Quellen: IWF, Deutsche Bank Research

Italien muss unter allen Umständen die von Monti angestoßenen Reformen fortführen, um seine chronische Wachstumsschwäche zu besiegen. In Spanien steht ein deutlicher Anstieg der Exporte einer weiterhin ansteigenden Arbeitslosenrate, einem fragilen Bankensektor und einer zwingenden Neuordnung der Regionalfinanzen gegenüber. Außerdem könnten die Bestechungsvorwürfe gegen den Ministerpräsidenten den Reformprozess deutlich beeinträchtigen. Portugal steckt weiterhin deutlich tiefer in der Rezession als jedes andere Euroland und braucht wahrscheinlich ein weiteres Rettungspaket, wobei Irland mit vereinten Kräften zur Erfolgsgeschichte aufgehübscht wird. Dafür überschreitet die irische Zentralbank unter den Augen der EZB die rote Linie der monetären Staatsfinanzierung und übernimmt bewusst Forderungen gegenüber der eigenen Regierung. Man ist im Falle Irlands deutlich über das Ziel hinaus geschossen und hätte die betroffene verstaatlichte Bank, wenn überhaupt, transparent über ein Rettungsprogramm abwickeln dürfen.

An anderer Stelle ist eine gewisse Flexibilität der EZB angebrachter. Bemerkenswert war kürzlich eine Rede Mario Draghis im spanischen Parlament. Darin machte er zwar jegliche Hoffnung zunichte, dass die EZB bereit wäre, bei mangelnder Reformbereitschaft ihr Anleihenkaufprogramm OMT zu aktivieren, Fiskalthemen wurden in der Rede aber bewusst umschifft. IWF, Kommission und die EZB scheinen sich hin zu einem Konsens zu bewegen, der Konsolidierungserfolge anhand konjunkturbereinigter Defizite bewertet, anstelle des unbereinigten Defizits. Dadurch würde automatischen Fiskalstabilisatoren mehr Spielraum gelassen. Die Erfahrung mit einer sensiblen Anpassung von Defizitzielen in Spanien und Portugal in den vergangenen Jahren zeigt, dass der Markt ein flexibles Gleichgewicht aus Sparmaßnahmen und Wachstum begrüßt. In der Folge verringert sich die Wahrscheinlichkeit, mit stützenden EZB/OMT-Käufen einzugreifen zu müssen.

 

Quellen: Behörden, Deutsche Bank Research

 

Keinen verfrühten Ausstieg riskieren
Was die Geldpolitik betrifft, könnte der Aufschwung zu einem ersten EZB-Zinsschritt Anfang 2014 führen. In den USA hingegen ist die Rückführung der expansiven Geldpolitik schon im laufenden Jahr in Form verringerter Anleihenkäufe vorstellbar. Wir erwarten jedoch ein äußerst behutsames Vorgehen der Zentralbanken. Dafür spricht einerseits die historische Erfahrung mit zu frühen und zu schnellen Zinsschritten, andererseits ist die Inflationsgefahr in Europa und in den USA weiterhin gering. Darüber hinaus besteht das Risiko eines starken Aufwertungsdrucks, da die Zentralbanken in Japan und Großbritannien weiterhin deutlich expansiv sind.

Regierungen und Zentralbanken haben die Wirtschaft in den letzten fünf Jahren deutlich besser durch die Krise navigiert als oftmals befürchtet. In diesem Jahr sind die Risiken in Europa und den USA überschaubarer als zu jedem Zeitpunkt seit 2008. Auch wenn der Aufschwung flach ausfällt, sollte er Ende dieses Jahres auf deutlich solideren Füßen stehen.

 

Dieser Artikel ist erschienen im Corporate Finance & Private Equity Guide 2013.

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