GoingPublic: Herr Elberskirch, wie lautet Ihr Urteil zum Markt für Mittelstandsanleihen per Jahresmitte?

Elberskirch: Er hat sich etabliert. Es wird aber schwierig, wenn die Qualität fehlt. Der Markt verzeichnet inzwischen rund 60 Werte und die Nachfrage der Unternehmen ist unverändert hoch. Auch im ersten Halbjahr sind Emissionen gekommen, alleine vier im Düsseldorfer mittelstandsmarkt. Wenn der Gesamtmarkt sich nicht eintrübt, geht das Geschäft im zweiten Halbjahr weiter, denn auch immer mehr Investoren beginnen sich für diese neue Assetklasse zu interessieren.

GoingPublic: Ist die teilweise pauschale und nur überall wiederholte Qualitätskritik gerechtfertigt?

Elberskirch: Zu Recht gibt es eine Qualitätsdiskussion. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der ersten Insolvenzen im Entry Standard, bei bondm und an der Mittelstandsbörse Hamburg. Das Emittenten nicht einmal die erste Zinszahlung schaffen, ist mehr als bedenklich und sollte alle an diesem Prozess Beteiligten aufrütteln, noch genauer zu prüfen, welche Emittenten tatsächlich kapitalmarktfähig sind.

GoingPublic: Haben Sie eine Erklärung, warum sich der IBO-Markt so gut und konstant behauptet gegenüber Aktienemissionen?

Dirk Elberskirch

Elberskirch: Warum chinesische Fischverarbeiter oder Fußmassageketten ausgerechnet in den Entry Standard müssen, erklärt sich mir nicht. Mittelstand ist ein gänzlich anderes Thema. Hier geht es um das Rückrat der deutschen Wirtschaft, in das man jetzt erstmals direkt über Anleihen investieren kann. Das ist für viele Investoren interessant und findet mittlerweile sogar Interesse im Ausland. Aktien aus dem Mittelstand wird es nach meiner Meinung auch in Zukunft nur wenige geben. Größere inländische Aktienemissionen wurden gestoppt, weil die Marktverfassung immer noch sehr unsicher ist und die Investoren Preisabschläge forderten. Wer nicht muss, geht nicht mit einer zu niedrigen Bewertung an den Markt.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

 

 

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