IPO im Fokus: AUTO1 auf der Überholspur

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Geschäftsmodell mit großem Datenschatz

Der Wachstumskurs von AUTO1 basiert insbesondere auf der Fähigkeit, eine möglichst große Anzahl von Fahrzeugen zu beschaffen und diese dann zu wettbewerbsfähigen Preisen zu vermitteln. Die vertikal integrierten Plattformen verarbeiten im Schnitt über 1 Mio. Seitenaufrufe pro Tag und haben bis dato über 160 Terabyte an Daten über Automarken, Modelle und weitere entsprechende Informationen gesammelt. Per eigenentwickelten Algorithmen werden Gebrauchtwagen und Marktnachfrage automatisch und in Echtzeit bewertet und die entsprechenden Preise effizient festgelegt.

Die Auftragsabwicklung wird europaweit über 400 Abhol- und Abgabestationen geregelt, für den Transport und die Lagerung von Fahrzeugbeständen arbeitet AUTO1 mit externen Dienstleistern in mehr als 150 Logistikzentren zusammen. Insgesamt konnte AUTO1 so bislang über 4 Mio. Gebrauchtwagen-Transaktionen abschließen.

Größter Wettbewerber innerhalb Europas

Mit über 615.000 verkauften Gebrauchtwagen war AUTO1 im Jahr 2019 nach eigenen Angaben Europas größter Anbieter für den Kauf und Verkauf von Gebrauchtwagen. Im Vergleich zum nächst größten Wettbewerber wurden demnach rund doppelt so viel Gebrauchtwagen innerhalb der Europäischen Union verkauft.

Von 2014 bis 2019 wuchs der Umsatz mit einer CAGR von ca. 93% auf fast 3,5 Mrd. EUR. Die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr hat die Gruppe allerdings ebenfalls ausgebremst. Die letzten Quartalszahlen 2020 liegen noch nicht vor, bis Ende September setzte AUTO1 knapp über 2 EUR Mrd. EUR um (-19% ggü. 9M/2019). Der Rückgang ist klar Corona-bedingt, unter anderem schon deshalb, weil in vielen Ländern Zulassungsämter geschlossen blieben. Allerdings erhöhten sich die Umsatzerlöse wieder um 90% im Lockdown-freien dritten Quartal, AUTO1 prognostizierte den Jahresumsatz 2020 auf 2,8 Mrd. EUR.

Das EBITDA 2019 lag bei -93 Mio. EUR (-107 Mio. EUR 2018), von Januar bis September 2020 bezifferte es sich aber schon auf +0,5 Mio. EUR nach -72 Mio. EUR in den ersten drei Vorjahresquartalen. Auf dieser Basis erreichte AUTO1 erstmalig Profitabilität für einen vollen Neunmonatszeitraum. Zwar glaubt AUTO1 durch die Investitionen in die „Autohero“-Plattform in nächster Zeit weiterhin nicht profitabel zu sein, will aber auf EBITDA-Basis die Gewinnschwelle innerhalb der nächsten drei Jahre wieder erreichen.

Markt fragmentiert und kaum digital

Der europäische Gebrauchtwagenmarkt wird laut Statistischem Bundesamt auf 600 Mrd. EUR Jahresumsatz 2019 geschätzt und soll bis 2025 um etwa 5% p.a. wachsen. Allein in Deutschland beträgt das Marktvolumen ca. 90 Mrd. EUR und ist damit fast so groß wie das für Neuwagen mit 121 Mrd. EUR.

Vom Absatz bemessen: Während europaweit der Verkauf von Gebrauchtwagen ca. 2/3 aller Transaktionen ausmachte, ist der Markt hierzulande mit 7 Mio. Fahrzeugen p.a. doppelt so groß wie der Neuwagen-Markt. Während der Corona-Pandemie soll der Absatz laut Deutscher Automobil Treuhand um 2,4% unter 2019 gelegen haben, während das Volumen bei Neuwagen hingegen sogar um 16% zurückging.

Zudem ist der Markt stark fragmentiert und befindet sich in einem erst frühen Stadium der Online-Durchdringung. Autokäufe und -verkäufe werden weiterhin direkt bei Händlern oder privat meistens über Kleinanzeigen realisiert. AUTO1 schätzt, dass der Marktanteil von Onlineverkäufen von Gebrauchtwagen an Konsumenten in Europa lediglich rund 1% ausmache. Das dürfte sich jedoch Lockdown-bedingt 2020 geändert haben: Eine Online-Präsenz scheint seither nahezu zwingend geworden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt, wenn sich die Alltagssituation wieder normalisiert.

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