Verhalten beim DAX
War man 2011 noch recht euphorisch, was den DAX-Jahresendstand anging, fielen die Schätzungen für 2012 etwas zaghafter aus. Durchschnittlich ging man von 6.800 Punkten aus. Doch der DAX überraschte und knackte tatsächlich nochmal die 7.500-Punktemarke. Mit dieser Entwicklung rechnete nur die Investmentbank Viscardi, die dem DAX sogar 7.600 Punkte zutraute.

Weltweit rückläufig
International betrachtet war das Kapitalmarktjahr 2012 eher durchwachsen. Wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zeigt, ging die Zahl von 1.126 Börsengängen 2011 auf 768 zurück (siehe auch S. XX). Der größte Börsengang des Jahres kam aus den USA. Dort wagte Facebook im Mai den Sprung aufs Parkett. Die Erwartungen der Anleger waren entsprechend hoch, nutzen doch 1 Mrd. Nutzer aktiv das Netzwerk von Gründer Marc Zuckerberg. Doch eine von Erfolg gekrönte Börsenstory sieht anders aus: Bereits beim Start von Facebook gab es Probleme. In den ersten Handelsminuten brach das System der Nasdaq zusammen. Kurskapriolen waren die Folge. Und von diesem schlechten Start hat sich die Aktie nicht wieder erholt. Lag der Ausgabepreis noch bei 38 USD, notiert die Aktie heute bei ca. 25 USD.

Auf Regen folgt Sonne
Doch obwohl 2012 sich eher von der trüben Seite präsentierte, zeigen sich die vom GoingPublic Magazin befragten Kapitalmarktexperten doch wieder etwas optimistischer, was 2013 angeht. Zwar sind die durchschnittlichen Schätzungen mit elf Börsengängen noch etwas verhalten und auch beim Emissionsvolumen werden mit 1,9 Mrd. EUR keine neuen Rekorde erwartet, aber mit 7.900 Punkten scheint man wenigstens dem DAX wieder ein bisschen was zuzutrauen. Im Durchschnitt scheinen die Experten mit diesen Schätzungen ihre Schlüsse aus dem ablaufenden Jahr zu schließen, als der Primärmarkt die durchaus vorhandenen Vorlagen des Sekundärmarktes nicht nutzen konnte. Die optimistischsten Prognosen für den DAX gehen sogar bis zu 9.000 Punkten, während sich die mutigste Schätzung bei den IPOs mit 20 Neuemissionen bei einem Volumen von 3 Mrd. EUR vergleichsweise bescheiden ausmacht.

Quelle: Deutsche Bank Global Markets, Stand: 21.11.2012

Dabei zeigen sich tatsächlich Lichtblicke am Horizont. Obwohl auch im Jahr 5 nach Lehman Brothers die Kapitalmärkte noch unter Schock stehen, geht beispielsweise die Helaba davon aus, dass 2013 eine konjunkturelle Wende der Weltwirtschaft gelingt. Dabei sehen die Analysten besonders China und Brasilien als globale Wachstumslokomotiven. Und auch in den USA sollte der Fiskalstreit mithilfe eines Kompromisses beigelegt werden können.

Positive Signale
Kehrt da etwa wieder Vertrauen in die Aktienmärkte zurück? Nach fünf Jahren Dauerkrise wäre es wieder an der Zeit. Zumindest hat es den Anschein, als sei die Botschaft „ Der Euro bleibt“ an den Finanzmärkten angekommen. Hilfreich waren sicherlich das beherzte Eingreifen der europäischen Politik und das Einläuten des Aufkaufprogramms der EZB. So hat sie sich wenigstens Zeit verschafft. Diese gilt es – vor allem in Dauerkrisenländern wie Griechenland und Spanien – nun auch zu nutzen. Vielleicht könnten dann die eingeleiteten Reformen Früchte tragen und den Weg aus der Krise vorzeichnen.

Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research

Bei den Unternehmen hat die Krise zuletzt dazu geführt, dass die Gewinnerwartungen europäischer Unternehmen gesunken sind. Aktuell gibt es aber einige Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich die weltweite Wirtschaftslage stabilisiert, wovon auch die Unternehmen profitieren dürften. Eine Untersuchung der erwarteten KGVs für 2013 in wichtigen Aktienmärkten zeigt durchaus noch Kurspotenzial.

Ausblick des GoingPublic Magazins
Zwar ist trotz der positiven Tendenz bei den Fundamentaldaten nach wie vor eine Verunsicherung an den Märkten zu spüren, aber die großen IPOs – mit O2 und Talanx auch hier in Deutschland – haben gezeigt, dass das Interesse seitens der Anleger zumindest für große Volumina da ist, schließlich ist aktuell bei Aktien eine bessere Rendite zu erzielen als bei Staats- oder teilweise auch Unternehmensanleihen. Zudem hat die viel zitierte Volatilität an den Märkten abgenommen und der DAX neue Jahreshöchststände erklommen. Alles in allem eigentlich ein recht freundliches Kapitalmarktumfeld. Doch leider fehlen willige Kandidaten, zumindest aus dem deutschen Mittelstand. Die klassischen Bedenken vieler Familienunternehmer gegenüber dem Kapitalmarkt (Angst vor Kontrollverlust, hohe Transparenzanforderungen etc.) sind häufig noch nicht ausgeräumt. Zudem hat der mäßig erfolgreiche Börsengang von Hess gezeigt, dass auch die Investoren offensichtlich derzeit nicht auf IPOs mittelständischer Unternehmen „abfliegen“. Aus diesem Grund hat auch das Schweizer Immobilienunternehmen Peach Property den Börsengang seiner deutschen Tochter kurz vor der geplanten Erstnotiz auf unbestimmte Zeit verschieben müssen.