*) institutionelle Emissionen (Non-financials) ohne Daueremittenten 2010/2011 Quelle: Thomson Financial, eigene Recherche

 

Die Welt zu Gast in Luxemburg

Obwohl Deutschland der Heimatmarkt ist, sind 90% der 74 Emissionen an einer Auslandsbörse wie Luxemburg oder Dublin zuglassen bzw. gelistet worden. An erster Stelle steht die Luxemburger Börse, die 59 Emissionen an sich ziehen konnte. Luxemburg ist als Listingbörse bei den institutionellen Anleihenplatzierungen aufgrund gewohnter „Best Practice“ der Emissionsbanken die erste Wahl. Die Frankfurter Börse spielte bisher nur eine untergeordnete Rolle (Abb. 3). Obwohl die Erstplatzierung nahezu vollständig an institutionelle Investoren geht, wurde die Mehrheit der emittierten Anleihen in einer für Privatanleger freundlichen Stückelung von 1.000 EUR ausgestattet. Da an der Luxemburger Börse aufgrund fehlender Händlerstrukturen kein liquider Sekundärmarkt existiert, findet der spätere öffentliche Börsenhandel im Wesentlichen an den deutschen Regionalbörsen statt. Dies ist aber der kleinste Teil, da rund 90% des Sekundärmarktes über den nicht öffentlichen OTC-Handel laufen. Für die Wahl des Marktsegmentes (EU-reguliert vs. Freiverkehr) lässt sich in unserer Analyse erkennen, dass vor allem für High-Yield-Emissionen als Zulassungssegment der Freiverkehr bzw. ein zum Freiverkehr gehöriges Segment (MTF, GEM1) gewählt wird. Investmentgrade-Anleihen finden hauptsächlich den Zugang innerhalb eines der EU-regulierten Marktsegmente mit den entsprechend strengeren Zulassungs- und Folgepflichten.

Fazit

Die institutionelle Anleihe unterscheidet sich von der Mittelstandsanleihe vor allem durch die Platzierungsform, die Zielinvestoren, das Volumen und die Dokumentation. Die Börse Luxemburg hat sich als „Listingbörse“ für institutionelle Anleihen als Marktführer etabliert. Die Deutsche Börse hat mit dem Prime Standard für Unternehmensanleihen dennoch die Chance, sich durch einen transparenten, öffentlichen Handel sowie durch die Einbindung von Privatanlegern im Primär- und Sekundärmarkt von der Luxemburger Börse erfolgreich abzugrenzen. In der bisherigen Luxemburger Emissionspraxis ist ein öffentlicher und liquider Börsenhandel nicht vorgesehen. Der für den Prime Standard geforderte Mindest-Freefloat von 10%, der durch dem Unternehmen nahestehende Interessenten (Stakeholder, Mitarbeiter) geschaffen werden kann, bildet die Basis für einen liquiden Sekundärmarkt. In der institutionellen Anleihewelt existieren die standardisierten und vergleichsweise strengen Anforderungen an die Dokumentation und das Rating. Durch das geltende neue Schuldverschreibungsgesetz findet zudem das deutsche Recht immer mehr Einzug in die Anleihebedingungen, die bisher stark nach angelsächsischem Recht ausgestaltet waren. Von diesen Standards können auch Privatanleger profitieren.

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