Stefan Blaschak (links) und Ralf Brühöfner

Obwohl mittlerweile schuldenfrei emittiert die Berentzen-Gruppe AG eine Anleihe mit einem Volumen von bis zu 50 Mio. EUR. Mit dem frischen Kapital will der emsländische Getränkehersteller seine Wachstumspläne im Ausland finanzieren. Im Gespräch mit BondGuide erläutern Vorstandsvorsitzender Stefan Blaschak und Finanzvorstand Ralf Brühöfner die Geschäfts- und Akquisitionsstrategien.

BondGuideMeine Herren, wer den Namen Berentzen hört, denkt erst einmal an Apfelkorn. Das ist aber nicht alles, oder?

Blaschak: Die Spirituosen sind das Kernsegment der Berentzen-Gruppe. Mit mehreren Hundert Artikeln vermarkten wir hier auch Handels- und Zweitmarken. Im Geschäftsbereich Alkoholfreie Getränke vertreiben wir verschiedene Mineralwasser, Wellness-, Sport- und Energy-Getränke sowie Limonaden. In Deutschland beschäftigen wir 400 Mitarbeiter, davon knapp 300 am Stammsitz in Haselünne.

BondGuideWarum ist das Spirituosen- und Getränkegeschäft für Anleger interessant?

BlaschakDer Umsatz mit Spirituosen ohne Branntweinsteuer lag im Geschäftsjahr 2011 bei 97,5 Mio. EUR. Zwar wachsen wir in Deutschland und Europa nicht mehr. Anderseits haben wir in der Folge der Finanzkrise von 2008 aber auch keine großen Einbußen hinnehmen müssen. Unsere Zukunftschancen liegen im Auslandsgeschäft. Hier wollen wir nachhaltig erfolgreich sein. In der Türkei konnten wir zum Beispiel den Umsatz in den letzten zehn Jahren verdoppeln.

BondGuide: Wie sieht Ihre Geschäftsstrategie da konkret aus?

BlaschakWir wollen Marktführer bei Frucht-Spirituosen bleiben. Daneben spielen die Trendsegmente eine wichtige Rolle. Hier bauen wir gerade vier Brands mit internationaler Ausrichtung auf. Berentzen, Puschkin bzw. Rasputin, John Medley’s Whiskey und Turoa Rum. Damit haben wir eine Speerspitze, um im Ausland erfolgreich zu sein. Wir können sehr flexibel auf aktuelle Trends reagieren. Obwohl wir Markenhersteller sind, haben wir keine Probleme mit Handelsmarken. Jeder Bereich muss nachhaltig Erträge erwirtschaften. Deshalb gehen wir mit den großen Discountern auch ins Ausland – zum Beispiel nach Osteuropa, Frankreich und in die Niederlande.

BondGuideWie profitabel sind die Geschäftsbereiche?

BrühöfnerZwei Drittel des Jahresumsatzes von 145,9 Mio. EUR erzielten wir 2011 mit Spirituosen, ein Drittel mit nichtalkoholischen Getränken. Wir haben in den letzten beiden Geschäftsjahren eine EBITDA-Rendite zwischen 9 und 11% sowie eine EBIT-Rendite zwischen 6 und 8% erreicht. Belastet wurden die Erträge durch höhere Kosten beim Materialaufwand. Sie sind auf die jüngsten Preissteigerungen bei organischen Rohstoffen und höhere Energiekosten bei der Flaschenproduktion zurückzuführen.

BondGuide: Wofür nun das frische Geld aus der Anleihe?

Mit „knackigem Spaß im Glas“ an den Bondmarkt: Berentzen lädt im Oktober zum IBO. Foto: Berentzen

BlaschakSeit 2011 verfolgen wir unsere internationale Wachstumsstrategie. Künftig soll jede zweite Markenspirituose im Ausland verkauft werden. Wir haben deshalb 2011 und 2012 Gesellschaften in der Türkei, China und Indien gegründet. Die Ladenpreise sind im Ausland deutlich höher als hierzulande. Deshalb wird es durch die Auslandsexpansion auch profitables Wachstum geben. Wir brauchen die Anleihe nicht zur Refinanzierung der Gruppe, sondern nur für unsere Expansion im Ausland. Wir haben uns in den letzten Jahren mehr mit uns selbst beschäftigt, weil die Gesellschafterstrukturen nicht gepasst haben. In den nächsten fünf Jahren müssen wir einfach schneller sein.

BondGuideGehören auch strategische Akquisitionen im Ausland dazu?

BlaschakIm Ausland schauen wir zum einen nach neuen Segmenten, die gut zu uns passen würden. Das sind in der Regel solche Produkte, die in den einzelnen Ländern stark nachgefragt werden, zum Beispiel Raki in der Türkei und Ouzo in Griechenland. Zum anderen schauen wir nach der Infrastruktur. Das heißt, wir suchen nach geeigneten Unternehmen, die Produktion, Logistik und Marketing für unsere Produkte anbieten können.

BondGuide: Gibt es ein Rating zur Anleihe oder zum Unternehmen?

BrühöfnerWir haben kein Rating durchgeführt, da wir mit der Aktie börsennotiert sind.

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