GoingPublic: Herr von Arnim, Micrologica hat am Dienstag die Neun-Monatszahlen bekanntgegeben. Bitte fassen Sie doch kurz zusammen, wie Ihre neuen Geschäftszahlen aussehen.

Von Arnim: Micrologica befindet sich auf einem kontinuierlichen Sanierungspfad, den wir im Sommer dieses Jahres eingeschlagen haben. Wir haben eine Re-Focussierung auf unser Kerngeschäft vorgenommen und damit gleichzeitig ein Zurückfahren der defizitären Tochtergesellschaften, die im letzten Jahr nicht richtig konsolidiert worden sind. Des weiteren haben wir einige Kostenpositionen weiter zurücknehmen können und eine Personalverschlankung durchgeführt. Der direkte und auch der indirekte Vertrieb wurde dagegen weiter gefördert. Diese Maßnahmen zusammen schlagen sich in den neuen Geschäftszahlen nieder. Mit einem Auftragseingang von 4,2 Mio. Euro haben wir das zweithöchste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielen können. Dies belegt, daß wir von unseren Kunden auch in der schwierigen Situation der letzten Quartale als einer der Weltmarktführer für CTI-Produkte akzeptiert worden sind. Ganz wichtig ist, daß der Verlust des dritten Quartals schon geringer ausgefallen ist. Das zeigt, daß die angesprochenen Maßnahmen bereits gegriffen haben. Natürlich ist der Neunmonats-Verlust insgesamt mit 10,7 Mio. Euro bei einem Umsatz von 8,1 Mio. Euro nicht befriedigend, beinhaltet aber das katastrophale Frühjahr unter dem vorherigen Management.

GoingPublic: Wie sehen die neuen Prognosen für das Gesamtjahr 2000 aus?

Von Arnim: Wenn man den Umsatz nach neun Monaten hochrechnet, ergibt sich beim Umsatz zumindest eine Zehn vor dem Komma. Micrologica möchte die Prognosen bewußt konservativ ansetzen, um dann gegebenenfalls positiv überraschen zu können. Das ist von meinem Vorgänger anders gehandhabt worden und auf viel Kritik gestoßen.

GoingPublic: Sie gehen also fest davon aus, daß die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen letztendlich von Erfolg gekrönt sein werden? Reichen Ihre derzeitigen liquiden Mittel denn aus, um die schwierige Situation durchzustehen?

Von Arnim: Die Maßnahmen haben zwar gegriffen, aber wir sind bei weitem noch nicht fertig! Auch was das Erreichen der Gewinnschwelle angeht, haben wir uns sehr vorsichtig geäußert, um keine übersteigerten Erwartungen aufkommen zu lassen. Micrologica plant das Erreichen der Profitabilität im Winter 2001 – offiziell. Natürlich sind wir damit intern nicht zufrieden und streben daher ein schnelleres Ergebnis an. Von den 6 Mio. Euro an Krediten sind bislang erst gut 3 Mio. eingesetzt worden. Und gerade weil wir an den Erfolg der Restrukturierung glauben, haben wir auch eigenes Geld mit hineingegeben. Es sind noch weitere Mittelzuflüsse geplant.

GoingPublic: Sie haben gemeldet, daß im letzten Quartal zahlreiche Neukunden gewonnen werden konnten. Können Sie konkrete Namen nennen?

Von Arnim: Wir haben in Spanien einen wichtigen Partner gewonnen, der im Dezember oder spätestens im Januar für uns die Vertriebstätigkeit aufnehmen wird. Dort wird eine Tochtergesellschaft gegründet werden, die dann auch den Namen Micrologica Iberica tragen wird. Darüber hinaus konnten wir Kunden wie die Iduna Bausparkasse, die Industriebank Berlin, Douglas Holding, Nextnet und Qiagen gewinnen. Alles in allem also ein sehr breites Spektrum von Unternehmen aus vielen verschiedenen Branchen.

GoingPublic: Glauben Sie also, daß Micrologica das Schlimmste überstanden hat?

Von Arnim: Unsere Auftragslage und unsere Restrukturierungslage zeigen deutlich, daß wir wieder auf dem richtigen Pfad sind. Ich möchte mich betont vorsichtig äußern, da niemals ausgeschlossen werden kann, daß nicht noch einmal Rückschläge vorkommen können. Wir haben aber schon ein gutes Stück zurückgelegt!

GoingPublic: Herr von Arnim, vielen Dank für dieses Gespräch.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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