Nach eher durchwachsenen Sommermonaten richtet sich der Blick vieler Investoren auf das für gewöhnlich lebhafte Schlussquartal.

Lange sah es im September danach aus, als wolle sich niemand aus der Deckung wagen. Dabei war das Umfeld nach den Interventionsbekundungen der EZB und anderer Notenbanken für Aktien durchaus positiv. Erst mit dem Online-Marktplatz Trulia wurde der Bann schließlich gebrochen, wobei im Schlepptau gleich vier weitere Neulinge – darunter zwei Regionalbanken – ihr Glück versuchten. Während Trulia-Aktionäre sich über einen Zeichnungsgewinn von immerhin 30% freuen durften, blieben in den anderen Fällen nennenswerte Kursgewinne jedoch aus. Das weiterhin selektive Interesse der Anleger ließ den Emittenten bei der Preisgestaltung keine allzu großen Spielräume, und so blieben die Bewertungen in einem durchaus moderaten Rahmen. Hier wirkte das Facebook-Debakel ganz offenbar noch disziplinierend. Erst mit dem fulminanten IPO des Cloud-Spezialisten Weekday (s.u.) sollte sich an dieser gesunden Zurückhaltung zumindest in einem Einzelfall etwas ändern.

Erfolgreiches Debüt für Santander Mexico

Die Manager der spanischen Großbank Santander können aufatmen. So verlief der Börsengang ihres Lateinamerika-Geschäfts ohne größere Probleme. Im Zuge eines Doppellistings wurden die Aktien respektive ADRs an der mexikanischen sowie New Yorker Börse gelistet und dabei Einnahmen von rund 3,6 Mrd. USD erzielt. Damit befindet sich nunmehr ein Viertel der Grupo Financiero Santander Mexico – so der offizielle Namen der Tochter – im Streubesitz. Vor allem Pensionsfonds und andere institutionelle Investoren hätten bei der Emission beherzt zugegriffen. Insgesamt sei das Angebot knapp fünffach überzeichnet gewesen, teilte die Mutter Santander mit. Für diese könnte der geglückte Börsengang der erhoffte Befreiungsschlag sein. Die tiefe Rezession auf dem Heimatmarkt stellte das Kreditinstitut zuletzt vor erhebliche Probleme. Positive Schlagzeilen sind auch deshalb sehr willkommen, zumal das IPO Santanders Reputation an den Kapital- und Kreditmärkten verbessern dürfte. Mit über 41 Mio. Kunden und Einlagen von mehr als 330 Mrd. Pesos ist Santander Mexico die drittgrößte Bank des Landes. Nachdem die Anteile bereits mit einem überzeugenden Aufschlag von knapp 4% in den Handel starteten, bauten sie diesen Vorsprung in den nächsten Tagen weiter aus.

Drittes Quartal mit bescheidener Bilanz

Auch wenn der September mit dem Doppellisting des lateinamerikanischen Santander-Geschäfts zweifellos ein Highlight bereithielt, so fällt das Resümee in Bezug auf das dritte Quartal doch bestenfalls gemischt aus. Mit 26 Neuzugängen lagen die Monate Juli bis September klar unter den Werten der beiden Vorquartale. Immerhin bedeutete dies noch eine Steigerung gegenüber dem besonders schwachen Vorjahr (mit lediglich 18 IPOs), in dem die Schuldenkrise deutliche Spuren hinterließ. Bei den Emissionsvolumina war das dritte Quartal ebenfalls nur Durchschnitt. Die eingesammelten knapp 6,5 Mrd. USD lagen in etwa auf dem – um das Facebook-IPO – bereinigten Wert des Vorquartals. Wenn man jedoch bedenkt, dass allein auf den Santander-Börsengang mehr als 40% dieser Summe entfielen, zeigt sich in der Breite der Neuzugänge eine deutliche Schwäche.

Workday spielt die Cloud-Karte

Mit Spannung wurde der Börsengang des Cloud-Computing-Spezialisten Workday erwartet. Tatsächlich war die Nachfrage nach dem Papier derart hoch, dass die Preisspanne zunächst heraufgesetzt und die Aktien schließlich oberhalb dieser Range zu 28 USD zugeteilt wurden. Als das Papier mit Kursen von 48 USD in den Handel startete, war der Erfolg perfekt. Mit Einnahmen von 638 Mio. USD war die Transaktion das größte Technologie-IPO seit dem missglückten Börsengang von Facebook. Hinter Workday stehen mehrere ehemalige Peoplesoft-Manager, die das Unternehmen erst im Jahr 2005 gründeten. Das Vermögen von Co-CEO Dave Duffield wird auf Basis der aktuellen Workday-Bewertung auf rund 4,5 Mrd. USD geschätzt. Überhaupt wird die Bewertungsfrage in diesem Fall heiß diskutiert. So erreicht die Gesellschaft, die Web-basierte Softwarelösungen für Unternehmen und deren Personalplanung anbietet, ein Kurs-Umsatz-Multiple von 39 auf Basis der Erlöse der vergangenen zwölf Monate. Das erscheint selbst für ein wachstumsstarkes Cloud-Unternehmen extrem hoch. Im ersten Halbjahr 2012 erzielte Workday Umsätze von knapp 120 Mio. USD bei einem Nettoverlust von 47 Mio. USD. Überhaupt hat die Gesellschaft in ihrer recht kurzen Geschichte noch nie einen Überschuss erwirtschaftet. Für die Börse ist dieser Aspekt zumindest aktuell kein Thema. So baute das Papier an den darauf folgenden Tagen seine Kursgewinne weiter aus.

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