Die zuletzt leicht anziehenden Zinsen in den USA könnten das eine oder andere private Unternehmen zusätzlich ‚zwingen‘, sich doch lieber mit Eigenkapital zu versorgen: mithin, IPOs und Börsengänge sind dafür das Mittel der Wahl, speziell in den USA.

Da ist nun jedoch interessant, dass im vergangenen Jahr nur 28 Tech-IPOs an die US-Börsen gingen, nach 62 im Jahr 2014 und 48 im Jahr 2013 (Daten von Dealogic). How come?

Und diese wenigen machten in Sachen Performance auch nicht eben Werbung in eigener Sache.

Problem nämlich: Die Bewertungen der sogenannten ‚Unicorns‘ wurden im Vorfeld eines Going Public durch Venture Capital und nachfolgend Private Equity bereits massiv nach oben gezogen. Jüngstes Beispiel ist der Home Sharing Service AirBnB, der auch hierzulande gut bekannt sein dürfte.

Die 2007 in Rhode Island gegründete AirBnB hatte bis jüngst insgesamt 2,3 Mrd. USD (!) von Investoren eingesammelt, darunter Ankerinvestoren wie Marc Andreessen, Fidelity und Rowe Price, aber auch von privaten Leumunden und C-Promis wie Ashton Kutcher.

Die letzte Bewertungsrunde lag damit ungefähr bei 25 Mrd. USD für AirBnB – eine Verzehnfachung gegenüber dem Stand von 2013.

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Quelle: AirBnB

 

Demgegenüber stehen erst rund 340 Mio. USD Umsatzerlöse im dritten Quartal 2015, hochgerechnet rund 1 Mrd. USD pro Jahr. Gegenüber 2013 ist das zwar eine Verfünffachung, allerdings eben nicht Faktor 10. Profitabel ist AirBnB indes noch nicht – warum eigentlich nicht? – und wird es so zeitnah auch noch nicht werden.

AirBnB bietet seine Services heute praktisch weltweit an, mit mehr als 2 Mio. Einträgen (=Angeboten). Nach eigenen Angaben haben inzwischen mehr als 60 Mio. Gäste über die AirBnB-Seite gebucht. Vom Räumlichkeitenanbieter fließen in der Regel 3% und vom Gast 6-10% als Gebühr an AirBnB.

Derweil haben Uber, AirBnB und Co. naturgemäß mit zahlreichen juristischen Hürden und damit einhergehenden Einsprüchen alteingesessener Verbandsinteressen zu kämpfen, was natürlich ist, wenn ein neuer Anbieter verkrustete Strukturen aufzubrechen angeht – mithin, eine in Kauf zu nehmende Nebenwirkung der neuen ‚Share Economy‘.

Angesichts dessen scheinen die schon im Vorfeld eines Börsendebüts aufgerufenen Bewertungen milde gesagt minimal abgehoben. Wie es sich für Überflieger gehört. Allen Unkenrufen zum Trotz ist allerdings auch Facebook in seine Bewertung hineingewachsen – jedenfalls etwas mehr als beim Debüt im Mai 2012. Google seit 2004 allemal. Fakt ist aber: Den größten Bewertungszuwachs sehen Investoren natürlich nicht nach einem IPO, so gern sie das auch stets aufs Neue glauben mögen. Was bleibt, sind meist (wenn auch nicht immer) nur noch die Krümel. Ashton Kutcher und Marc Andreessen haben sich bis Sie dran sind garantiert schon vor Ihnen gelabt.

Falko Bozicevic

CEO Brian Chesky hat gut lachen (Quelle: AirBnB)

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