Jessica Ries, Director Corporate Finance & Capital Markets, youmex AG

Eine erfolgreiche Emission ist nach wenigen Tagen oder auch nur wenigen Stunden vollständig platziert. Die Weichen dafür kann der Emittent schon in einem sehr frühen Stadium stellen. Bevor ein Unternehmen eine Anleihe emittieren kann, ist eine ganze Reihe von organisatorischen, rechtlichen und strategischen Entscheidungen zu treffen. Von Vorteil ist es, wenn das Unternehmen in diesem Stadium bereits einen Kapitalmarktexperten als Emissionsberater und -manager an seiner Seite hat. Dieser kann prüfen, ob die Anleihe das richtige Finanzierungsinstrument für das Unternehmen ist und ob es überhaupt kapitalmarktfähig ist. Unternehmen, die den Anforderungen der Kapitalgeber gerecht werden sowie Transparenz- und Folgepflichten der Börsen erfüllen, können mit einer erfolgreichen Emission rechnen.

Finanzierungsstruktur im Vorfeld optimieren

Die Emission einer Anleihe ist immer als Bestandteil des Finanzierungsmix eines Unternehmens zu sehen. Besonders bilanzielle Aspekte, wie die Höhe der Fremdverschuldung und der Eigenkapitalquote, sollten berücksichtigt werden. Diese Finanzkennzahlen beeinflussen das Rating und werden von Anlegern im Rahmen ihrer Investitionsentscheidung berücksichtigt. Daher sollte grundsätzlich vor der Entscheidung zur Begebung einer Anleihe mit einem versierten Emissionsberater eruiert werden, ob eine Fremdfinanzierung mit der Finanzierungsstruktur des Unternehmens vereinbar ist. Im Vorfeld des Ratings sind dann bilanzoptimierende Maßnahmen angeraten, die die Verschuldung senken und das Eigenkapital erhöhen. Hierzu zählen bspw. Auslagerungstransaktionen, d.h. Assets aus dem Umlaufvermögen, Anlagevermögen oder Forderungen können in eine Zweckgesellschaft ausgelagert werden, die über ergänzendes Mezzanine, Eigenkapital oder Kredit refinanziert wird. Eigenkapitalerhöhende Maßnahmen sind die Aufnahme von stimmrechtslosem Mezzanine oder die Aufnahme von Eigenkapitalinvestoren.

Quelle: youmex Research

 

Kommunikation ist das A und O

Eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Emission spielt die Kommunikation mit potenziellen Anlegern. Das Unternehmen sollte sich schon frühzeitig der Öffentlichkeit mit Nachrichten aus dem operativen Geschäft präsentieren. Die Nachricht über die Begebung einer Anleihe darf allerdings erst kurz vor dem Emissionsstart erfolgen, sonst ist die Wirkung der Neuigkeit bis dahin verpufft. Ist das Unternehmen bereits börsennotiert, ist die regelmäßige Teilnahme an Kapitalmarkt- und Investorenkonferenzen, auf denen sowohl institutionelle Investoren, die Presse wie auch Research-Häuser vertreten sind, als laufende vertrauensbildende Maßnahme äußerst sinnvoll. Insbesondere die lückenlose und ständige Kommunikation, auch schlechter Nachrichten, stärkt das Vertrauen der Investoren. Nichts verunsichert Anleger mehr als Nachrichten, die sie zu spät oder nur auf Umwegen erhalten haben. Dieser Reputationsverlust hat möglicherweise eine geringere Zeichnungsnachfrage und schlimmstenfalls eine gescheiterte Emission zur Folge. Anleihen von Unternehmen hingegen, die zeitnah publizieren und den Investoren bereits aus Artikeln, Interviews oder Veranstaltungen bekannt sind, werden erfahrungsgemäß viel stärker nachgefragt und somit schneller und leichter platziert – auch in einem schlechteren Marktumfeld.

Markenunternehmen haben es in der Kommunikation etwas leichter, da sie bereits der Öffentlichkeit bekannt sind. Vor allem für die Platzierung an Privatanleger spielt dies eine große Rolle, da diese sich eher an bekannten Marken und Unternehmen orientieren als an der Ausgestaltung der Anleihe und deren Konditionen.

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