Um sich in diesem Umfeld langfristig zu behaupten, muss DH seine Marktpositionen zunächst festigen und durch schnelles Wachstum in eine monopolähnliche Stellung ausbauen. Das wird nicht leicht, vor allem da Kundentreue über eine einfache Bedienbarkeit, eine große Menüauswahl bei verschiedenen Restaurants sowie einer garantiert schnellen Lieferung teuer erkauft werden muss. Neue Konzepte müssen her, mit denen sich DH als First Mover von seinen Konkurrenten abhebt, sowohl neue als auch bestehende Restaurants an sich bindet und seine Kundenbasis zielgerichtet erhöht. Erst danach kann DH Gewinn einfahren, in dem es die Preisschraube für teilnehmende Restaurants anzieht, die ihrerseits längst in die Abhängigkeit des dann so wichtigen Absatzkanals geraten sind, so dass sie es sich nicht werden leisten können, auf ihn zu verzichten.
Kurzum: Die eigene Marktmacht wird entscheidend bei der Frage sein, welche Gebührenhöhe teilnehmende Restaurants zu zahlen bereit sind, um auf einer von DHs Bestellplattformen gelistet zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfte DH in Zukunft wohl noch eine Menge Geld in die Hand nehmen müssen; das kurzfristige Erreichen der Gewinnschwelle scheint insofern höchst unwahrscheinlich.
Chancen & Risiken
+ Marktmacht: führend bei Restaurant-, aktiver Nutzer- und Bestellanzahl
+ Wachstumsstory mit skalierbarem und diversifizierbarem Geschäftsmodell
+ hohes Innovationspotenzial (in Technik und Service) mit First-Mover-Eigenschaften – Profiteur globaler Trends wie zunehmende Vernetzung, Nutzung von Apps, wandelnde Speisegewohnheiten
+ enormes Marktvolumen: 72 Mrd. EUR allein im Markt für Essenslieferdienste
– „ambitionierte“ Bewertung eines operativ noch unprofitablen Start-ups (Stichwort: „Einhorn“)
– hart umkämpfter Markt – USP und Marktstellung müssen weiterhin teuer bezahlt werden
– neue, kapitallastige Unternehmen drängen in den Markt – Konsolidierungsdruck
– Rückschlagspotenzial: Online-Business kann auf lange Sicht profitabel funktionieren oder auch nicht
Fazit
Mit Delivery Hero strebt in Kürze ein aussichtsreicher Kandidat auf das heimische Börsenparkett.. Hellhörig macht, dass der selbsternannte Marktführer für Essensbestellungen und -lieferungen unterm Strich bis dato noch kein Geld verdient, zugleich aber eine ambitionierte Bewertung von bis zu 4,4 Mrd. EUR aufruft. Nun ist es für ein Start-up dieser Historie keineswegs ungewöhnlich, den Break-even noch nicht nachhaltig nach oben durchbrochen zu haben. Jedoch interessiert dann vor dem Hintergrund der doch hohen Bewertung, wie und vor allem wann das geschehen soll. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, drängt sich indes der Eindruck auf, dass DH-Haupteigner Rocket Internet den Börsengang nicht nur unbedingt „durchpeitschen“, sondern mit der teilweisen Versilberung eigener DH-Anteile ordentlich Kasse machen will. Erfolg macht sexy: Es wäre die erste Emission einer Beteiligung aus dem Portfolio der Start-up-Fabrik seit dem eigenen IPO, die – geht sie erfolgreich über die Bühne – zur Beruhigung eigener verunsicherter Investoren beitragen würde.
Trotz einiger Risiken im Geschäftsmodell und Marktumfeld – (dauerhafte) Profitabilität quasi nur über monopolartige Marktstellung teuer zu erkaufen – und der relativ hohen Bewertung dürften sich noch immer genügend Geldgeber im aktuell günstigen Umfeld überzeugen lassen, die global angelegte Wachstumsstory zu finanzieren. Insgesamt scheinen die Aussichten für ein erfolgreiches IPO daher leicht zu überwiegen.
Delivery Hero AG | Emissionsparameter |
WKN | A2E4K4 |
Zeichnungsfrist | vsl. 20.–28. Juni |
Erstnotiz | vsl. 30. Juni |
Preisspanne | 22 bis 25,50 EUR |
MarketCap | ~3,8 bis max. ~4,4 Mrd. EUR |
Marktsegment | Prime Standard/Frankfurter Wertpapierbörse |
Emissionsprospekt | ja |
Emissionsvolumen | 859 bis 996 Mio. EUR (inkl. Mehrzuteilung) |
Konsortium | Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley |
Free Float | ~23% |