Geschäftszahlen

Springer Nature-CEO Daniel Ropers.
Springer Nature-CEO Daniel Ropers

Springer Nature kam 2017 auf einen Umsatz von 1,64 Mrd. EUR bei einer zugrundeliegenden durchschnittlichen Wachstumsrate von 2,5%. Das EBITDA betrug 521 Mio. EUR und der operative Gewinn 374 Mio. EUR (23%-Marge). Die verbesserte Free Cash Flow Conversion Rate von 62,5% ermöglicht zudem einen zügigeren Schuldenabbau um die Kapitalallokation zu verbessern.

Das Research-Segment trug 71% zum Gesamtumsatz bei und konnte 2017 um 3,2%, wachsen, was über dem Durchschnitt des Marktes für wissenschaftliche Forschung von etwa 2% liegt. Das operative Ergebnis von 303 Mio. EUR entspricht einer Marge von 26%.

Netto schreibt Springer Nature aktuell aber noch Verluste. Die hohen Finanzaufwendungen schlagen entsprechend ins Kontor. Nach einem Nettoverlust 2016 von 123 Mio. EUR  und 144 Mio. EUR im Jahr zuvor konnte dieser 2017 aber auf 67 Mio. zurückgedreht werden.

SpringerNature
2016 2017 2018e 2019e
Umsatz *) 1.624 1.637 1.678 1.720
Nettoergebnis *) -123,0 -67,0 -34,0 -17,0
EpS -0,39 -0,21 -0,11 -0,05
KGV min. neg. neg. neg. neg.
KGV max. neg. neg. neg. neg.
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

 

Marktumfeld

Die Anzahl der Forschungsergebnisse steigt stetig und wächst dabei schneller als das globale BIP. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sind in der OECD plus China von 2009 bis 2015 um 4,4% gewachsen. Analog ist die Zahl an Forschern und Universitäten gestiegen, was die Konkurrenz unter den Veröffentlichungen weiter verstärkt und entsprechend die jährliche Anzahl an Veröffentlichungen wachsen lässt – laut Journal of Controlled Release von 2005 bis 2016 um 5% p.a. Das entspricht einer jährlichen Zahl von 1,5 Mio. Zeitschriftenartikeln heute. Bemerkenswert hat sich v.a. der Trend zu Open Access-Veröffentlichungen entwickelt: Zwischen 2012 und 2016 ist dieser Markt um 22% p.a. gewachsen (Nutzer können hier Bildungsinhalte kostenlos abgreifen, der Autor übernimmt jeweils die Veröffentlichungsgebühren).

Genau hier konnte sich Springer Nature in den letzten Jahren eine sehr gute Ausgansposition verschaffen, nämlich die des nach eigenen Angaben Marktführers. Der Gesamtmarkt ist branchenüblich aber dennoch seit vielen Jahren stark umkämpft. Insbesondere der Umschwung hin zur mittlerweile mehrheitlichen digitalen Veröffentlichung von Fachbeiträgen hat auch den Raum für neue spezialisierte Unternehmen geöffnet.

Etablierte und bekannte Konkurrenzhäuser von Springer Nature wäre zuvorderst das ehemalige Reed Elsevier, heute RELX Group. Auch die Mediengruppen Pearson und Wolters Kluiwer sowie McGrawHill tummeln sich im ähnlichen Segment. RELX kommt auf eine MarktetCap von rund 20 Mrd. EUR – also etwas mehr als das vierfache von Springer Nature nach dem Börsengang. Umsatzbezogen sind die Relationen ähnlich – 2017 generierte RELX etwas über 7 Mrd. EUR. RELX ist auch profitabel, der Jahresüberschuss lag 2017 bei knapp 1,7 Mrd. EUR; eine branchengewogen durchaus gute Nettorendite von 23%.

 

Fazit

Der Markt für wissenschaftliche Fachpublikationen ist zweifellos umkämpft. Allein in Deutschland gibt es mittlerweile über 600 Fach- und Wissenschaftsverlage – viele davon sind allerdings auch hochspezialisiert auf nur wenige Disziplinen bzw. relativ umsatzschwach. Hier ist Springer Nature nun aber doch als Instanz zu betrachten, die sich über knapp zwei Jahrhunderte zu einem integralen Bestandteil der Prozesskette der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Publikation entwickelt hat. So ist die Marke „Nature“ auch jenseits von „rein akademischen Zirkeln“ geläufig.

Das ist schon ein großer Trumpf für Springer Nature – eine  gute Publicity ist schließlich auch für Wissenschaftler das A&O (von der empirischen Korrektheit der Arbeit natürlich abgesehen). Zudem hat sich Springer Nature zügig auf den Markt für digitale Publikationen eingestellt und will dort weiter wachsen. Unternehmen mit ausgerichtetem digitalem Geschäftsmodell können zwar auch stets von neuer Konkurrenz abrupt herausgefordert werden, allerdings kann Springer Nature mit seiner in vielen Jahren aufgebauten Unternehmenspraxis dementsprechende Skalenvorteile aufweisen und auch dagegenhalten.

Die Wachstumsraten des Bildungsmarktes sind ordentlich – allerdings in einigen anderen Branchen aber auch alles andere als unerreicht. Somit dürfte die Aktie wie viele andere Titel aus dem Mediensegment sicherlich nicht zum Höhenflug ansetzen. Für langfristig orientiertere Anleger – bestimmt auch mit einem Faible für diesen relativ speziellen Markt – könnte das Springer Papier aber durchaus einen Kaufanreiz wecken.

Chancen & Risiken

+ 175 Jahre Erfahrung in der Weiterentwicklung und Innovation von Wissenschaftspublikationen

+ Branchenerfahrenes Management-Team & Aufsichtsrat, Holtzbrinck Publishing Group als langfristiger Gesellschafter

+ weitgehend konjunkturunabhängiger Markt

– wettbewerbsintensiver Markt mit etablierter Konkurrenz

– sehr geringe Markteintrittsbarrieren schaffen zudem stets potentiell neue Konkurrenten

– Phantasie für kurz- bis mittelfristige Übernahmen aufgrund der Verschuldungsquote derzeit äußerst begrenzt

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