Die junge High-Tech-Firma hat nicht gerade bescheidene Pläne: Knapp 240 Mio. EUR will der 3D-Druckerhersteller aus Lübeck bei Anlegern einsammeln. Die Mischung aus Hochtechnologieunternehmen und Maschinenbauer hat es in sich.

 Börsengang

Seit 28. April bietet die Gesellschaft Aktien für bis zu 238 Mio. EUR an. Die Zeichnungsfrist dauert noch bis zum 8. Mai. Erster Handelstag wird voraussichtlich der 9. Mai sein. Knapp 9,9 Mio. Aktien werden in einer Spanne von 18 bis 23 EUR angeboten. Davon stammen 5,7 Mio. von Altaktionären, 4,2 Mio. werden neu ausgegeben. Sollte die Nachfrage das Angebot übersteigen, würden die derzeitigen Anteilseigner weitere 1,3 Mio. Aktien verkaufen.
75 Mio. EUR des Emissionserlöses will SLM Solutions zur Finanzierung des eigenen Wachstums verwenden. Der Großteil geht allerdings an den mit 57% beteiligten Finanzinvestor DPE Deutsche Private Equity, der sein Engagement stark einschränken möchte, sowie an Firmengründer Hans-Joachim Ihde. Finanzvorstand Uwe Bögershausen strebt einen Streubesitz von 61,5% an. Er begründet das Verhältnis zwischen Kapitalerhöhung für das geplante Wachstum und dem Verkauf von Altaktien mit dem Wunsch wichtiger Ankerinvestoren nach einem ausreichenden Freefloat. „Investoren sind daran interessiert, dass es einen ordentlichen Anteil an Streubesitz gibt“, damit die Aktie ausreichend gehandelt werde. „Wir sind Aspirant für den TecDAX-30“, hat er sich als Ziel gesetzt. Unternehmensgründer Hans-Joachim Ihde und Henner Schöneborn werden auch nach dem Börsengang noch an SLM beteiligt bleiben – zusammen mit über 25%. Federführend organisiert wird das IPO von der Deutschen Bank und der Credit Suisse.

Der Name Bögershausen kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Tatsächlich ist es sein sage und schreibe dritter Börsengang. Auf aleo solar ließ Bögershausen noch Derby Cycle folgen. Sicherlich kein Malus für einen Börsendebütanten, einen solch erfahrenen Kapitalmarktexperten von Tag Null ab an Bord zu haben. Das Thema Kapitalmarkt & Investor Relations dürften SLM daher kein großes Kopfzerbrechen bereiten.

Deutliche Kostenvorteile durch 3D-Druck

SLM Solutions baut Maschinen zum „selektiven Laserschmelzen“ (SLM). Damit lassen sich dreidimensionale Bauteile und Formen herstellen, die bisher nur gefräst oder gegossen werden konnten – von der Zahnkrone bis hin zu Einspritzdüsen für Flugzeug-Triebwerke. 3D-Druck bekommt im Produktionsprozess eine immer größere Bedeutung: Viele Industriekunden wollen das Verfahren zukünftig verstärkt nutzen. 2013 hat die Gesellschaft 28 Maschinen verkauft und dabei 21,6 Mio. EUR umgesetzt. „Mit unseren Maschinen können Produkte zu einem Drittel der Kosten gegenüber Präzisionsfräsen hergestellt werden“, erläutert Vorstandschef Markus Rechlin. Zu den Kunden gehörten große Konzerne wie Siemens oder vor allem General Electric. SLM sieht sich als technologisch führend und will nunmehr weiter stark wachsen. Für 2014 ist aufgrund der Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr mit einem massiven Umsatzsprung auf knapp 40 Mio. EUR zu rechnen. Das Unternehmen ist bereits profitabel – ein Kurs-Gewinn-Verhältnis selbst für 2015 wäre jedoch nicht der Rede wert, hier müsste man schon noch etwas weiter in die Zukunft blicken.

Ausbau von Vertrieb und Service

Vom Emissionserlös sollen 75 Mio. Euro aus einer Kapitalerhöhung stammen. SLM Solutions benötigt das Geld für drei Stoßrichtungen: Zum einen soll das globale Vertriebsteam und Servicenetzwerk besonders in Nordamerika und Asien ausgebaut werden. Das Unternehmen hat momentan zwei Standorte – den Hauptsitz in Lübeck und die US-Tochter in Detroit. „Wir wollen näher an die Kunden heranrücken und auch den Service noch dichter am Kunden gewährleisten“, sagt Rechlin. Zudem will die Gesellschaft künftig nicht nur Anlagen an seine Kunden verkaufen, sondern auch das eingesetzte Metallpulver. Und nicht zuletzt möchten die Lübecker stark in die Produktentwicklung investieren. „Wir sehen uns heute schon als Technologieführer im Bereich des metallbasierten 3D-Drucks und wollen diesen Vorsprung halten oder sogar ausbauen“, so Rechlin (Zum Interview geht’s hier).

Fazit

3D-Druck ist ein Wachstumsmarkt, in dem SLM Solutions technologisch gut aufgestellt ist. Viele kleinere Hersteller von 3D-Druckern sind bereits in den vergangenen Monaten in den USA an die Börse gegangen. Zuletzt ist jedoch das Interesse an diesen Aktien merklich zurückgegangen. Voxeljet ist nach einem fulminanten Start und Kursvervielfachung wieder zurück auf dem Boden der (Kurs-)Tatsachen. SLM ist am ehesten mit der schwedischen Arcam zu vergleichen, die an der Stockholmer Börse gelistet ist aktuell dort mit knapp 375 Mio. EUR bewertet wird. Am oberen Ende der Preisspanne würde SLM beim IPO praktisch genau so viel wert sein. Dies erscheint ambitioniert für einen Debütanten. Am unteren Ende würde dagegen die Bewertung bei knapp über 300 Mio. EUR liegen – mit mehr Spielraum für steigende Kurse.

SLM Solutions – Geschäfts- und Kennzahlen

2012

2013

2014e

2015e

Umsatz*

17,5

21,6

38,0

58,0

Nettoergebnis

0,9

1,0**

1,2

3,4

*) in Mio., **) bereinigt um Sondereffekte, sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research


SLM Solutions – Emissionsparameter

WKN

A11 133

Erstnotiz

9. Mai

Zeichnungsfrist

bis max. 8 Mai

Preis

18 bis 23 EUR

MarketCap

 bis zu 380 Mio. EUR

Marktsegment

Prime Standard

Emissionsprospekt

ja

Emissionsvolumen

bis zu 238 Mio. EUR inkl. Greenshoe

Konsortium Deutsche Bank, Credit Suisse (Joint Lead), BHF- Bank, CANACCORD (Co-Lead) equinet Bank
Free Float

max. 63% nach Greenshoe

 

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