Gordon Riske, Vorstandsvorsitzender, Kion Group AG

Mit der Kion Group wird am 28. Juni voraussichtlich ein weiteres großes, international tätiges Unternehmen das Frankfurter Börsenparkett betreten. Im GoingPublic-Interview erläutert Gordon Riske, Vorstandschef des Gabelstaplerherstellers, mit Blick auf die künftigen Besitzverhältnisse die Hintergründe für den Börsengang.

GoingPublic: Herr Riske, Kion läuft sich schon seit einiger Zeit für einen Börsengang warm. Woran genau haben Sie den rechten Zeitpunkt festgemacht?
Riske: Wir haben immer gesagt, dass für einen Börsengang drei Bedingungen erfüllt sein müssen: Erstens muss der Kapitalmarkt in vernünftigem Zustand sein – und danach sieht es heute aus, trotz der Nervositäten in den vergangenen Tagen und Wochen. Zweitens müssen die Eigentümer wollen – auch das ist der Fall. Und drittens muss das Unternehmen natürlich börsenreif sein. Das heißt: operativ erfolgreich bei gleichzeitig starker finanzieller Performance. Diese dritte Bedingung zu erfüllen war unsere Aufgabe. Die Kion Group und ihre mehr als 21.000 Mitarbeiter haben diese Aufgabe in den vergangenen Jahren mit Bravour gemeistert und ein integriertes Geschäftsmodell mit über 40% Serviceanteil etabliert.

GoingPublic: Die Bewertung in der Mitte der Preisspanne bietet im Vergleich zur Peergroup einen vergleichsweise geringen Discount. Dabei lief das Geschäftsjahr 2013 ein wenig schleppend. Was stimmt Sie für die Platzierung dennoch optimistisch?
Riske:
Das erste Quartal dieses Jahres verlief ganz und gar nicht schleppend. Wir sind nach einem Spitzenjahr 2012 im 1. Quartal 2013 solide gestartet. Beim Umsatz haben wir, bereinigt um die abgespaltene Hydraulik-Sparte, annähernd den Rekordwert des Vorjahreszeitraums erreicht. Auch die Profitabilität haben wir erneut verbessert. Wir haben zudem sehr konkrete Planungen, wie wir das Potenzial, das in der Kion Group und ihren Marken steckt, auch in eine dauerhaft attraktive Profitabilität umsetzen. Ich denke, die Margen-Entwicklung, die wir in den vergangenen drei Jahren gezeigt haben, ist überzeugend. Wir wollen da nicht stehen bleiben und haben uns mehr vorgenommen. Auch langfristig sind die Perspektiven gut: Der Markt für Flurförderzeuge ist von 1980 bis 2012 im Schnitt 1,4-mal schneller gewachsen als die Weltwirtschaft. Mit unserer erfolgreichen Mehrmarkenstrategie adressieren wir sehr unterschiedliche Märkte und Preissegmente mit passgenauen Produkten und Serviceangeboten – und das nicht nur in unserem Heimatmarkt Europa, auf dem wir eine starke Führungsposition einnehmen, sondern auch weltweit. Unsere sehr gute Positionierung in Wachstumsmärkten wie China, Südamerika, Osteuropa und Indien spiegelt sich auch in unserem Geschäft wider: 33% unserer Neufahrzeugbestellungen kamen im 1. Quartal 2013 aus Wachstumsregionen. Schleppend klingt anders, wir sind in der Tat optimistisch.

GoingPublic: Bei den letzten IPOs mit Private-Equity-Beteiligung sind Privatanleger beim IPO kaum zum Zug gekommen. Was erwarten Sie von Ihrer Platzierung oder spielen Privatanleger da keine Rolle?
Riske:
Wir streben eine breite, internationale Investorenbasis an. Damit soll sichergestellt werden, dass der Free Float unserer Aktie die Liquidität bereitstellt, die Investoren erwarten. Privatanleger werden sicherlich auch eine Rolle spielen, wobei ich mir darüber im Klaren bin, dass die Aktienkultur in Deutschland sicherlich noch Potenzial hat.

GoingPublic: Goldman Sachs und KKR stärken ihre Eigenkapitalposition durch die Umwandlung eines Darlehens zunächst noch und haben sich zudem zu einer Lock-up-Frist verpflichtet. Langfristig werden die Finanzinvestoren aber doch den Rückzug planen, oder?
Riske:
Beide Anteilseigner glauben an den langfristigen Erfolg der Kion Group und wollen auch nach dem Börsengang substanziell im Unternehmen investiert bleiben. Wenn unser strategischer Ankerinvestor Weichai Power 30% hält, wir inklusive Greenshoe von bis zu 20% Free Float ausgehen, dann würden Goldman Sachs und KKR noch immer 50% halten. Mit KKR und Goldman Sachs hatten wir in den vergangenen Jahren zwei starke Partner, die unseren nachhaltigen Wachstumskurs immer unterstützt und gefördert habe. Mit dem Ergebnis, dass die Kion Group seit der Übernahme 2006 weithin sichtbar gewachsen ist: Von einem im Wesentlichen europäischen Unternehmen zu einem echten globalen Konzern.

GoingPublic: Weichai Power erhöht seinen Anteil beim IPO auf 30%. Rechnen Sie mit weiteren Zukäufen dieses strategischen Investors?
Riske: Weichai Power hat die Option, nach dem Börsengang den Anteil noch einmal auf 33,3% zu erhöhen. Ich freue mich sehr, dass wir mit Weichai Power einen sehr langfristig denkenden strategischen Ankerinvestor aus dem Maschinenbau haben. Unsere Partnerschaft ist eine klare Win-Win-Situation für beide Seiten. Es ist ein Partner, der unser Geschäft versteht und uns noch besseren Zugang zu den chinesischen und asiatischen Wachstumsmärkten verschaffen kann. Die Kion Group ist bereits der führende ausländische Anbieter für Flurförderzeuge in China. Seit 20 Jahren sind wir in China vor Ort: mit eigener Forschung und Entwicklung, eigener Produktion, eigenem Vertrieb und Service. Diese Position wollen wir weiter stärken. Wir sehen in Asien noch viel Potenzial für uns. Weichai Power profitiert umgekehrt von unserem hervorragenden Netzwerk und Know-how in Europa und kann sein Produktportfolio deutlich erweitern und verbessern.

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