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Umsatzentwicklung

Der Umsatz ist seit 2018 um ca. 18% auf 10,4 Mio. EUR Ende 2020 angewachsen. Dabei erzielte BörseGo etwa 56% des Umsatzes mit Privatkunden und 44% mit Geschäftskunden. Hiervon wurden 86% des Gesamtumsatzes in Deutschland erzielt. Die Jahresbilanz 2021 wird für Mai/Juni erwartet, voraussichtlich dürfte der Umsatz auf etwa 11,6 Mio. EUR anwachsen.

Für das Fiskaljahr 2021, sah die Unternehmensstrategie die Reduzierung der Komplexität und Quantität des Produktangebots vor. So wurde das Produktangebot von 27 auf 14 Börsendienste reduziert. Durch diese Konsolidierung einzelner Börsendienste wurde kurzfristig auf Umsatz verzichtet. Jedoch erhofft sich BörseGo dadurch langfristig eine Qualitätssteigerung des Angebots und plant deshalb in den kommenden Jahren mit einem Umsatz- und Ertragswachstum.

Die Bereitstellungskosten für die Leistungen der Plattform sind von der Kundenzahl weitestgehend unabhängig, wodurch eine Umsatzsteigerung mit nur geringfügig steigenden Kosten erzielt und dadurch die Ertragskraft gesteigert werden kann. Zudem soll das Umsatzwachstum in den nächsten Jahren stärker als das Wachstum der Nutzer ausfällt, um die Ertragskraft pro Nutzer zu erhöhen.

Zahlen und Bewertung
2018 2019 2020 2021e
Umsatz *) 8,75 8,24 10,36 11,64
Nettoergebnis *) 0,05 -0,12 0,86 1,01
EpS 0,5 7,7 9,0
KGV min. 497,8 neg. 31,4 26,6
KGV max. 497,8 neg. 31,4 26,6
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

 

Stärken & Risiken bei BörseGo

Im Zuge der Digitalisierung und des kontinuierlichen Zuwachses an Trading-Angeboten sowie einer neuen technikaffinen Anlegergeneration boomt der Online-Trading-Markt seit langem. (z.B.: Robinhood, Trade Republic, Smartbroker, Scalable Capital oder die vornehmlich an Frauen gerichtete Finanz-App Alice)

BörseGo hat hier definitiv den Vorteil schon nahezu von Beginn an am Markt zu sein. Außerdem verfügen die Plattformen über eine moderne Cloud-IT-Infrastruktur, die Millionen Echtzeitdaten pro Sekunde verarbeiten kann. Auch das Angebot, dass sowohl Finanzdaten, Finanznachrichten, Analysetools, redaktionelle Beiträge als auch die Anbindung an den Handel mit Wertpapieren ermöglicht, bietet Nutzern eine umfassende One-Stop-Lösung. Somit finden Investoren detaillierte Informationen, Broker erhalten den möglichen Zugang zu Nutzern und BörseGo kann möglichen Partnern wie z.B. Banken eine zusätzliche Werbeplattform bieten.

Andererseits ist die digitale Konkurrenz eben sehr groß und es ist schwer abzusehen, welche Wettbewerber sich zukünftig durchsetzen werden. BörseGo erzielt zudem einen großen Anteil des Umsatzes mit einer kleinen Anzahl von Geschäftspartnern, was ein gewisses Klumpenrisiko bedeutet. Auch die redaktionellen Dienstleistungen werden im Wesentlichen von zwei einzelnen Geschäftspartnern erbracht.

Zudem könnte regulierungsseitig für manche Anbieter Ungemach drohen. Viele Trading-Plattformen finanzieren sich vor allem über Rückvergütungen der Börsenplätze/Market Maker, über die sie ihren Handel abwickeln. Dieses Problem wurde in der jüngeren Vergangenheit im Zuge des Social-Trading-Hypes insbesondere bei Robinhood publik, die US-Börsenaufsicht SEC hatte dazu Ermittlungen eingeleitet. Auch die BAFin und die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA hat gegenüber dem Geschäftsmodell „Zahlung für Orderfluss“ Vorbehalte geäußert.

+ wachsender Markt

+ One-Stop-Lösung für Nutzer mit breitem Dienstleistungsangebot

+ skalierbarer Plattformaufbau

– wie bei fast allen KMUs: Schlüsselpersonenrisiko

– Regulierungsrisiko

– minimaler Free-Float/Handelsliquidität gering

 Fazit

Der Börsengang dient – so wie auch von BörseGo kommuniziert – maßgeblich dem Ziel eine Erhöhung der Bekanntheit zu erreichen, um dann auf Basis steigender User-, Abo- und Tradezahlen einen Wachstumszuwachs zu erreichen. Das wird auch daran deutlich, dass lediglich ein Bruchteil neuer Aktien am bestehenden Grundkapital ausgegeben wird. Sollte sich die Aktie nach dem Handelsstart in Höhe des Ausgabepreises von 240 EUR einpendeln, läge das Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz bei ca. 2,3, also für ein FinTech-Unternehmen durchaus akzeptabler Bereich. Dasselbe gilt für das KGV von knapp 27 auf Basis der antizipierten Profitabilität für 2021.

Kurzum: Fans bzw. bereits bestehende zufriedene Nutzer von BörseGo dürften an dem IPO womöglich Gefallen finden und versuchen wollen, einige der wenigen angebotenen Anteile zu zeichnen. Ob sich neutrale Beobachter oder Nichtkenner von BörseGo für die Aktie erwärmen können, bleibt allein angesichts der großen Anbieter-Konkurrenz abzuwarten.

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.