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Auch wenn die Performance zuletzt gegenüber den Vormonaten etwas abflachte, war das erste Quartal immer noch das volumenstärkste seit 20 Jahren. Mit einigen Ausreißern zeigte sich die Entwicklung an NYSE & NASDAQ dann auch im April und Mai stabil.

Februar erneut mit Rekordumsatz

33 IPOs, die ein Emissionsvolumen (EV) von 8,5 Mrd. USD generierten, gab es seit unserer Aufzeichnung im Februar noch nie. In guten Jahren wurde bislang maximal die Hälfte erzielt. Die Zeichnungsgewinne (ZGs) waren mit 38% ähnlich hoch wie zuvor. Auffällig ist, dass eine relativ hohe Anzahl an Börsendebütanten ihre anfänglichen Kursgewinne rasch wieder abgab.

Das mit Abstand größte IPO vollzog der Dating-App-Entwickler Bumble mit einem EV von 2,15 Mrd. USD. Mit Bumble und Badoo verfügt das Unternehmen über die weltweit zweit- und viertgrößte Dating-App. Der ZG von 64% ist aber bis dato nahezu komplett wieder dahingeschmolzen. Noch extremer verlief die Kursentwicklung beim chinesischen Anbieter von B2B-Kommunikation Cloopen Group Holding: Nach dem ersten Handelstag noch mit dem höchsten Februar-ZG von 200% gestartet, liegt das Papier nun 40% unter dem Ausgabepreis.

Auffällig ist auch, dass speziell Biotechpapiere seitdem ordentlich unter die Räder gekommen sind. Vor Biopharma (Hämatologie) startete mit einem Tagesgewinn von über 100%; mittlerweile notiert die Aktie nur noch bei 15%. Das auf Hörschäden spezialisierte Decibel Therapeutics notiert mittlerweile bei 50% Kursverlust; die beiden Anbieter von Testkits für Infektionskrankheiten und COVID-19 Lucira Health und Talis Biomedical liegen seit dem IPO mit 70% bzw. 38% im Minus.

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Kursdynamik flacht im März weiter ab

Nachdem Signale über ein Ende der wirtschaftlichen Einschränkungen und diverse Preissteigerungen die Zinserwartungen ansteigen ließen, dämpfte sich der IPO-Rausch der Vormonate ab März. Das EV von 12,7 Mrd. EUR bei 28 IPOs ist für den Monat dennoch eine Ausnahme. Das Schwergewicht bildete der südkoreanische E-Commerce-Player Coupang mit einem EV von 4,6 Mrd. USD. Normalerweise wurden im März bislang max. 5 Mrd. USD aufgerufen, lediglich 2008 mit dem 18-Mrd.-USD-IPO von Visa wurde diese Marke überschritten. Allerdings gingen die ZG auf 15% zurück – das ist immer noch ordentlich, jedoch der niedrigste Wert seit über einem Jahr.

Hohe zweistellige oder gar dreistellige ZGs waren nicht zu sehen. Lediglich die Plattform für Spieleentwickler Roblox hat mit ihrem Listing bei einem ZG von 55% und einem aktuellen Kursplus von 100% ein bislang überdurchschnittliches Börsendebüt hingelegt. Auch das IPO der Billigfluglinie Sun Country Airlines Holdings (ZG: 52%; aktuell: 47%) war noch recht erfolgreich, ebenso der Anbieter von Handwerks- und Kunstprodukten Circuit (ZG: -11%; aktuell: 61%). Demgegenüber mussten der Gesundheitsdienstleister Oscar Health (-37%), das auf Nervenkrankheiten fokussierte Longboard Pharmaceuticals (-49%) oder der chinesische Bildungsanbieter First High-School Education Group (-42%) seit dem Börsenstart bislang deutliche Verluste hinnehmen.

Performance zieht im April wieder an

Erneut sorgten die 31 IPOs mit einem EV von 11,3 Mrd. USD für einen Rekordmonat. Der historische Bestwert lag 2014 bei knapp 8 Mrd. USD. Zudem stiegen die ZGs wieder auf 36% an. Mit einem EV jenseits der 1-Mrd.-USD-Schwelle warteten dabei die Marketingplattform für Handyspiele AppLovin (2 Mrd. USD), der Softwareentwickler für autonomes Fahren im Schwerlastverkehr TuSimple (1,35 Mrd. USD), der Robotiksoftwareanbieter UiPath (1,34 Mrd. USD) sowie der Gesundheitsdienstleister agilon health (1,1 Mrd. USD) auf.

Zudem sorgte das Listing der weltweit größten Kryptobörse – Coinbase – für Aufmerksamkeit. In den letzten Jahren verstärkte sich der Trend zum Listing, wie Spotify, Slack oder Palantir demonstrieren. Deren durchschnittliche Performance lag jedoch einen Monat nach dem Handelsstart bei -12%; lediglich Roblox sowie der Versicherer Watford Holdings erzielten direkt nach ihrem Listing eine positive Entwicklung – so auch Coinbase. Mit 31% Kursplus noch ordentlich gestartet, liegt das Papier mittlerweile unter dem Ausgabepreis. CEO Brian Armstrong hat unterdessen auch munter eigene Papiere für 290 Mio. USD abgestoßen.

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Das Highlight war schließlich die Sportspieleplattform Esports Technologies. Bei einem Emissionspreis von 6 USD gestartet, zog das Papier nach dem ersten Handelstag um über 500% auf 36,5 USD an. Aktuell sind es immerhin noch 270%. Damit ist Esports bislang das am stärksten nachgefragte IPO des Jahres.

Ordentliche Entwicklung im Mai

Zum Ende des Monats werden insgesamt 24 Unternehmen ihr Börsendebüt gegeben haben. Das EV beträgt fast genau 7 Mrd. USD – etwas geringer als in den Vormonaten, aber immer noch nahezu das Doppelte der letzten Jahre. Lediglich 2019 wurden 14,5 Mrd. USD generiert, 2012 mit Facebook sogar 18,5 Mrd. USD. Dagegen lagen die ZGs bei über 50%.

Größtes IPO war die Stellenbörse ZipRecruiter mit 1,6 Mrd. USD gefolgt vom schwedischen Hersteller von Hafermilchprodukten Oatly mit 1,4 Mrd. USD. Ursächlich für die hohen ZGs ist IPO-Monatshighflyer E-Home Household Service Holdings. Das Papier des chinesischen Anbieters von Haushaltsdienstleistungen lag nach dem ersten Handelstag mit über 800% im Plus, aktuell sind es noch knapp 600%. Ohne diesen „Ausreißer“ lägen die ZGs bei noch gut 18%. Einen überdurchschnittlich erfolgreichen Börsenstart legten auch das auf Autoimmunkrankheiten spezialisierte Vera Therapeutics (ZG: 4,5%; aktuell: 78%) sowie die auf E-Fahrzeuge spezialisierte chinesische Filialkette Jiuzi Holdings (ZG: 99%; aktuell: 80%) hin.

Fazit

Letztlich sind es bis einschließlich Mai bereits 140 IPOs. Vergleiche mit dem Vorjahreszeitraum sind weniger nützlich, da erst ab Juni 2020 die Börsenkurse weltweit wieder anzogen. 2018 waren es aber auch „nur“ 60 IPOs, 2017 immerhin 77 Börsengänge. Selbst vor dem Hintergrund der zuletzt etwas abgebremsten Dynamik ist eine Trendumkehr am US-IPO-Markt unwahrscheinlich. Zahlreiche Unternehmen wie der Donutverkäufer Krispy Kreme, der Batteriehersteller Clarios oder der Zahlungsdienstleister Marqeta tummeln sich in der IPO-Pipeline und seitens der Geldpolitik wurden die Märkte zuletzt mit konzertiert abgestimmten Signalen versorgt, dass es auf absehbare Zeit bei unterstützenden Maßnahmen bleiben wird.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.