Skala von 1 (=sehr gut) bis 6 (=sehr schlecht); *) Alle Befragten gaben bestimmte Spannen an, innerhalb derer sie einen besonders wahrscheinlichen Wert nannten, nur dieser ist hier, der Übersichtlichkeit halber, angegeben.

 

Doch diese Hürden lassen sich überwinden. Sie müssen sogar überwunden werden, denn mittel- und langfristig werden mittelständische Unternehmen stärker auf Finanzierungen über den Kapitalmarkt angewiesen sein – sowohl bei Eigen- als auch bei Fremdkapital. Die Banken sind bereits zurückhaltender bei der Kreditvergabe geworden und werden von Basel III dazu gezwungen, auf diesem Feld noch selektiver vorzugehen. Ob dieser nachhaltige Trend schon 2013 zu einem verbesserten IPO-Klima führt, ist angesichts der genannten bremsenden Faktoren eher fraglich. Dennoch sind wir optimistisch und gehen auch für das kommende Jahr davon aus, dass bis zu 15 Kandidaten ein IPO zur Finanzierung wählen werden. Schließlich haben nach wie vor viele potenzielle Emittenten ihre IPO-Pläne praktisch fertig in der Schublade liegen. Man weiß ja nie.

 

Skala von 1 = sehr hoch/deutlich wichtiger bis 6 = sehr niedrig

 

Der China-Trend hält an
Eine Branchenlastigkeit sehen wir auch 2013 nicht, sondern eher eine breite Streuung. Bei der Nationalität hingegen könnte China wieder weit vorne mit dabei sein. Da chinesische Mittelständer auf ihrem Heimatmarkt bis zu drei Jahre auf ihre Erstnotiz warten müssen, liegt die Frankfurter Börse näher, als man aufgrund der Geographie meinen könnte. Die Börsennotiz „made in Germany“ ist in China einiges wert. Daher ist es weit weniger erstaunlich, dass die 2012er Emittenten geringe bis gar keine Emissionserlöse in Kauf genommen haben, um sich in Deutschland listen zu lassen. Jetzt müssen sie nur noch die Anleger hierzulande von ihrer Profitabilität, die ihnen auf dem Papier bescheinigt wird, überzeugen.

Für das Gesamtemissionsvolumen spielen also die chinesischen Unternehmen kaum eine Rolle. Wir prognostizieren für 2013 trotzdem einen Anstieg auf 3 Mrd. EUR (2012: 2,37 Mrd. EUR) und sind damit optimistischer als das Gros der von uns befragten Experten. Denn nicht alle großen Rückzieher der letzten Jahre haben ihre IPO-Pläne – wie Osram, das nun per Spin-off an die Börse kommt – komplett aufgegeben. Konkretester Kandidat für einen großen Börsengang scheint derzeit Springer Science + Business Media zu sein. Zudem ist jederzeit möglich, dass weitere Großunternehmen ihre Börsenambitionen (wieder)entdecken. Dann kann es schnell gehen – wie bei Talanx und O2 gesehen.

Nachfrage bei Anleihen bleibt
Der Markt der Mittelstandsanleihen lässt sich (bisher) von nichts erschüttern und ist trotz der drei Insolvenzen von bkn Biostrom, SIAG und Solarwatt – alle aus dem Bereich Erneuerbare Energien – nicht auseinandergebrochen, sondern vielleicht eher ein wenig erwachsener geworden. Spannend zu beobachten sein wird, wie der Markt reagiert, wenn eines der zahlreichen bekannten Markenunternehmen in Schieflage oder gar Insolvenz geriete. Dieser Fall ist nicht auszuschließen. Ob sich das hohe Niveau der Anzahl der Emissionen auch 2013 halten lässt, ist auch vor diesem Hintergrund zweifelhaft. Wir gehen davon aus, dass nur rund 20 Unternehmen etwa 1 Mrd. EUR auf diesem Wege einsammeln werden.

Fazit
Im Jahr 2012 machte sich Ernüchterung breit. Mit kaum etwas ließen sich die Anleger hinter dem Ofen hervorholen. Doch die Entscheidung der EZB zum unbegrenzten Staatsanleihekauf läutete einen Stimmungsumschwung bei Investoren ein. Auch die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama sorgte für Stabilität. So ging es zum Jahresende hin an den Kapitalmärkten steil aufwärts. Vielleicht schafft es 2013 diesen Schwung mitzunehmen, um so die Unsicherheit der letzten Jahre langsam, aber sicher abzuschütteln. Für Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt finanzieren wollen, stehen die Chancen recht gut. Schließlich suchen Investoren händeringend nach guten Investitionsmöglichkeiten. Und eine gute Story überzeugt in guten wie in schlechten Börsenzeiten.

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 1/2013.

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