Bewertung & Zahlen

Rudi De Winter, CEO, X-FAB
Rudi De Winter, CEO, X-FAB

Auf Basis der Preisspanne kommt X-FAB auf 1,0 bis 1,3 Mrd. EUR MarketCap – dem stehen 513 Mio. EUR Umsatz im letzten Geschäftsjahr gegenüber. Bei einem Nettogewinn von 46 Mio. EUR ergibt sich ein ambitioniertes KGV von bis zu 28. Infineon wird ähnlich bewertet, allerdings mit einem Jahresumsatz sowie einer Marktkapitalisierung von rund 20 Mrd. EUR. Siltronic kommt auf 1,9 Mrd. EUR und ein KGV in ebenfalls gleicher Höhe. Ein Emissions-Discount ist demnach nicht vorhanden.Nur alte Börsen-Weise erinnern sich noch daran, dass X-FAB schon 2004 ein ambitioniertes IPO wagte – und scheiterte. Grund damals: das Pricing zur Emission. Statt Frankfurt nun also Paris. Als Begründung hieß es lapidar: Das Interesse an Technologiefirmen sei in Frankreich höher, so auch CEO de Winter im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin.

Stichwort heimische Chipproduzenten: Zuletzt wagte sich der deutsche Speicherproduzent Qimonda 2006 an die Börse, und zwar ebenfalls non-heimisch sogar an die Wall Street: Keine drei Jahre nach der Emission war Qimonda insolvent. Infineon (Börsengang Anfang des Jahrtausends) hat sich nach einem Turnaround berappelt und steht heute passabel da.

Markt

Europäische Anbieter wie ST Microelectronics und Bosch beherrschen das Geschäft mit Sensoren, wie sie für autonomes Fahren unerlässlich sind. Infineon und NXP (Niederlande) wiederum sind weltweit führend bei allgemeinen Halbleitern für Autos. X-FAB fertigt wie erwähnt im Auftrag für Automotives bzw. die Medizintechnik, darunter als Hauptkunde Melexis – dieses Unternehmen hatte de Winter vor rund 20 Jahren selbst gegründet.  Von Melexis sieht de Winter allerdings keine Abhängigkeit, wie er im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erläutert.Die drei Top10-Foundries, die 2016 die höchsten Wachstumsraten aufweisen, waren X-Fab (+54%), SMIC (+31%) und TowerJazz (+30%).

Eignerstruktur

CEO de Winter selbst hält mit zwei Partnern 61% der Anteile an X-FAB. Die Gruppe will die nächsten drei Jahre keine Papiere abstoßen.

Stärken & Schwächen

+ X-FAB ist das schnellst wachsende Unternehmen der Branche innerhalb der EU
+ aktuelle starke Marktstellung
+ EBITDA-Margenverdopplung von 8,3% (2012) auf zuletzt fast 20%
+ niedrige Nettoverschuldung von nur 0,6 (Net Debt / EBITDA)- hohe Einzelpersonenabhängigkeit
– hohe Abhängigkeit von einzelnen Großkunden
– kein Emissionsdiscount

Fazit

X-FAB gehört zweifellos zu den Branchenführern – momentan. An den Beispielen Qimonda und damals Infineon erkennt man aber, wie schmal der Grat zwischen Wohl und Wehe ist, dies gilt für neue Apps genauso wie im Halbleiterbereich – wehe dem, der einen aktuellen Trend oder Großauftrag verschläft, der auf einen falschen Großkunden setzt oder keine finanziellen Polster aufweist. X-FAB scheint gut positioniert für künftige Herausforderungen – v.a. besser als 2004 beim gescheiterten ersten Anlauf an die Börse. Nichtsdestotrotz: Ein Emissionsdiscount zum Börsengang wäre üblich und gerechtfertigt gewesen. Interessierte sollten sich X-FAB auf den Börsenradar nehmen.

X-FAB – Emissionsparameter

X-FAB
Zeichnungsfrist bis 4. April
Erstnotiz 6. April
Preisspanne 8 bis 10,50 EUR
MarketCap 1,05 bis 1,3 Mrd. EUR
Marktsegment Euronext
Emissionsvolumen 495 Mio. EUR
Konsortium BNP Paribas, HSBC; Credit Suisse; Commerzbank, Oddo

 

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