Die „Emit Stock-Taste“ wurde im letzten Jahr nur von wenigen Unternehmen gedrückt. Foto:panthermedia

Das letzte Jahr ist Vergangenheit. Doch was lässt sich über den IPO-Jahrgang 2012 sagen? Mit nur zehn Börsengängen liegt er leicht hinter 2011. Zwar haben die beiden Groß-IPOs von Talanx und Telefónica Deutschland (O2) gezeigt, dass Börsengänge hier noch möglich sind, aber so recht überzeugen, gar eine Eisbrecherfunktion übernehmen – Fehlanzeige! Weiterhin hat die Finanzkrise die Kapitalmärkte fest im Griff, weswegen viele potenzielle Kandidaten ihre Börsenpläne lieber in der Schublade zurückhalten. Inwiefern sich das 2013 ändert, lässt sich nur schwer prognostizieren. Fest steht jedoch, dass auch mittelständische Unternehmen mangels Alternativen künftig stärker auf die Kapitalmarktfinanzierung angewiesen sein werden. Davon müssen nur noch die Investoren überzeugt werden.

Nicht zur Nachahmung empfohlen
Die Aktivität am Primärmarkt für Aktien hielt sich 2012 (freundlich ausgedrückt) eher in Grenzen. In den ersten sechs Monaten wagten gerade mal sechs Unternehmen den Schritt aufs Parkett – darunter mit KTG Energie auch ein deutsches Unternehmen, eingerahmt von fünf chinesischen Emittenten. Insgesamt erzielten sie einen mageren Emissionserlös von 40 Mio. EUR – eine sehr ernüchternde Halbjahresbilanz. Neben der eher glanzlosen Performance der Kandidaten trugen auch die Absagen der großen Börsenkandidaten wie KSPG, Evonik oder Osram nicht zu einer Besserung der Stimmung am Primärmarkt bei.

 

Quelle: GoingPublic Research

 

Wie ein Licht am Horizont machte Talanx nach einer mehrmonatigen IPO-Durststrecke den Anfang – jedoch nicht ganz reibungslos. Nach jahrelangem Hin und Her, vielen Ankündigungen und Absagen versuchte der Versicherungsriese das Eis zu brechen – aber leider ohne Erfolg. Zwar setzte sich Talanx mit einem Emissionsvolumen von 0,8 Mrd. EUR auf den zweiten Platz der größten Emissionen nach Volumen seit 2008, aber eine Welle von Nachahmern loszutreten, vermochte das IPO nicht. Auf die nächsten Kandidaten musste man trotzdem nicht lange warten. Es folgten das chinesische Unternehmen Firstextile und der deutsche Mittelständer Hess. Den krönenden (?) Abschluss der 2012er IPO-Serie machte die deutsche Tochtergesellschaft des spanischen Mobilfunkanbieters Telefónica, hierzulande durch die Marke O2 bekannt. Erstmals seit 2007 (Tognum und HHLA) ging mit O2 wieder ein milliardenschwerer Börsengang über die Bühne. Insgesamt 1,45 Mrd. EUR konnten die Spanier einsammeln. Und im Gegensatz zu Talanx und Hess startete die O2-Aktie auch mit Kursgewinnen. Die beiden großen IPOs von Talanx und O2 liefern den Beweis, dass der Markt für große Börsengänge durchaus vorhanden ist. Das Umfeld ist eigentlich günstig und signalisiert eine Aufnahmebereitschaft auch für üppigere Volumina, aber wie es scheint, fehlen noch ein wenig Kandidaten mit überzeugenden Storys.

Voll im Schnitt
Damit war das IPO-Jahr vielleicht nicht gerade berauschend, aber doch solide. Bereits Ende 2011 konnte man erkennen, dass man nicht all zu euphorisch bezüglich des Kapitalmarktjahres 2012 sein musste. Mit dem Bild, das sich dieses Jahr abgezeichnet hat, stimmen auch die Prognosen der jährlich vom GoingPublic Magazin befragten Kapitalmarktexperten überein. Durchschnittlich rechnete man mit 13 IPOs und einem Gesamtemissionsvolumen von 2,3 Mrd. EUR. Damit liegt 2012 rückblickend voll im Schnitt. Beinahe auf den Punkt richtig mit der Schätzung lag Network Corporate Finance. Hier war man von zehn Börsengängen und einem Emissionsvolumen von 2,5 Mrd. EUR ausgegangen. Die Bayern LB, die CFO AG und LBBW hatten zwar die Anzahl der IPOs ebenfalls richtig prognostiziert, gingen aber von einem geringeren Emissionsvolumen aus. Wir (die GoingPublic-Redaktion) waren im Nachhinein betrachtet für 2012 etwas zu optimistisch und von 15 bis 20 IPOs mit einem Volumen von 3,5 Mrd. EUR ausgegangen.

Blickt man auf den Markt für Bondemissionen, zeigt sich ein anderes Bild: Allein über 30 Emissionen sogenannter Mittelstandsanleihen im Gesamtvolumen von über 1 Mrd. EUR stehen zu Buche. Dabei sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass viele der Emissionen bereits am ersten Zeichnungstag vollständig platziert waren. Nach einer Hochphase zu Beginn des Jahres folgte nach einer kurzen Sommerpause direkt eine neue Emissionswelle. Wie auch im letzten Jahr hatten es bekannte Marken wie die Modehersteller Seidensticker oder René Lezard, aber auch die Bierbrauerei Karlsberg leichter, interessierte Investoren zu finden.

Skala von 1 = sehr gut bis 6 = sehr schlecht

Korrekt vorhergesagt hat diese Entwicklung Blättchen Financial Advisory. Auch Bankhaus Lampe, equinet und Viscardi sind von der richtigen Anzahl an Anleiheemissionen ausgegangen, haben sich aber beim Volumen leicht verschätzt. Bei den Segmenten schnitten der Stuttgarter Bondm und der Frankfurter Entry Standard am besten ab – sowohl was die Anzahl der notierten Anleihen angeht als auch bei der Bewertung durch unsere Kapitalmarktexperten.