Geschäftszahlen & Vergleich

DeliveryHeroDas in Berlin beheimatete Unternehmen, das heute über 6.000 Mitarbeiter sowie mehrere Tausend angestellte Fahrer weltweit beschäftigt, wuchs in den letzten Jahren vor allem über Akquisitionen (z.B. foodpanda, foodora, Yemeksepeti oder Pizza.de etc.) sowie deutlich erhöhter Ausgaben für Marketing und Vertrieb (2016: 253,9 Mio. EUR; +15% ggü. Vj.). Die Umsatzerlöse (ohne eingestellte Tätigkeiten) kletterten 2016 um knapp vier Fünftel auf 297 Mio. EUR. Das Umsatzplus wurde allerdings teuer erkauft: So stiegen die Kosten überproportional um 187% auf 84,3 Mio. EUR an – laut DH eine Entwicklung, die maßgeblich auf teure Personal- und Lieferkosten der erstmals vollständig im Konzernabschluss berücksichtigten foodora-Gruppe zurückzuführen sei.

Niklas Östberg, CEO Delivery Hero
Niklas Östberg, CEO Delivery Hero

Trotz offensichtlicher Wachstumsstory schreibt DH nach wie vor rote Zahlen: Auf bereinigter EBITDA-Basis häufte DH 2016 einen Verlust von 71,2 Mio. EUR an. Dieser lag zwar immerhin deutlich unter dem 2015er EBITDA-Minus von 108,8 Mio. EUR, jedoch fällt auf, dass ausschließlich die Kernregion Europa ihren anteiligen EBITDA-Verlust „ausbaute“.

Wegen hoher Kosten für Marketing und Vertrieb, F&E oder Verwaltung, die sich angesichts eines zunehmend kompetitiven Umfelds auch in Zukunft nicht werden minimieren lassen, dürfte DH bis zum Erreichen der Break-even-Schwelle noch reichlich Essenbestellungen aufnehmen und ausliefern müssen. „Man nähere sich der Gewinnzone immer weiter an“, so Östberg, der ergänzt: „Delivery Hero wird weiter wachsen und sich nicht zum Gewinn sparen.“

Bei einer Marktkapitalisierung von 4,4 Mrd. EUR käme DH auf eine Bewertung pro Nutzer von etwa 258 EUR. Damit liegt die angenommene Maximalbewertung im direkten Vergleich zur Peergroup gerade noch einigermaßen im Bereich des Vertretbaren: So kommt etwa Mitkonkurrent Just Eat (GB) auf 337 EUR – ist im Gegensatz zu DH aber auch profitabel. Grubhub (USA) bringt es sogar auf 370 EUR pro Kunde und nur Takeaway.com (NL) mit ihrer deutschen Plattform Lieferando liegt bei 175 EUR deutlich unter dem Wert von Delivery Hero.

Operative Risiken

Risiken, denen sich DH im besonderem Maße ausgesetzt sieht, sind u.a. der sich verschärfende Wettbewerb, bei dem allmählich auch finanzkräftige Multis in einen Markt mit geringen Eintrittsbarrieren drängen, (geo-)politische und wechselkursbedingte Risiken – DH generiert immerhin über 43% seiner Umsätze in Schwellen- und Entwicklungsländern – und die noch immer bestehende Abhängigkeit auf externe Finanzierungsmittel. Da die Gewinnschwelle noch nicht erreicht ist, sichern bisher Gesellschafter- und Bankdarlehen DHs Zahlungsfähigkeit ab. Trotz Börsengang könnten weitere Finanzierungsrunden bestehender und ggf. neuer Investoren nötig werden, um dadurch bestenfalls nicht nur eine weitere Diversifizierung und Straffung des Fälligkeitenprofils zu ermöglichen,.

Marktumfeld

„Der Gang an die Börse wird uns ermöglichen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und uns zusätzliches Kapital verschaffen, um unsere Führungsposition im Markt für Essensbestellung und -lieferung weiter auszubauen“, führt Östberg aus. Die Kapitalspritze kommt also wie gerufen, um sich auf dem mittlerweile hart umkämpften Markt für Essenlieferdienste gegen andere Mitkonkurrenten durchzusetzen. Nicht zu vergessen die neuen schwergewichtigen Rivalen wie Amazon, Uber und Co., die ihrerseits ein Stück vom Kuchen abhaben wollen.