Nach Talanx und Telefónica Deutschland war das IPO-Jahr 2012 mehr oder minder gelaufen. Insgesamt verlief das hiesige Primärmarktgeschäft auch in diesem Jahr nur schleppend – insbesondere in Anbetracht der regen Emissionstätigkeit am Markt für Mittelstandsanleihen. Bleibt zu hoffen, dass im kommenden Jahr attraktive Börsenkandidaten die Zügel in die Hand nehmen und für eine spürbare Belebung des IPO-Markts sorgen.

Im Zuge der Schuldenkrise sind die IPO-Aktivitäten 2012 europaweit eingebrochen. Demzufolge wurde auch der hiesige IPO-Markt im vergangenen Jahr mehr von Absagen prominenter Börsenkandidaten denn von erfolgreichen Neuemissionen geprägt. Dennoch wagten insgesamt zehn Neulinge den Sprung auf das heimische Börsenparkett und platzierten dabei ein Emissionsvolumen von respektablen 2,4 Mrd. EUR. Gemessen am Volumen ist 2012 damit das beste IPO-Jahr seit 2010, als 15 Börsenneulinge knapp 2,6 Mrd. EUR am Markt einsammelten. Auch bewiesen die beiden Groß-IPOs von Talanx und zuletzt von Telefónica Deutschland, dass größere Börsengänge hierzulande nach wie vor möglich sind. Sobald man jedoch die Statistik um die beiden Groß-IPOs bereinigt, die zusammen immerhin für gut 96% des ausgereichten Volumens stehen, fällt die Jahresbilanz im Hinblick auf Anzahl und Volumen schon wesentlich ernüchternder aus. Unterdessen notieren sieben Debütanten im negativen Bereich. Lediglich durch die bislang aufgelaufenen Kursgewinne von Talanx, Telefónica und KTG Energie beläuft sich das Performance-Plus in der Wertentwicklung aller 2012er IPOs auf 6%.

IPO-Neustart 2013?

Da sich das „IPO-Fenster“ gegen Jahresende bekanntlich schließt, ist in nächster Zeit kaum mit weiteren Neuzugängen zu rechnen. Frühestens nach Vorlage der ersten Jahresbilanzen im kommenden Jahr dürften gut vorbereitete Börsenaspiranten ein mögliches Kapitalmarktdebüt ins Auge fassen – günstige Rahmendaten und eine entsprechende Investorennachfrage vorausgesetzt.

First Quotation Board: Deutsche Börse zieht Reißleine

Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder zu massiven Verdachtsfällen auf Marktmanipulation von im FQB aktiennotierten Unternehmen gekommen war, sah sich die Deutsche Börse gezwungen, das Freiverkehrssegment in seiner jetzigen Form zum 15. Dezember einzustellen. Der Zugang zum Quotation Board, Nachfolger des verbleibenden Second Quotation Board, ist für Emittenten seit dem 1. Oktober nur noch möglich, wenn sie u.a. über eine Erstnotiz an einem von der Deutschen Börse anerkannten Handelsplatz verfügen. Die Zugangsvoraussetzungen erscheinen auf den ersten Blick zumindest teilweise hinterfragungswürdig. So könnte der Eindruck entstehen, dass sich bestimmte Unternehmen an einem weniger stark regulierten Handelsplatz zuerst listen lassen und im Anschluss die Zweitnotierung ihrer Aktien wie gewohnt im Quotation Board beantragen. Ob eine Neusegmentierung des Open Markets unter diesem Gesichtspunkt allerdings nachhaltig ist, sei dahingestellt. Derzeit scheinen etwa 700 der rund 10.000 Aktien im Quotation Board die neuen Regeln nicht zu erfüllen. Für diese Wertpapiere wurde der Handel zum 17. Dezember eingestellt.

Vor dem Hintergrund der Neusegmentierung sind die Listingaktivitäten spätestens zur Jahresmitte gänzlich zum Erliegen gekommen bzw. beschränkten sich in erster Linie auf Delistings bislang aktiennotierter Unternehmen. Die Anzahl der 2012er Notierungsaufnahmen beläuft sich daher nur auf zehn (überwiegend im Entry Standard) – ein Rückgang von über 94% im Vergleich zum Vorjahr.

Dieser Artikel ist erschienen im GoingPublic Magazin 1/2013.

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