet ungefähr so viel wie ein Prospekt und beansprucht mehrere Monate.

GoingPublic: Aber eine Notierung im Freiverkehr streben Sie an – warum?

Negel: Die Aufnahme in den Open Market ist natürlich sehr wichtig, da unsere Investoren die Möglichkeit haben sollen, die Anleihe auch zu handeln. Die Privatplatzierung richtet sich aufgrund der Vorgaben an maximal 99 qualifizierte Investoren, so dass das Mindestvolumen auch 50.000 EUR ist.

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GoingPublic: Wie kam es zu der letztlichen Ausgestaltung?

Negel: Nach einer Peergroup-Analyse kamen wir zu dem Schluss, dass 9% die richtige Größenordnung ist. Nachdem es bereits mehrere Anleihen am Markt mit einem Kupon von 8,5% gab, war ein allgemeiner Konsens schnell gefunden. Auch bezüglich der Laufzeit haben wir uns am Markt orientiert. Die Anleihe ist noch mit einer Change-of-Control-Klausel ausgestattet, früher zurückkaufen können wir sie aber nicht.

GoingPublic: Die EBIT-Marge von HPI liegt nur bei rund 3%. Sind Ihnen 9% Kupon auf das Fremdkapital nicht zu teuer?

Negel: Dabei kommt es darauf an, wofür das Geld verwendet wird. Wichtig ist, dass das frische Kapital sofort investiert wird und Ertrag bringt. Dann ist es nicht zu teuer. Außerdem sind es vielleicht 2,5 bis 3 Prozentpunkte mehr als für ein Bankdarlehen, aber mit der Anleihe ist der unternehmerische Freiraum gegeben und man ist bankenunabhängig. Ist die Anleihe erst einmal vollständig gezeichnet, ist unser Ziel, mit den Mitteln daraus bis zu 1,5 Mio. EUR mehr EBIT pro Jahr zu erzielen.

GoingPublic: Und was, wenn nicht die gesamten 5 Mio. EUR platziert werden?

Negel: Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 31. Dezember 2012 und über das Private Placement werden zahlreiche kleinere Tickets vergeben. Sollte bis Mitte des Jahres nur die Hälfte platziert sein, liegt die testierte Bilanz vor und wir können immer noch auf ein Bankdarlehen zurückgreifen. Außerdem haben wir Zugriff auf Mezzanine-Kapital.

GoingPublic: Gehen Anleiheinvestoren mit der Mittelverwendung konform?

Negel: Die frischen Mittel sollen für den Ausbau von bestimmten Geschäftszweigen und für die Anteilserhöhungen an bestehenden Beteiligungen verwendet werden – das sind die wesentlichen Punkte. Es ist eine Mischung aus organischem und anorganischem Wachstum. Das wird natürlich nicht alles sofort passieren, aber jeder Euro, der investiert wird, sollte im ersten Jahr rund 20 bis 30 Cent Gewinn einbringen.

GoingPublic: Welche Entwicklung erwarten Sie für 2012?

Negel: Für 2012 gehen wir ohne anorganisches Wachstum von einem Umsatz in Höhe von 80 Mio. EUR aus, mit Zukäufen bzw. Erhöhungen sogar von 92 Mio. EUR. Das EBIT würde dann bei 2,4 bzw. mit Akquisitionen bei 3,4 Mio. EUR liegen.

GoingPublic: Herr Negel, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

 

HPI AG

Hoechst Procurement Intl. (HPI) ging aus dem Zusammenschluss der ce Consumer Electronic AG, der Hoechst Procurement Intl. in Sulzbach sowie der 3KV GmbH in Krailling bei München hervor und ist heute nach eigenen Angaben einer der führenden Einkaufs- und Prozessdienstleister in Europa. HPI managt 4 Mrd. EUR Einkaufsvolumen und wickelt 750.000 Bestellungen ab mit Fokus auf elektronische Bauelemente, IT-Netzwerkprodukte sowie industrielle Ge- und Verbrauchsartikel. Das Unternehmen beschäftigt ca. 170 Mitarbeiter an 21 Standorten in zehn Ländern.

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