Bildnachweis: ISA.

Anteilseigner & ISA-Gremium

Die derzeitigen Anteilseigner bestehen überwiegend aus regionalen Firmen und Institutionen (z.B. der Förderverein der Wirtschaftsregion Augsburg). Sie halten 73% der Aktien. Hinzu kommen Privatpersonen mit 25% und Alumni mit gut 2%.

Die Vorstände Marcus Wagner und Cathie Mullen.

CEO der ISA ist seit 2009 Marcus Wagner, der zugleich seit 2007 als Geschäftsführer der Startkapital Augsburg GmbH und seit 2010 als Aufsichtsrat der baramundi Software AG tätig ist. In diesen Funktionen begleitete er den Börsengang der 3D-Druck-Firma Voxeljet an die NYSE 2013 sowie die Übernahme der baramundi Software AG durch die Wittenstein SE.

Marcus Wagner im Interview

Cathie Mullen ist seit Gründung Schulleiterin und heute als Vorstandsmitglied hauptsächlichen für die pädagogische Ausrichtung zuständig.

Im siebenköpfigen Aufsichtsrat sitzen laut ISA Personen „mit Führungserfahrungen in Bezug auf die regionalen Unternehmen oder Institutionen“.

Umfeld und Besonderheiten bei Privatschulen in Deutschland

Insgesamt gibt es in Deutschland nach Angaben von bildungsdoc.info über 5.600 Privatschulen, deren Träger kirchliche Organisationen, Sozialwerke oder Vereine sein können. Ihnen wird verfassungsrechtlich garantiert, dass sie ihre Schüler frei wählen können. Sie sind selbst für Lehrpersonal und Bildungsangebot verantwortlich. Je nach Träger haben diese Schulen also einen kirchlichen, reformpädagogisch-alternativen oder kommerziellen Charakter. Im bundesweiten Durchschnitt beträgt das Schulgeld zwischen 150 und 200 EUR.
Aufgrund des seit Jahren evidenten Reformbedarfs an öffentlichen Schulen steigt die Nachfrage nach privaten Schulen. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen bieten Privatschulen eine Reihe Vorteile: innovative Bildungskonzepte, kleinere Klassen, eine multilinguale Ausbildung oder auch eine geringe Zahl von Stundenausfällen. Zudem sind die Lehrmittel in der Regel auf dem aktuellen Stand, Digitalisierung wird gelebt.

Stärken der ISA

  • Sie deckt mit ihrem pädagogischen Angebot das gesamte schulische Leistungsspektrum ab
  • Durch ihren hohen Digitalisierungsgrad konnte die ISA in der Pandemie punkten – sie garantierte unterbrechungsfreien, volldigitalen Unterricht
  • Der Standort in der wirtschaftsstarken Region im Großraum Augsburg macht die ISA attraktiv für ortsansässige Unternehmen und Fach- und Führungskräfte
  • Das Schüler-Lehrer-Verhältnis ist mit sechs zu eins gering
  • Die Abschlüsse sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich
  • Die ISA hält die Auszeichnung „Top 100 der innovativsten deutschen Mittelständler“

Schwächen und Risiken

  • Gebühren bringen die Gefahr einer Selektion der Schüler nach sozialen Kriterien
    Der Ausbau des Schulcampus ist überdurchschnittlich von Fremdkapital und staatlichen Zuschüssen abhängig
  • Staatliche Zuschüsse gelten nicht für die Vorschule und die Klassen 10 bis 12
  • In Folge der Börsennotierung muss jährlich eine Bilanz vorgelegt werden – angesichts des gemeinnützigen Status durchaus ein relevanter Kostenfaktor

Einschätzung zur Aktie

Da die ISA eine gemeinnützige AG ist und den entsprechenden Regularien unterliegt, dürfte sie für konventionelle, Rendite suchende Investoren eher von nachrangiger Bedeutung sein. Schwerpunkt der Wertsteigerung liegt im inneren Wert der Aktie, der sich durch die Eigenkapitalzunahme aus operativem Geschäft sowie staatlichen oder privaten Zuschüssen ergibt. Anteilseigner orientieren ihr hauptsächliches Interesse an der langfristigen Wertsteigerung der Aktie bzw. Entwicklung der ISA, das macht die Aktie resistenter gegenüber üblichen Schwankungen Markt. Die beiden bislang einzigen börsennotierten gemeinnützigen AGs, der „Münchner Tierpark Hellabrunn“ und der „Zoologischer Garten Berlin“ haben sich Jahresvergleich tatsächlich besser als der DAX entwickelt. Darin liegt auch der Charme der ISA-Aktie, das ist die Intention des Börsengangs: eine langfristig wertorientierte und von allgemeinen Marktturbulenzen unabhängige Investition einzugehen.

Kritisch ist anzumerken, dass die ISA im Zuge des IPOs stets mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der UNO wirbt, speziell dem Ziel einer Bereitstellung hochwertiger Bildung. „Wir erfüllen nicht nur alle ESG-Kriterien, sondern arbeiten auch im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, insbesondere um ‚hochwertige Bildung‘ (Ziel 4) zu gewährleisten“, sagt Wagner. Das ist pointiert ausgedrückt. Es ist bemerkenswert, dass die ISA das Thema Nachhaltigkeit in ihren Lehrplänen berücksichtigt, sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt und von der bayerischen Landeskoordination 2019/20 für ihr Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement als “Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet wurde. Die UNO-Ziele sind allerdings eindeutig als „öffentliche Güter“ zu verstehen. Diese sollten somit möglichst allen zur Verfügung stehen – was angesichts der hohen Schulkosten der ISA nicht der Fall ist.

Fazit

Insgesamt wird die ISA-Aktie sich wahrscheinlich zur Liebhaber-Aktie mit regionalem Bezug (ähnlich wie zum Beispiel gesehen bei der SpVgg Unterhaching, die ihr IPO 2018 vollzogen hat) entwickeln. Auf Interesse dürfte sie dadurch bei Anlegern mit einem Faible für ideelle Werte und Sympathie für die Ergänzung des öffentlichen Bildungsangebots durch einen privaten Träger stoßen. Abzuwarten bleibt, ob die Aktie – auch aufgrund des gemeinnützigen Charakters der ISA – auch jenseits der regionalen Grenzen auf Investoreninteresse treffen wird.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.