Es war einiges los in den letzten zwölf Monaten. Nach einem noch recht verhaltenen Auftakt nahm das Geschäft ab dem Frühjahr deutlich an Fahrt auf. Am Ende dürfte man die Werte der Vorjahre signifikant übertreffen.

Scheinbar unbeirrt bleibt das IPO-Schiff in diesen Wochen auf Kurs. So konnte sich das Geschäft bis Anfang Dezember auf dem erstaunlich hohen Niveau der Vormonate behaupten. Mit dem Börsendebüt des Kurznachrichtendienstes Twitter war sogar für ein weiteres Highlight gesorgt, das im Gegensatz zu Vorjahresneuzugang Facebook nicht enttäuschte. Zwischen dem durchaus einprägsamen Internetdienstleister Wix.com und dem Online-Sportwettenanbieter 500.com gelang im November noch 25 weiteren Unternehmen ihr Börsendebüt. Dabei führte der Internethändler Zulily zusammen mit Twitter die Bestenliste an. Beide Neuzugänge starteten mit einem Aufschlag von rund 75% in den Handel. Im Durchschnitt lag das Underpricing jedoch etwas unter den hohen und sicherlich keineswegs nachhaltigen Werten der beiden Vormonate. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Börsenjahr 2013 aber bei allen wichtigen Parametern klare Verbesserungen verbuchen.

 Tab. 1: IPO Scoreboard 2013*
 Anzahl IPOs 208 +69%
 Gesamtes Emissionsvolumen  49,3Mrd. USD  +22%
 Durchschn. Emissionsvolumen  237 Mio. USD  +18%
 IPO-Verhältnis NYSE&Amex/Nasdaq  111/97  +48%/+101%
 Zeichnungsgewinn  15,8%  +4,2 Proz.punkte
 Quotient USA/D:  41,6  Vj.: 11,2
 *) Stand: zum 1.12.2013Quelle: GoingPublic Research

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Abb.1: Anzahl IPOs letzte 12 Monate (Stand: 1.12.2013)


Health Care dominiert, Konsum & Tech reüssieren
Auffällig waren die zahlreichen Börsengänge von Biotechnologie- und HealthCare-Firmen in den zurückliegenden knapp zwölf Monaten. Branchenkenner sprachen bereits von einem historischen IPO-Fenster, das sich im Biotech-Bereich nach der guten Kursentwicklung der vielen letztjährigen Debütanten nochmals ein Stück weiter öffnete. So gaben dieses Jahr bis zuletzt 35 Biotech-Unternehmen ihren Einstand an der Wall Street. Der gesamte Health-Care-Sektor brachte es sogar auf 52 Börsengänge, was signifikant über dem historischen Durchschnitt der letzten Jahre lag. Man muss schon bis in das Jahr 2004 zurückgehen, um auf eine ähnlich hohe Zahl an Health Care-IPOs zu stoßen. Den stabilen Trend der Vorjahre setzte hingegen der Technologiesektor fort. Neben der Quantität (38 Börsengänge) dürfte vor allem die Kursentwicklung Investoren zufrieden stellen. So verzeichneten die Neulinge einen durchschnittlichen Wertzuwachs von rund 32%. Noch besser lief es nur für Konsum- (+48%) und eben Health-Care-IPOs (+42%). Vor allem das Cloud-Thema elektrisierte Anleger. Für ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit sorgte der Börsengang von Twitter im November, bei dem das soziale Netzwerk am Ende über 1,8 Mrd. USD einnahm.

Magische Grenze „geknackt“
Bereits ohne den Monat Dezember gelang dem IPO-Jahr 2013 ein bemerkenswertes Comeback. Nachdem sich das Geschäft in den Vorjahren auf einem soliden, wenngleich wenig spektakulären Niveau einpendelte, durchbrach man im laufenden Jahr erstmals seit 2007 wieder die magische Grenze von 200 Börsengängen. Nach einem durchaus verhaltenen ersten Quartal, das mit dem Spin-Off von Pfizers Tiermedizinsparte Zoetis lediglich ein Milliarden-IPO hervorbrachte, zog das Geschäft im Frühjahr merklich an. Selbst die für gewöhnlich ruhigen Sommermonate zeigten keinen Abfall der Aktivitäten. Offenbar wollte jeder Emittent das durchweg gute Börsenklima für sein Vorhaben (aus)nutzen. Zu schnell, das hat die Vergangenheit gezeigt, kann sich die Stimmung drehen und jede IPO-Gelegenheit ausbremsen. Teilweise war bereits eine nicht ganz ungefährliche Euphorie insbesondere bei Technologie-IPOs auszumachen. Dass der Risikohunger der Investoren zuletzt deutlich zunahm, zeigte sich unter anderem am furiosen Debüt des deutschen 3D-Drucker-Entwicklers Voxeljet.

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Abb. 2: Monatliche Zeichnungsgewinne (definiert als Differenz zwischen Schlusskurs des ersten Handelstages und Emissionspreis)

Chrysler-IPO ausgebremst
So wie das Jahr mit einem überaus prominenten Börsengang (Zoetis) begann, so sollte es mit einem umso bekannteren Namen zu Ende gehen. Die Rede ist vom US-Autobauer Chrysler, der Nummer 3 aus Detroit. Doch die Operation „Börsengang“ wurde nun vom Hauptaktionär Fiat (Anteil: 58,5%) auf das erste Quartal 2014 verschoben. Hintergrund sind fortlaufende Gespräche mit der in Mitarbeiterbesitz befindlichen Treuhandgesellschaft Veba (41,5%). Diese sah den Börsengang als Chance, zumindest teilweise Kasse zu machen – auch gegen den Willen des Fiat-Managements. Eigentlich wollte Fiat seinen Anteil an Chrysler nämlich schon länger aufstocken und Veba das Aktienpaket abkaufen. Weil sich beide Seiten jedoch nicht auf einen Preis einigen konnten, steuerte der Konzern lange Zeit auf einen Börsengang noch vor Weihnachten zu. Auf Basis der zuletzt kolportierten Schätzungen hätte Chrysler dabei einen Unternehmenswert zwischen 9 und 12 Mrd. USD erreichen können. Zum Vergleich: Der Elektropionier Tesla Motors bringt es derzeit auf eine MarketCap von 14,9 Mrd. USD. Die IPO-Option scheint nunmehr von Fiat „ausgebremst“ worden zu sein. Der neue Termin soll den Italiener mehr Zeit verschaffen, doch noch außerbörslich mit Gewerkschaften und Mitarbeitern eine Einigung zu erzielen.

Fazit
Das Resümee kann angesichts des überzeugenden und vor allem recht breit angelegten IPO-Geschäfts nur positiv ausfallen. Von Skandalen und prominenten Ausrutschern wie Facebook im vergangenen Jahr blieben Investoren 2013 weitgehend verschont. Die Aufnahmebereitschaft des Marktes hat sich nochmals verbessert, wovon nicht zuletzt kleinere Emittenten mit risikoreicheren Geschäftsmodellen profitierten. Die in Teilen mehr als ambitionierten Bewertungsrelationen mahnen allerdings zu einer gewissen Vorsicht. Auch wenn sich mit Blick auf das kommende Jahr bislang keine Trendumkehr abzeichnet, zeigt die Vergangenheit, dass sich der IPO-Markt von Zyklen und Schwankungen nie abkoppeln kann.

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