Für den Dow ist das Minus von 7,2 % im letzten Jahr zusammen mit dem Abschlag aus dem vorhergehenden Jahr das erste Doppelminus seit 1977/78, einer ebenfalls nicht ganz leichten Börsenphase. Die Nasdaq fuhr 2001 sogar einen Verlust von knapp 21 % ein: Zusammen mit dem Kursgewitter im Vorjahr (-41 %) war dies erst der zweite Doppelschlag überhaupt. Den ersten gab es 1973/74 im Umfeld der Ölkrise, gerade einmal zwei Jahre nach Entstehen der Nasdaq – voreilige witterten damals schon das Scheitern der High Tech-Börse. Wie wir heute wissen, war das nur das Aufwärmprogramm für die längste Börsenhausse des letzten Jahrhunderts.

Nicht besser erging es auch dem deutschen Vertreter der weltweit wichtigsten Indices, dem Dax. 2001 verzeichnete er einen Abschlag von rund 20 %. Schlechter lief es etwa für das französische Pendant, den CAC-40, etwas besser und stabiler dagegen – wie gewohnt – an Europas Börsenplatz Nummer eins, London. Nichtsdestotrotz waren auch hier die Jahre 2000 und 2001 mit ihren Kursverlusten nur eine kleine Korrektur der vorhergehenden Jahrhunderthausse. Insgesamt korrigierten die meisten Indices die Kursgewinne der letzten drei Jahre, teilweise sogar bis zu vier Jahre.

Das ist ein schwacher Trost für „neuzeitliche“ Anleger. Genau jene Anleger, die erst Ende der 90er durch eben diese Kursgewinne angelockt wurden, die so einfach und selbstverständlich schienen. Um sich Mut zu machen, müssen Finanzauguren zur Untermauerung einer bullishen Einstellung nun Statistiken bemühen. Seit dem zweiten Weltkrieg gab es (beispielsweise im Dow) keine drei aufeinanderfolgenden Minusjahre mehr. Nur: Betont Mr. President nicht gebetsmühlenartig, daß man sich im Krieg gegen den Terror befinde? Vor diesem Hintergrund kann diese historische Parallele also kaum als Motivationsfaktor herhalten.

Und so müssen nun Blicke in die Kristallkugel herhalten: Pfiffige Finanzauguren werden sich in dieser Woche – und vor allem schon heute – auf die ersten Handelstage an der Wall Street stürzen: Wie der Januar, so auch das Gesamtjahr. Weil viele aber nicht einen ganzen Monat warten können oder wollen, wurde die Regel in den letzten Jahren kurzerhand umformuliert: Wie die erste Woche, so das Gesamtjahr. In unserer schnellebigen Zeit reichte aber auch das schon bald nicht mehr: Wie der erste Handelstag, so das Gesamtjahr. Wer weiß, was als nächstes kommt. Eines ist aber auch gewiß: Sollte der heutige Handelstag schlecht ausfallen, wird man zumindest die letzte Variante schnell wieder über Bord werfen.


Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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