Billiges Geld, steigende Vermögenspreise
„Nachdem US-Notenbankchef Ben Bernanke kürzlich noch über ein mögliches Ende des US-Anleiheaufkaufprogramms philosophiert hat, gibt er nun zu verstehen, dass die Fed ihre ultralockere Geldpolitik bis auf Weiteres fortsetzen wird“, erläutert Arndt Kussmann, Leiter der Finanzanalyse der quirin bank. Und auch die EZB hat sich erstmals in ihrer Geschichte bereits lange im Voraus auf niedrige Leitzinsen festgelegt. Damit bleiben Unternehmensanleihen, vor allem solche außerhalb des Prime-Bereichs (AAA), kurz: solche aus der zweiten, dritten oder vierten Reihe, für Investoren äußerst attraktiv. Die Renditedifferenz zu Bundesanleihen kann hier je nach Laufzeit bei 5, 6 oder noch deutlich mehr Prozentpunkten liegen. Extrembeispiele wie Air Berlin III (11,5%-Kupon) oder Ekotechnika (9,75%) sind die Spitze des Eisbergs. Solange sich Investoren darüber im Klaren sind, dass es sich hier um lupenreine Hochrisikoanleihen handelt, ist daran auch nichts Schlimmes.

Dass indes die Aktienmärkte haussieren, ist seit einigen Quartalen unverkennbar. Als Sammelbecken billigen Zentralbankgeldes reüssieren Sachwerte wie Immobilien – in Deutschland auch endlich mal – und eben Aktien. Kurz gesagt also: So ziemlich sämtliche Wertpapiere (Aktien und Anleihen) wie auch erwähnte Immobilien scheinen derzeit nicht über fehlende Nachfrage klagen zu können. In Deutschland wirft jedoch ein im Herbst anstehendes Großereignis seine Schatten voraus: die Bundestagswahl. Bliebe es bei der bisherigen Koalition, würden wir hier von einem kompletten Non-Event sprechen. Im Falle einer Großen Koalition „freut“ man sich dagegen schon auf die gegenseitige Zerfleischung der Koalitionspartner wie zwischen 2005 und 2009, politisch wäre wieder einmal Stillstand vorprogrammiert. Zum Glück scheint dies derzeit aber unwahrscheinlicher als das kleinere Übel, das Weiter-wie-bisher in Schwarz-Gelb.

Ausblick
Offenbar könnten die Aussichten derzeit kaum besser sein. Wirklich? Vielleicht kurzfristig, denn langfristig wird auch die Billiggeldpolitik irgendwann auf die Märkte zurückfallen. Zu den generellen Konjunkturaussichten sei auf den lesenswerten Ausblick von Prof. Dr. Kai Carstensen und Elisabeth Wieland verwiesen.

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